Bewertung: 4 / 5
VORWORT
Endlich treffen sie aufeinander: die Haupthelden der DC Comics. Während man die Avengers schon in den 90ern zusammen im Fernsehen sehen konnte, hatte es die Justice League noch nie geschafft.
Trailer zu Justice League
Nach viel Gerede, wie schlecht der Film sei, musste ich den so schnell wie möglich im Kino
angucken, um mir selber ein Urteil zu bilden und mitreden zu können.
Man Of Steel hatte es geschafft, dass ich gleich zwei Charaktere ins Herz eingeschlossen habe – Henry Cavill als Schauspieler und Superman als (Comic-)Held.
Batman v Superman hatte zwar enttäuscht, weil ich mit anderen Erwartungen rein gegangen bin, aber dennoch sehe ich ihn als einen der besten Superhelden-Filme an, die wir haben – und da lasse ich meine „Fanbrille“ mal aus dem Spiel.
Wonder Woman konnte bei mir leider nicht so stark punkten, weil der Film mir zu standardisiert vorkam; man wurde ganz okay unterhalten, aber viel mehr auch nicht.
Erst mal dazu, damit ihr wisst, wo mein Standpunkt ist.
Diese Kritik werde ich spoilerfrei schreiben, also macht euch keine Sorgen.
STORY
Um was geht es bei Justice League?
Superman hat sich geopfert und starb dabei, die Welt zu retten. Nun sind zwei andere Helden weiter am Leben und einer von denen hat ein mieses Gefühl. Batman will alles zusammentrommeln, was außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt und daraus ein Team bilden. Denn dieses ungute Gefühl hatte ihm Lex Luthor im vorherigen Teil eingeflößt, als er von Batman im Knast besucht wurde. Das Signal sei abgeschickt worden und jemand würde sie besuchen kommen. Da es eindeutig eine außerirdische Spezies sein muss, weiß Bruce Wayne, dass man die Hilfe von Metawesen braucht, um diese zu bekämpfen – falls sie eine Bedrohung darstellen würden. Aber warum erst warten, bis sich die Bedrohung bemerkbar macht? Das wäre nämlich schon viel zu spät, also werden die Anderen gesucht.
Die Geschichte ist einfach gehalten, doch geht es dabei nicht um die Bedrohung an sich, sondern eher um Zusammenhalt und Bereitschaft.
DIE HELDEN
Batman / Bruce Wayne: Der Hauptgrund, warum ich überhaupt eine DC-Brille trage. Batman ist mein Lieblingscharakter aller Helden, die mit Comics zu tun haben und generell ebenfalls. Und auch wenn ich anfangs gegen Ben Affleck als Batman war, hatte er mich in BvS stark überzeugt. Ich kann wirklich von mir aus behaupten, dass Affleck in Justice League sogar einen Ticken besser als Bruce / Batman war. Hier hatte er Emotionen gezeigt und wurde zu dem kalten A-Loch, als den man ihn auch manchmal kennt (Hangar-Szene, Erwähnung des Flugzeuges). Auch den alternden, von Zeit und Schmerz geplagten Batman sah man deutlich genug, als er sich in seinem Zimmer ausziehen wollte und Wonder Woman hinzu kam. Doch da gibt es etwas, das mich tatsächlich gestört hat: Er hatte seine witzigen Momente. Batman kenne ich als kaltes Wesen, welches durch Gotham und seine Schurken geschädigt wurde, immer mit bitterernster Miene unterwegs. Die Autoren haben ihm zwar keine Jokes zugeschrieben, sondern eigentlich nur unfreiwillig komische Momente, wie die Szene in BvS (Superman: „Gehört sie zu dir?“. Batman: „Ich dachte, sie gehört zu dir!“), dennoch war das zu viel des Guten.
Wonder Woman: In BvS hat sie mich irgendwie gestört, in Wonder Woman fand ich sie zwar passend für die Rolle, aber umwerfen konnte sie mich nicht. Dafür fand ich sie in Justice League einfach perfekt besetzt. Gal Gadot kann diese Rolle sehr gut stemmen, und schon zeigt sie ihre schauspielerische Leistung, die ich bei einem Model, welches mal der Armee gedient hatte und in einer Mainstream-Reihe nicht wirklich eine besondere Rolle bekam, nicht zugetraut hätte.
Aquaman: So wie man Aquaman aus den Comics kennt, wäre vielleicht nichts Großartiges geworden. Jason Momoa hat der Figur solch einen Ausdruck verpasst, dass man sich niemand anderen mehr für die Rolle wünscht. Aquaman ist der Badass, dem alles eigentlich egal ist und den alle mal kreuzweise können. Die Idee, Aquaman mit Momoa zu besetzen fand ich Anfang an eine gute und das hat sich auch bewiesen.
Cyborg: Cyborg ist eher der Unbekannteste aus dem Team, gespielt von dem unbekanntestem Schauspieler des Teams und mir persönlich gefiel Cyborg nie so richtig, weil er fast wie Superman war: kann alles Unmögliche. Jedoch bin ich auch von ihm überzeugt worden und finde, dass er mit Flash zusammen ein sehr gutes Duo abgeben würde. Sie sind beide jung und haben eine katastrophale Vergangenheit. Sie haben eine freundschaftliche Buddy-Bindung miteinander, von denen sie noch nichts ahnen – so wurde das Gefühl im Film an manchen kurzen Stellen vermittelt.
Flash: Flash ist mein Sorgenkind gewesen. Ezra Miller – fehlbesetzt. Flash als junger Kerl – falsche Entscheidung. Flash als totaler Komiker – will ich nicht. Und tatsächlich freue ich mich, dass sie Flash genauso umgesetzt haben, so wie er auch im fertigen Film erschien. Ezra macht seinen Job gut und gibt einen guten Eindruck ab. Die Witze sind gut portioniert (nicht übertrieben worden, nur manchmal an falschen Stellen eingesetzt), es wirkt also nicht so, als müsste er sich beim Schauspielern dafür anstrengen. Lediglich gab es einige Szenen, die wirklich überflüssig waren und die man lieber weggelassen hätte. Beispielsweise hat die Szene nicht gepasst, als er das grüne „Blut“ auf seinem Anzug abbekam und die darauffolgende Bemerkung von ihm kommen musste. So leicht kann man einen Film versauen, weil es mitten einer Schlacht einfach nur albern wirkt. Da gab es noch die ein oder andere Szene, aber im Ganzen war sein Charakter gut so wie er war und hat den Film eigentlich keinster Weise geschadet.
Team: Auch wenn der ein oder andere sich wehrt, im Team mitzumischen, und das ist kein Spoiler jetzt, tun sie sich zusammen, um das Böse zu bekämpfen. Die Chemie zwischen den Helden stimmt und macht Spaß. Man freut sich automatisch, wenn sie zusammenhalten. Und am meisten macht es Freude, wenn der Letzte hinzukommt… nach einer kleinen schwierigen Situation.
DER FEIND
Steppenwolf ist der schlechteste Feind, den es je in einem Comicfilm gab, haben sie gesagt. Steppenwolf wirkt unbedrohlich und blass, haben sie gesagt. Ich frage mich, welchen Steppenwolf sie gesehen haben. Gut, er hatte nicht viel Screentime, aber jedes Mal, als er auftauchte, empfand ich ihn als gigantisch und monströs. Er hat alles platt gemacht, was ihm in die Quere kam. Ich muss an die Szene erinnern, als er zum ersten Mal auf die Erde kommt und gewisse Leute mit der Mutterbox davon flüchten. Ich nenne das alles andere als schwach und unbedrohlich. Ein Riese, der mit einem Schlag alles vernichten kann – einzig, als er am Ende im Kampf gegen das Team stand, kam er etwas schwächlicher vor, wo man von ihm mehr Gefahr erwartet hätte. Für mich ein gelungener Feind, wobei ich anmerken muss, dass nicht der Feind in diesem Film im Vordergrund steht, sondern eine andere Geschichte und dass der Feind somit nur Mittel zum Zweck ist, wie ich es mir vor dem Kinogang schon offensichtlich gedacht hatte.
TON DES FILMES
Nach Man Of Steel und Batman V Superman sollte man einen Film erwarten, der den gleichen Ton trägt. Düster, dunkel, dreckig. Und den trägt Justice League auch so gut er kann. Einen Film mit einem lockeren Flash kann man halt nicht zu düster machen, er zieht das Niveau des Tons massiv in die andere Richtung. Wie ich oben schon geschrieben habe, es gibt einige alberne Szenen, die sind überflüssig und die hätte man nicht unbedingt mit reinnehmen müssen, aber dennoch kann man nicht sagen, dass der Film zu bunt oder zu kindisch oder zu albern geworden ist. Der Ton hängt nämlich mit den Charakteren zusammen; die erste Szene mit Batman in Gotham zeigt, wie düster Batmans Charakter und seine Welt ist, er alleine reißt keine Witze, er reißt eigentlich überhaupt keine Witze, er hat halt nur unfreiwillig komische Momente.
CGI
Im Vorfeld habe ich oft gelesen, dass die CGI das größte Problem am Film sei. Natürlich kritisieren Leute genau das, was bei ihnen hängen geblieben ist und/oder was sie von anderen gehört haben und deswegen nur noch darauf fokussiert sind. Die CGI war gut, nur es gab einige Baustellen, die man besser bearbeiten hätte sollen. Zum einen gehört Supermans Anzug dazu, der unter aller Sau ist. Das Plastikdingen sieht aus wie von Amazon für Karneval bestellt. Zum anderen ist es wieder Superman, bei dem der wegretuschierte Bart einfach nur übelst komisch aussieht. Steppenwolf hätte man auch besser machen müssen: sein Körper sah merkwürdig aus und viel zu sehr nach einem Computerspiel, sein Gesicht hatte keine wirklichen Kanten und Falten, irgendwie nur wie ein platter Pfannkuchen. Auch nicht ganz so toll haben mir die (Unter)wasserszenen gefallen, bei denen Aquaman beteiligt war, die wirkten auch ein wenig unreif – aber vielleicht ist die Technik noch gar nicht so weit, ich weiß nicht.
Aber was noch so?
Sonst nämlich fast gar nix! Die Effekte von Steppenwolfs Waffe (der Schweif), allgemein die Explosionen, Cyborgs Körper, die 3D Effekte, die lila Wurzeln, die sich aus dem Boden schlugen, die Schlacht, von der Wonder Woman erzählte (im Trailer zu sehen) und vieles weiteres haben sie sehr gut hinbekommen, da habe ich einfach nichts daran auszusetzen und man sollte sein Auge auch auf andere Dinge richten, statt nur auf eines.
SONSTIGES
In BvS gab es Momente, bei denen ein Nicht-DC-Fanboy vielleicht eingeschlafen wäre. Szenen, die sich lang zogen. Szenen, die man vielleicht für Nicht-DC-Fanboys herausschneiden könnte.
In Justice League haben wir das nicht. Wenn ich an den Film denke, dann gibt es nur einen einzigen Moment, in dem ich ganz leicht gelangweilt war und das auch nicht lang. Sonst wurde mir Action und Unterhaltung und tatsächlich auch Spannung geboten. Die 2 Stunden, die man hatte, vergingen gefühlt wie nur eine Stunde, weshalb ich hoffe, dass wir auf Bluray eine 3-Stunden-Fassung zu sehen bekommen, damit der Film sich mindestens wie Eineinhalb-Stunden anfühlt.
FAZIT
Justice League hebt sich von MOS und BvS deutlich ab, nicht jedoch nach unten oder oben, sondern seitlich. Es passt irgendwie nicht in die Fortsetzungskette, weil das Schema bei MOS und BvS gleich war (langer Anfang, Feuerwerk am Ende) und diese „Tradition“ hier unterbrochen wurde (wenn man Wonder Woman nicht mitzählt). Jedoch glaube ich nicht, dass es an der Beteiligung zwei verschiedener Regisseuren lag (was jedoch auch ein großer Grund sein könnte), sondern eher an den Charakteren. Während es in Man Of Steel um den Geist von Superman ging, geht es in Justice League eher um die Wichtigkeit der Fähigkeiten (also somit auch um die Wichtigkeit einzelner Personen für das Team) und den Zusammenhalt des Teams. Da muss dann halt mehr Action rein (z.B. um Flashs Fähigkeiten zu präsentieren). Da kann man halt keine Stunde vorher über Entscheidungen diskutieren oder darüber sprechen, was es bedeutet, ein Held zu sein. Oder ob Selbstjustiz das Richtige ist. Die Themen sind abgearbeitet, jetzt fängt der Kampf an!
Zwei Stunden sind definitiv zu kurz. Für das Kino war es – und ich bin erstaunt, dass ich diese Meinung vertrete – ausreichend. Jedoch will ich wirklich für das Heimkino einen Cut, der wie BvS ca. halbe Stunde mehr bringt. Gerne würde ich noch mehr über die Vergangenheit der neuen Charaktere sehen, die man ein wenig im Film vermisst. Man kann nur hoffen, dass dies in der Endfassung oder in anderen Filmen gezeigt wird.
Ich muss leider auch gestehen, dass ich nicht so richtig erkennen konnte, wo Szenen geschnitten worden sind – außer vielleicht unwichtige Stellen, wie z.B. als der Hausmeister von einem Parademon gesehen wurde. Man könnte meinen, dass noch ein Angriff folgen würde, wenn es nicht herausgeschnitten wäre.
Schlecht fand ich die Auswahl von zwei Musikstücken. Eins wurde zu Anfang gezeigt, es war mit Gesang. Das andere war ebenfalls mit Gesang und kam vor, als man Aquaman den Whisky aus der Flasche trinken sah. Die beiden Lieder waren stark unpassend. Was den Rest der Soundtracks betrifft, kann ich nicht klagen, denn für mich gilt: entweder so schlecht, dass es einen ankotzt (wie gerade die zwei erwähnten Lieder), so gut, dass man pure Gänsehaut kriegt (Dark Knight-Theme, Wonder Woman-Theme) oder mittelmäßig, so dass man „vorbeihört“.
Der Film hat mich gut unterhalten und er hat auch wirklich Spaß gemacht. Ich hatte nicht so hohe Erwartungen und wurde nicht enttäuscht. Klar hätte man einiges wieder besser machen können, aber das kann man bei jedem Film. Dafür, dass die JL zum ersten Mal zusammenauftretet, müsste man vielleicht mehr erwarten als diese Kinoversion, denn am Ende ist es eigentlich nur ein „sehr guter“ Film und kein „Meilenstein“. Der Film schafft es nicht episch zu sein und kann sich mit anderen Comic-Team-Verfilmungen leider nicht messen – doch für mein Herz reicht es schon (Achtung: DC-Fanbrille hat hier gesprochen).
Für die Zukunft: weniger überflüssigen Humor, der zum Moment einfach nicht passt und mehr Hintergrundgeschichte für die Figuren und mehr Emotionen / Drama / Krisen zwischendurch.
PS: Die Kampf- und Effektszenen sind der Hammer. Ich erinnere die Zuschauer beispielsweise an die Szene, die an der Statue von Superman stattgefunden hat – ein krasses Erlebnis, welches ich gerne länger gehabt hätte. Die große Schlacht von Wonder Womans Erzählung war ebenfalls etwas Besonderes. Um nicht zu spoilern, belasse ich es nur bei den beiden Beispielen. Für mich persönlich war jedoch die Szene nach dem Abspann ein großer Gänsehautmoment. Die Einführung eines bestimmten Charakters plus die Wiederkehr eines anderen plus das kleine Gespräch zwischen diesen beiden – Wahnsinn! Ich hoffe, das ist eine Andeutung auf einen Solo-Batman-Film.
Für mich kriegt Justice League 4 / 5 Hüten