Wenn jemand wie Steven Spielberg seine Meinung kundtut, dann hört man besonders gut hin. Wer auf eine so lange und erfolgreiche Karriere zurückblickt, hat schließlich auch etwas zu sagen. Und das ist es wert, gleich zweimal darüber nachzudenken.
Mit einer aktuellen Aussage hat sich Mr. Spielberg allerdings bei einigen kräftig in die Nesseln gesetzt, allen voran denen, die große Stücke auf Streaming-Dienste wie Netflix und deren Eigenproduktionen halten. Wie das? In einem Interview (siehe unten) erklärt Spielberg, dass Filme von Streaming-Plattformen zwar einen Emmy verdient hätten, aber keinen Oscar. Da schnappt manch einer erbost auf, wir können es förmlich hören.
Doch Spielberg begründet seine Aussage ausführlich. Seiner Meinung nach sollten Filme von Netflix und Co. als TV-Filme eingestuft werden. Damit spricht er das Thema an, dass ein Film, der sich für die Academy Awards qualifizieren möchte, mindestens eine Woche in einem Kino in Los Angeles laufen muss. Das ist die vorgegebene Regel, Netflix hat sich so zum Beispiel zu zwei Oscarnominierungen für Mudbound "geschummelt".
Weniger und weniger Filmemacher werden darum kämpfen, Geld für ihre Filme aufzutreiben oder diese beim Sundance Film Festival oder bei einem der speziellen Labels unterzubringen, um sie im Kino zeigen zu können, prophezeit Spielberg. Immer mehr verlassen sich hingegen darauf, dass Streaming-Plattformen finanziell für ihre Filme aufkommen und ihnen vielleicht sogar einen kurzen, einwöchigen Kino-Run versprechen, der sie für die Awards qualifizieren würde. Doch sobald man sich auf ein TV-Format einlasse, habe man einen Fernsehfilm, so Spielberg.
Damit mag er zum einen Recht haben, zum anderen hat er sich aber schon einige virtuelle Prügel eingehandelt und musste sich in die Schublade der altbackenen Filmemacher stecken lassen, die zu sehr am traditionellen Kino hängen und nicht offen für Neues sind.
Keine digitalen Eingriffe mehr!
Spielberg geht aber nicht nur mit anderen hart ins Gericht, sondern auch mit sich selbst. Als E.T. - Der Außerirdische ein weiteres Mal in die Kinos kam, habe er einige Szenen digital nachbearbeitet. Statt als reale Puppe sehe man E.T. in fünf Einstellungen nun als digitale Puppe. Außerdem habe er dem FBI statt Waffen Walkie-Talkies in die Hand gedrückt. Er habe sich da an Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung und George Lucas mit seinen digitalen "Nachbesserungen" orientiert, und weil die Marketingabteilung von Universal Pictures dachte, man bräuchte etwas, um die Zuschauer erneut in den Film zu locken, habe er ihm in einigen Belangen auf die Sprünge geholfen.
Die sozialen Netzwerke seien damals noch nicht so ausgereift gewesen wie heute, doch das was sich im Internet bereits getan hat, habe sich in einer Welle der Kritik geäußert, erzählt Spielberg. Viele hätten ihn gefragt, wie er den Lieblingsfilm ihrer Kindheit so ruinieren konnte, und dabei unter anderem auch die Szene mit den Walkie-Talkies genannt. Er habe seine Lektion daraus gelernt, dies sei das letzte Mal gewesen, dass an der Vergangenheit herumgespielt hat. Was fertig ist, ist fertig und bleibt es auch. Deshalb verspricht Spielberg, sich nie wieder einem Film zuzuwenden, den er gedreht oder über den er mitbestimmt hat, um diesen aufzupolieren oder abzuändern.
Bereits 2011 erwähnte er an anderer Stelle, von sich selbst enttäuscht gewesen zu sein, dass er E.T. - Der Außerirdische nachträglich verändert hat. Eine Weile sei es gut gegangen, aber irgendwann habe er festgestellt, was er damit tatsächlich angerichtet hat - den Leuten ihre geliebten Erinnerungen geraubt. Das bedauert Spielberg zutiefst. Aber solange er es wirklich nicht wiederholt, können wir es ihm doch verzeihen, oder?