Blicken wir ein Jahr zurück: Die Pandemie war bereits im vollen Gange und die Kinos in einer tiefen Krise. Monatelang mussten sie geschlossen bleiben, und als sie wieder öffnen durften, gab es kaum Kinofilme, die man hätte zeigen können. Die Hoffnung einer ganzen Kinowelt hieß damals Tenet. Eine Hoffnung, die sich nicht vollends erfüllen sollte. Christopher Nolans ambitionierter Film war einfach nicht dafür gemacht.
Schon vor der Pandemie wurde viel über die Zukunft der Kinos diskutiert. Es gab von vielen Kritik am bestehenden System. Erinnern wir uns an Martin Scorsese, der wenig Gefallen an Marvel-Filmen findet und sie mit Freizeitparks verglich. Kleinere Filme hätten kaum noch die Chance in den Kinos zu laufen. Die ganzen großen Blockbuster würden langsam das Kino zerstören.
Die Vorwürfe sind sicher nicht falsch. Muss ein Kino einen Star Wars-Film in gleich mehreren Kinosälen zeigen, fehlt natürlich dort Platz für andere Filme. Es wird immer schwerer, die Balance zwischen künstlerischem Anspruch und finanziellem Erfolg zu wahren. Ein kompliziertes und vielschichtiges Thema, für das wir hier sicher keine Lösung finden werden.
Heute, im Dezember 2021, zeigt sich, dass der von einigen kritisierte sogenannte Blockbuster einen großen Anteil daran haben könnte, die Zukunft des Kinos zu retten. Nicht Tenet, sondern Spider-Man 3 - No Way Home entpuppt sich als die große Hoffnung für das Kino. Zu keinem Zeitpunkt der Pandemie waren die Kinos so voll wie zurzeit. Mit einem Einspielergebnis an seinem ersten Wochenende von 260 Mio. Dollar und das nur in den USA, pulverisiert der Film einfach alles, was die letzten zwei Jahre in die Kinos kam und legt sogar das zweiterfolgreichste Startwochenende aller Zeiten hin! Nur Avengers - Endgame mit 357 Mio. war noch besser.
In Deutschland gingen 970.000 Zuschauer in das Marvel-Event, 10 Mio. Euro in 5 Tagen können sich hierzulande als zweitbester Kinostart des Jahres feiern lassen - zum Vergleich: Das ist grob doppelt so viel wie noch für Spider-Man - Far from Home in Deutschland. So unglaublich diese Zahlen sind, es ist nicht nur das finanzielle, was diesen Film so besonders macht.
Hört man sich um, so berichten nahezu alle Kinogänger von identischen Szenen, die sich in den Kinosälen abgespielt haben: Applaus und Jubelschreie während des Films, auch wir erlebten solche Szenen beim Kinogang. Viele haben so etwas noch nie zuvor erlebt. Es ist pure Kinomagie, was wir da gerade erleben. Momente, die wir nicht haben, wenn wir Filme alleine zu Hause gucken. So etwas ist nur möglich, wenn wir Filme als Teil einer Gemeinschaft erleben. Geteilte Emotionen und ein gemeinsames Erlebnis. Nur das Kino schafft so etwas. Und dafür verantwortlich ist ausgerechnet ein "Freizeitpark" aka Marvel-Film.
Es ist beinahe so, als würden wir das Kino und das Besondere an dieser Institution aufs Neue entdecken, und das in einer für viele Menschen schwierigen Zeit. Es ist ein deutliches Lebenszeichen und zeigt, dass das Kino noch lange nicht am Ende ist.
Zwei der Hauptverantwortlichen für diesen Erfolg sind die beiden Produzenten hinter Spider-Man 3 - No Way Home: Amy Pascal von Sony und Kevin Feige von Marvel Studios. In einem Interview mit der The New York Times geben sie einen kleinen Ausblick auf die Zukunft der Reihe.
Erneut bestätigen sie, dass eine weitere Trilogie mit Tom Holland auf uns wartet, und diese weiterhin in Kooperation zwischen Sony und Marvel Studios entstehen wird. Auch wird es weitere Crossover zwischen Spider-Man und dem MCU geben. Feige bestätigt, dass Spider-Man früher oder später wieder irgendwo auftauchen wird. Wo und wann? Das sei der spaßige Teil daran, und der Teil, den sie nicht verraten würden.
Für Feige ist es wichtig, die Fans nicht wieder in einer Situation zurückzulassen, wie es sie nach Spider-Man - Far from Home gab, als nicht klar war, wie die Zukunft des Charakters aussehen werde, und ob es zur Trennung mit dem MCU kommen würde. Eine Angst, die Fans nicht länger haben brauchen.
Auch wird angedeutet, dass wir Zendaya als MJ nicht das letzte Mal gesehen haben. Ob sie selbst zur Spider-Woman wird? Darauf sagte Pascal nur, man solle niemals nie sagen. Feige ergänzt, man habe viele, sehr viele, mögliche Storylines. Auch wenn es keine klare Antwort gab, ist es schwer vorstellbar, dass man für die nächsten Filme auf Zendaya verzichten würde.
Es gab auch noch weitere Aussagen der beiden. Da diese jedoch starke Spoiler zum Film beinhalten, verweisen wir dafür auf unseren Spoiler-Artikel zu Spider-Man – No Way Home.