Ein Jahr ohne Shitstorm ist kein gutes Jahr. Was 2016 für uns Batman v Superman - Dawn of Justice war - der in der Langfassung inzwischen rehabilitiert wurde - ist nun Fast & Furious 8. Der neueste Kracher der Reihe hatte in unserer Kritik eine wenig schmeichelhafte Bewertung erhalten, da stellt sich doch die Frage, ob man das eigentlich darf, wenn man so manche Kommentare liest.
Üblicherweise gehen wir davon aus, dass MJ-Leser deutlich intelligenter sind als Primaten, die des Lesens nicht mächtig sind, und einen von uns verfassten Text auch verstehen. Denn Obacht, Filme von Affen geschrieben (wie wir zugegebenermaßen etwas süffisant andeuteten), bedeutet nicht Filme für Affen, so viel Respekt vor euch haben wir.
Wenn wir in einer Kritik schreiben "... die Fans werden sich auf jeden Fall diesen Film anschauen" und einige positive Aspekte erwähnen, ist es recht erstaunlich, dass direkt als zweiter Kommentar zu lesen ist "Ich gehe so oder so rein, komme was da wolle. Auf Kritiken gebe ich schon lange nichts mehr. Bilde mir lieber ne eigene Meinung." Hatten wir das nicht soeben geschrieben und dem Film für genau jene Lesern eine tolle Bewertung attestiert...?
Die beste Meinung ist wie immer die eigene Meinung, wer aber andere Ansichten nicht akzeptiert oder ablehnt, den erreicht niemand mit Argumenten und keiner noch so guten Formulierung. Was also tun, außer sich an den Rest zu wenden? Überhaupt sind Kritiken dem einen zu emotional, dem anderen zu inhaltslos, der Dritte meckert über angebliche Spoiler, der nächste User hätte gern ne Aussage zum 3D und wieder jemand anderes will, dass alles viel witziger geschrieben wird. Ihr seht, es ist schwer, allen gerecht zu werden und uns war bewusst, dass wir mit Fast & Furious 8 in ein Wespennest stechen werden.
Dabei ist eine Kritik nur eine Meinung, subjektiver als man oft denkt, und im Idealfall das Resultat mehrerer Personen - im Falle von Fast & Furious 8 von einer unserer Autorinnen. Übrigens jener, die einst auch Fast & Furious 7 - Zeit für Vergeltung rezensierte und den Film ziemlich gut fand. Anders als Mr. MJ, der den Vorgänger schnarchend langweilig fand und den neuen Teil hingegen mochte. Ja, es gibt inzwischen auch andere Stimmen in der Redaktion, die Fast & Furious 8 kennen und deutlich besser als die letzten Episoden einordnen würden. Sie hätten bei der Bewertung anders gewichtet, aber es zeigt auch wieder nur, dass Bewertungen bei Filmen Mist sind. Auf den Text kommt es an und der passt, egal ob er nun zu emotional klingt oder nicht.
"Fast & Furious 8" Trailer 2 (dt.)
Wir stehen auch weiterhin hinter der veröffentlichten Kritik, dennoch wollten wir wissen, warum Teil 8 so polarisiert und nach ausgiebigen Diskussionen stellte sich heraus, wieso der Film auf der einen Seite so kritisiert und auf der anderen auch gelobt wird. Wie so oft hängt dies von der persönlichen Gewichtung ab. Ja, die Kritik ist emotional geschrieben und der Film bekam etwas mehr Fett weg - zutreffende Kritik, die schon die Vorgänger verdient hätten. Woran man aber eine Menge festmachen kann, ist ein wahrer Schwachpunkt im Film - und das ist Vin Diesel. Vielleicht überraschend, das zu lesen, was wir kurz erläutern wollen.
Ein Großteil unserer Review zielte auf die moralische Komponente ab, die zwingend in diesem achten Teil hinterfragt werden muss, und das unterscheidet sich sehr wohl zu den vorherigen Episoden. Hierbei muss die schauspielerische und auch die inhaltliche Komponente getrennt werden.
Inhaltlich sind die Taten von Dominic Toretto tendenziell nachvollziehbar, aber in der Gesamtheit absolut indiskutabel. Gerade weil erneut das Familienkonzept in den Mittelpunkt gestellt wird, sich jedoch die Frage stellt, was dieses Vorbild eigentlich bereit ist, dafür zu tun. Er riskiert bewusst das Leben unzähliger Menschen, bricht Gesetze und feiert eine Zerstörungsorgie sondergleichen. Natürlich fühlt er sich dabei nicht wohl, aber diese Emotion rührt nicht von seinen Handlungen her, sondern nur, weil er seine Familie hintergeht. Hier zeigt sich schlussendlich, dass in der Welt des Dominic Toretto nur das eigene Wohl zählt: Wer nicht zu seiner Familie gehört, hat keine Rechte. Es spielt dabei keine Rolle, ob andere Menschen zu Schaden kommen oder sterben und es wäre somit durchaus legitim, 100 Tote in Kauf zu nehmen, um eine(n) der Seinen zu retten. Der moralische Kompass geht dabei komplett verloren, ungeachtet der hirnrissigen Story. Trotz Stereotypen ist die Darstellung von Hobbs (Dwayne Johnson) gänzlich anders, der Verantwortung für seine Taten übernimmt und hier prallen krasse Gegensätze aufeinander, wobei das Hauptproblem ist, dass der Film am Ende wertet. Das, was passiert, wird nicht hinterfragt, die Taten legitimiert und am Ende sogar belohnt. Und diese Schieflage bei Fast & Furious 8 ist äußerst kritikwürdig.
Besonderes Gewicht bekommt diese Tatsache durch den schauspielerischen Aspekt von Diesel und die Bedeutung, die er seit Jahren dieser Rolle beimisst. Diesel zieht den Film massiv nach unten mit seiner bierernsten Darstellung, denn im Gegensatz zu allen anderen Darstellern will er Fast & Furious 8 Gewicht verleihen. Der Rest weiß, dass es ein großer abgedrehter Spaß ohne Realitätsbezug ist und spielt entsprechend. Nicht so Diesel, der kopflastig fern der Realität meint, er sei das alleinige Zentrum. Er will Ernsthaftigkeit, er will Realismus, er will das Vorbild sein. Doch genau das ist er in dieser Rolle nicht und schon gar nicht nach all seinen Taten. Wird ihm weniger Gewicht verliehen, blüht der Teil plötzlich richtig auf, ignoriert man Diesel, wird Fast & Furious 8 unterhaltsam und genau jene Szenen, die auf ihn verzichten, gehören zu den stärksten Momenten. Auf einmal wird klar, wie gut die Chemie zwischen anderen Darstellern funktioniert, wie viel Spaß das alles machen kann, wenn kein griesgrämiger Fleischklops durchs Bild stampft. Nach Fast & Furious 8 bekommen einige regelrecht Lust, eine Buddy-Komödie nur mit The Rock und Jason Statham sehen zu wollen, und auch das ist legitim.
Fazit: Die Gewichtung macht den Unterschied. Als Zuschauer kann man vieles ausblenden, was passiert, als Fiktion abtun und Fast & Furious 8 als reines Popcornkino genießen. Aber sich an negativen Stimmen zum Gezeigten zu reiben, lässt die Kritikpunkte nicht verschwinden. Sie mögen für den einen oder anderen weniger Bedeutung haben, andere Dinge wichtiger sein, aber bestehen bleiben sie dennoch. Gerade weil Vin Diesel so ernstgenommen werden will, können wir persönlich vor bestimmten Fakten nicht die Augen verschließen und das drücken wir mit unserer Kritik und diesem Nachtrag aus.