Schauspieler sind auch nur Menschen. Und als solche müssen sie - wie wir alle - sehen, wo sie bleiben. Familien wollen ernährt, Rechnungen bezahlt werden. Da kann man es ihnen kaum verübeln, wenn sie hin und wieder Jobs annehmen, um sich die Taschen zu füllen. Man wäre ja naiv zu glauben, dass alle Hollywood-Stars so nobel sind, dass für sie nur der künstlerische Aspekt zählt und das Finanzielle hintendran steht. Selbst die größten von ihnen sind nicht immun dagegen, den Verlockungen des schnellen Geldes zu widerstehen. Wenn die Studios erst mit den Dollarscheinchen wedeln und man nicht viel dafür tun muss...
Die meisten Darsteller würden wahrscheinlich nie zugeben, sich nur der reizvollen Gage wegen auf einen Film eingelassen zu haben, den sie sonst kategorisch abgelehnt hätten. Einige aber schon. Sie stehen dazu und haben anscheinend kein allzu schlechtes Gewissen. Warum auch? Ist doch ihr gutes Recht, mit ihrer Arbeit (unverhältnismäßig viel) Geld zu verdienen. Wir haben euch mal die bekanntesten Beispiele herausgesucht!
Jackie Chan - "Rush Hour"
Wie Jackie Chan über seine amerikanischen Filme denkt, hat er nie verschwiegen: Er macht sie nur, weil sie ordentlich Geld abwerfen. Und mit diesem Geld kann er dann Filme in China finanzieren, die ihm wirklich am Herzen liegen - was Gurken wie The Tuxedo - Gefahr im Anzug oder Spy Daddy erklärt. Auch für Rush Hour hatte Chan wenig übrig. Die Action fand er schwach, mit dem Humor konnte er nichts anfangen. Er wollte bloß testen, wie er beim US-Publikum ankommt, und die üppige Gage einstreichen. Dementsprechend perplex war er vom Erfolg des Films, Rush Hour 2 und Rush Hour 3 lohnten sich für ihn dann noch umso mehr.
Sean Connery - "James Bond - Diamantenfieber"
Zur Zeit von James Bond - Man lebt nur zweimal hatte Sean Connery den britischen Geheimagenten schon gründlich satt, 007 war für ihn gestorben. George Lazenby wurde sein Nachfolger, stieg aber nach nur einem Film wieder aus. Die Produzenten konnten für James Bond - Diamantenfieber keinen geeigneten Ersatz finden und kamen deshalb auf Connery zurück, koste es, was es wolle. Es kostete sie die damalige Rekord-Gage von 1,25 Mio. £, außerdem bot man ihm an, zwei Filme seiner Wahl zu finanzieren. So ließ sich Connery dann doch zum Comeback "überreden", obwohl er keine Lust mehr auf James Bond hatte. Was man ihm leider auch anmerkte...
Morgan Freeman - "The Dark Knight"-Trilogie
Morgan Freeman machte nie einen Hehl daraus, was ihn zu Christopher Nolans The Dark Knight-Trilogie getrieben hat: das gute alte Geld. Als Vorbild nannte er Alec Guinness, der an den von ihm nicht gerade geliebten Star Wars-Filmen ein Vermögen verdient hatte. Das wollte Freeman auch, also unterschrieb er für die Nebenrolle des Lucius Fox und ließ sich seinen stressfreien Job vergolden. Bei Batman Begins etwa wurde er nur fünf Tage lang gebraucht und musste nicht viel mehr tun, als seinen Charme spielen zu lassen und Gadgets zu erklären. Aber als der Profi, der er ist, spulte er sein Programm souverän herunter.
Michael Caine - "Der Weiße Hai - Die Abrechnung"
Richtig wählerisch war Michael Caine bei seiner Rollenwahl noch nie, obwohl er es sich doch eigentlich leisten können müsste. Seine Philosophie ist ganz einfach: Wenn mal keine tollen Angebote reinflattern, nimmt er eben das, was sich finanziell lohnt. Deswegen ist Caine oft noch das Beste an grottigen Filmen wie Der Weiße Hai - Die Abrechnung, dem vierten und letzten Teil der Reihe. Gesehen habe er ihn nie, das fantastische Haus, das damit gebaut wurde, aber schon, sagte Caine. Es kostete ihn nur eine Woche Arbeitszeit, kaum mehr als ein gut bezahlter Urlaub auf den Bahamas, wie er später zugab.
Ben Affleck - "Paycheck - Die Abrechnung"
Bei Paycheck - Die Abrechnung ist der Name Programm. Sicher, Ben Affleck reizte die Aussicht, mit Action-Legende John Woo zusammenzuarbeiten, aber vor allem überzeugte ihn ein anderes Argument. Die Antwort liege im Titel, antwortete er augenzwinkernd auf die Frage, warum er den Film gemacht habe. Einer seiner großen Fehltritte wie Daredevil oder Liebe mit Risiko - Gigli, räumte Affleck später ein. Selbsterkenntnis war in diesem Fall wirklich der erste Schritt zur Besserung. Sein Co-Star Paul Giamatti sah es offenbar ähnlich, auch er fand Paycheck treffend betitelt.
Paul Bettany - Marvel-Filme
Seine Rolle als J.A.R.V.I.S., Tony Starks künstliche Intelligenz, die er seit Iron Man sprach, wann immer er gebraucht wurde, machte es Paul Bettany schön einfach. Er musste nur gelegentlich ein paar Zeilen Text aufnehmen, um dann eine Stunde später mit prall gefüllten Taschen nach Hause zu gehen. Mehr wusste Bettany nicht, und mehr wollte er auch gar nicht wissen, da ihn die Marvel-Filme nicht sonderlich interessierten. Ihn plagten sogar Schuldgefühle, weil er für so wenig so gut bezahlt wurde. Damit war in Avengers 2 - Age of Ultron Schluss, als man J.A.R.V.I.S. zu Vision ausbaute - inklusive aufwendiger Make-up-Prozeduren. Hätte er mal lieber nichts gesagt...
Eddie Murphy - "Angriff ist die beste Verteidigung"
Filme mit Eddie Murphy waren in den 80ern die reinsten Gelddruckmaschinen. Um die Panzer-Komödie Angriff ist die beste Verteidigung, die bei Testvorführungen miserabel abgeschnitten hatte, besser vermarkten zu können, beschloss Paramount Pictures daher, extra noch eine Rolle für Murphy zu ergänzen. Dem Streifen half es wenig, Murphys Konto umso mehr. Die Verhandlungen sollen ihm zufolge etwa so verlaufen sein: "Was?! Wie könnt ihr es wagen, mir ein solches Skript anzudrehen! Oh, so viel Geld? Dann los!" So kamen dann wohl auch Der Kindergarten Daddy, Norbit, Mensch, Dave! und all die anderen Murphy-Gurken zustande.
Marlon Brando - "Superman"
Mitte der 70er-Jahre verlor Marlon Brando die Lust am Schauspielern, er wollte nur noch so lange weitermachen, wie es sich für ihn lohnte. Und die Superman-Produzenten, die für die Rolle von Supermans Vater Jor-El einen angesehenen Darsteller suchten, waren bereit, tief in die Tasche zu greifen. Eine Gage von 3,7 Mio. $ (damaliger Rekord) und über zehn Prozent der Kinoeinnahmen für gerade mal zwölf Drehtage - wer hätte das abgelehnt? Brando nicht, es war ja leicht verdientes Geld. Er sah zwar keinerlei künstlerische Herausforderung darin, kassierte aber richtig ab und war anschließend so verwöhnt, dass er anfing, bei späteren Filmen ähnliche Forderungen zu stellen.
Richard Dreyfuss - "Poseidon"
Im Katastrophenfilm Poseidon spielte Richard Dreyfuss einen schwulen, selbstmordgefährdeten Architekten. Aber nicht diese interessant klingende Rolle war es, die ihn aus dem Ruhestand lockte. Danach gefragt, was es war, antwortete er ohne Umschweife: "Geld." Und was hat ihn speziell an Poseidon gereizt? Das Geld, das man ihm bot. Erfrischend ehrlich, auch wenn das Studio und Wolfgang Petersen sicher nicht übermäßig begeistert von so viel Offenheit waren. Am Ende ging der Film sang und klanglos unter, Dreyfuss wird es relativ egal gewesen sein.
Bruce Willis - "Cop Out - Geladen und entsichert"
Bruce Willis und Kevin Smith, das passte... nicht. Smiths Begeisterung darüber, Willis dabei zu haben, schwand schnell, als er merkte, dass der sich nicht im Geringsten für Cop Out - Geladen und entsichert interessierte und nicht auf seine Regie hörte. Willis erschien regelmäßig zu spät, riss Seiten aus dem Drehbuch und gab sich auch sonst keine große Mühe. Bei einer seiner Streitereien mit Smith sagte er geradeheraus, dass es ihm nur ums Geld ging. Dieser Einstellung blieb Willis treu: The Expendables 3 verließ er, da man ihm nur läppische 3 statt der geforderten 4 Mio. $ bot. Jemand anders nahm den Check gerne entgegen...
Harrison Ford - "The Expendables 3"
Gierig und faul, eine sichere Formel für Erfolglosigkeit. So zog Sylvester Stallone auf Twitter über Bruce Willis her, weil der sich unterbezahlt fühlte und deshalb keinen Bock mehr auf The Expendables 3 hatte. Ersetzt wurde er durch Harrison Ford. Der sagte dazu Folgendes: Man habe ihn gefragt, ob er mitmachen wolle, und ihm einen Grund gegeben, warum er es sollte. Als der Interviewer daraufhin Daumen und Zeigefinger aneinander rieb (die Geste für Geld), meinte Ford grinsend, das sei doch als Grund gut genug. Bei Star Wars - Das Erwachen der Macht klang es übrigens ganz ähnlich.
Alec Guinness - "Star Wars"
Alec Guinness hasste praktisch alles an Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung, vom Skript bis zu den Dreharbeiten. Und er hielt damit auch nicht hinterm Berg. Den Film, den er für "Märchen-Müll" hielt, machte er erst, als George Lucas ihm einen prozentualen Anteil seiner eigenen Einnahmen versprach. Danach hatte Guinness für den Rest seines Lebens ausgesorgt. Der seiner Meinung nach übertriebene Kult um seine Person, Obi-Wan Kenobi und die Sternenkrieg-Saga, von der er sich weiterhin distanzierte, nervte ihn allerdings sehr. Nur weil er Lucas so dankbar war, kehrte er in Star Wars: Episode V - Das Imperium schlägt zurück und Star Wars: Episode VI - Die Rückkehr der Jedi-Ritter zurück.