Bereits die erste Episode von The Last of Us hat uns in den Bann gezogen und durch ihre mannigfaltigen Schauwerte die Angst genommen, dass man es erneut mit einer halbgaren Umsetzung zu tun hat (siehe unsere Review).
Mit Folge 2 namens "Infiziert" (Originaltitel: "Infected") hat man den Ton von The Last of Us nun um weitere Nuancen ausgebaut und präsentiert im Hauptteil Tess (Anna Torv), Ellie (Bella Ramsey) und Joel (Pedro Pascal) auf ihrem Weg durch eine menschenleere Stadt, wobei dieser mit ordentlichen Horrorvibes unterfüttert wurde. Die lähmende Angst, sie ist also nach wir vor da und hat mit der fünfzig Minuten langen Folge nur eine neue Wendung erhalten. ;-)
Verkürzt lässt sich sagen, dass diese The Last of Us-Episode dahingehend angelegt ist, noch mehr Antworten auf die Herkunft des Cordyceps-Organismus zu erhalten, wodurch die ausgehende Bedrohung des verzehrenden Plizgeschwülsts mit weiterem Nährboden versorgt wird. Das gelingt ziemlich eindrucksvoll, da die Vorstellungskraft durch recht widerwärtige Bilder angestuppst wird.
Die aus dem naturwissenschaftlichen Erkläransatz resultierende Stimmung ist dabei der von Craig Mazins Chernobyl geschaffenen Atmosphäre nicht unähnlich. Wir können außerdem schon einmal verraten, dass die Infizierten ein wenig anders als in der Spielvorlage funktionieren, wobei die hier präsentierte Wirkweise fast noch bedrohlicher erscheint.
Des Weiteren wird in Folge 2 die Dreiecksbeziehung von Tess, Ellie und Joel weiter ausgebaut, wobei besonders Bella Ramsey als Ellie groß aufspielen darf. In einigen äußerst wirkungsvollen Momenten wird der Beweis angetreten, dass Ramsey eine würdige Wahl für das neugierige Mädchen ist.
Ihre Sonderstellung für den Plot wird dabei gleich zu Beginn mit einem wundervoll metaphorischen Bild untermauert, bei der die 14-Jährige friedlich schlummernd auf einem Rasenfleckchen präsentiert wird. Ellies verbale Schlagabtausche mit Pascals Joel sind infolge der Geschehnisse ebenso tiefgründig, augenzwinkernd, warmherzig und spitzfindig wie in The Last of Us Part I.
Ebenfalls gefiel uns, dass Tess und Joel eine noch viel stärkere Motivation für ihr Handeln bekommen, da der Themenkomplex Schuld und Sühne gegenüber der tollen Videospielvorlage eine noch größere Rolle zu spielen scheint. Auch bleibt ihre Beziehung herrlich vage und wird nicht unnötig verklärt. Emotionale Momente weiß die zweite Folge von The Last of Us dabei trotzdem zu liefern.
Bei der behutsam aufgebauten Horrorstimmung möchten wir anmerken, dass man das Aufeinandertreffen mit den Cordyceps-Infizierten äußerst clever angegangen ist, indem man zunächst über das sich anbahnende Unheil ins Gespräch kommt und die Details anschließend einem knallharten Realitätscheck unterzogen werden. Es ist toll, dass die Stimmung der Videospielgefechte unfassbar gut eingefangen wurde, wobei man sich besonders auf die Anspannung der Figuren konzentriert, indem die Kamera ihre vor Angst erstarrte Mimik und ihre zittrigen Hände in den Blick nimmt.
Das Ausfüllen dieser bisherigen Leerstellen, die in The Last of Us Part I wegen der eigenen Interaktion mit dem Medium nicht ganz so stark akzentuiert werden konnten, machen zweierlei deutlich: Erstens, dass man das filmische Metier versteht und zweitens, dass man der Wirkung der Vorlage mit den im Serienbereich zur Verfügung stehenden Mitteln gerecht zu werden versucht.
Leider müssen wir noch immer monieren, dass die Masken der besagten Ungetümer Luft nach oben lassen, wobei der Eindruck von Gummi durch die schummrige Lichtstimmung oftmals ganz gut kaschiert wird. Dennoch muss man loben, dass die Designs und Klänge der bedrohlich schnalzenden Infizierten denen der Vorlage entsprechen. Dem eingeweihten Publikum dürfte damit ein Lächeln auf die Lippen gezaubert werden.
"Ist es so wie du dir erhofft hast?", fragt Joel (Pedro Pascal) die junge Gefährtin Ellie als sie auf einem Dach stehen und auf das sonnendurchflutete Städtepanorama blicken, das sich vor ihnen in aller vergänglichen Pracht offenbart. Ellie antwortet zunächst nonchalant, dass das Urteil noch ausstünde und schießt sogleich mit einem "Aber Mann, die Aussicht hat schonmal was!" nach - wundervoll!
Wir können diese Sätze in Bezug auf die Qualität der Serienadaption nur unterschreiben und sind bereits jetzt auf Folge 3 gespannt, die wir liebend gern schon heute ansehen würden. The Last of Us befindet sich damit weiter auf Kurs für eine unglaublich gelungene und intelligente Adaption der von Naughty Dog und Sony geschaffenen Reihe.