Diese Woche erscheint Ridley Scotts Gladiator 2 im Kino (unsere Kritik findet ihr hier), verständlich, dass er derzeit ein gefragter Mann ist. Kürzlich nahm sich Scott daher die Zeit, dem Hollywood Reporter ein ausführliches Interview zu geben. Auf einige seiner interessanten Aussagen wollen wir hier näher eingehen.
"Gladiator 2" Trailer 2 (dt.)
Seit 47 Jahren ist Ridley Scott in Hollywood aktiv. Mit seinen bald 87 Jahren ist er jedoch vergleichsweise spät in die Traumfabrik eingestiegen. Er zog Vergleiche zu Steven Spielberg (19), George Lucas (20) und Francis Ford Coppola (22), die alle deutlich jünger waren und Filmhochschulen besuchten. Scott hingegen war bereits 40 Jahre alt und konnte vor allem auf Erfahrungen in der Fernsehwerbung verweisen.
Vor seiner Karriere als Regisseur studierte Scott an einer Kunsthochschule, was ihm nach eigenen Aussagen gute Fähigkeiten gab, Sets zu kreieren und Einstellungen in Szene zu setzen. Damals habe er versucht Regisseuren zu erklären, wie sie ihre Filme optimal darstellen können. Manche hätten zu ihm gesagt, er solle sich verp*ssen. Schließlich wurde ihm ein Regiekurs bei der BBC angeboten.
Durch viel Tennisspielen in jüngeren Jahren hat Scott zwar seine Knie stark beansprucht und muss regelmäßig Spritzen bekommen. Doch das hält ihn nicht von seinem Job ab. Er liebt es auch heute noch, Filme zu drehen und an ihnen zu arbeiten. Ein längerer Urlaub ist nichts für ihn; sein Urlaub beschränkt sich üblicherweise auf ein Wochenende, an dem er gern malt. Danach muss er aber auch wieder arbeiten.
In Bezug auf sein Alter zieht Ridley Scott Vergleiche zu Regiekollege Clint Eastwood. Dieser ist inzwischen 94 Jahre alt und veröffentlicht gerade mit Juror #2 einen weiteren Film. Scott meint, dass er also noch einige Jahre vor sich habe.
Angesprochen auf Quentin Tarantinos Ankündigung, nach zehn Filmen aufzuhören, antwortete Scott lediglich, dass er nicht glaube, dass Tarantino wirklich mit dem Filmemachen aufhören werde. Tarantino habe zudem bei einigen Projekten Scotts jüngeren Bruder Tony unterstützt.
Tony Scott war bekanntlich der Regisseur von Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel aus dem Jahr 1986. Als es um das Sequel Top Gun - Maverick ging, wurde Ridley Scott gefragt, ob er die Regie übernehmen wolle. Er lehnte jedoch ab, da er nicht in die Fußstapfen seines Bruders treten wollte. Scott sieht sich eher in historischen Werken oder in Fantasy- bzw. Science-Fiction-Settings, während sein Bruder primär bei den gegenwärtigen Stoffen unterwegs war. Tony Scott nahm sich im Jahr 2012 im Alter von 68 Jahren das Leben.
Auf die Frage, wie Ridley Scott dazu stehe, dass er noch nie einen Oscar gewonnen habe, antwortete er trocken, dass er dafür bereits zweimal zum Ritter geschlagen wurde – eine Auszeichnung, die gut zu seiner Leidenschaft für historische Kontexte passe.
Bezüglich Gladiator 2 erzählte Scott, dass seine erste Schnittfassung eine Laufzeit von 3 Stunden und 40 Minuten hatte. Das wäre ihm jedoch zu lang gewesen, und so wurde der Film auf die finale Laufzeit von 2 Stunden und 28 Minuten reduziert. Ob er irgendwann einen Extended Cut zu Gladiator 2 veröffentlichen möchte, ließ Scott offen. Er stellte jedoch in Aussicht, dass die geschnittenen Szenen in einen möglichen Gladiator 3 einfließen könnten, wofür er bereits eine Idee habe. Aktuell arbeitet Scott jedoch an einem Film über die Bee Gees. Das Musikgenre sei eine ganz andere Erfahrung für ihn.
Darüber hinaus würde Ridley Scott gerne zu seinem Historienwerk 1492 - Die Eroberung des Paradieses zurückkehren. Er hat die Idee, eine vierstündige Version des Films auf einer Streaming-Plattform zu veröffentlichen. Unter anderem würde er Gérard Depardieu neu synchronisieren lassen, da dessen Englisch nicht besonders gut ist. Während der Dreharbeiten hatte er sich jedoch nicht getraut, ihm das zu sagen. Heutzutage, so glaubt er, würde Depardieu sicherlich zustimmen und sich vielleicht von Kenneth Branagh synchronisieren lassen.
Angesprochen auf Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt stellte Scott fest, dass er – anders als Spielberg bei Jurassic Park – seinen Film damals aus der Hand gegeben hatte. Spielberg hingegen war bei den Fortsetzungen immer irgendwie involviert und hatte Einfluss. Nach Aliens - Die Rückkehr, Alien³ und Alien - Die Wiedergeburt ging Scott Jahre später auf den Chef von 20th Century Fox zu und stellte in Aussicht, mit Prometheus - Dunkle Zeichen zu den Ursprüngen der Geschichte zurückzukehren. Alien - Covenant bezeichnet er als zu ehrgeizig und etwas zu intellektuell. Auf die Frage, ob die Geschichte von Alien - Romulus eines Tages an Covenant anschließen könnte, antwortete Scott nur, dass das Ende von Covenant ein perfekter Anfang sein könnte.
Ridley Scotts aktueller Film, Gladiator 2, startet am Donnerstag, den 14. November in den Kinos.