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Tron - Legacy

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Von Göttern und Menschen (Spoiler)

Tron - Legacy Kritik

Tron - Legacy Kritik
0 Kommentare - 16.12.2017 von luhp92
In dieser Userkritik verrät euch luhp92, wie gut "Tron - Legacy" ist.

Bewertung: 4 / 5

Ich glaube, ich werde mal wieder für verrückt erklärt, wenn ich nun schreibe, dass mich beim Anschauen von "Tron: Legacy" der Inhalt noch mehr angesprochen hat als die audiovisuelle Umsetzung^^

Letzteres ist klar das Aushängeschild des Films und dürfte wohl jedem bekannt sein, daher möchte ich hier nur kurz darauf eingehen. Der futuristische Cyberpunk-Look, die großartigen Effekte, die adrenalingeladene Action und Daft Punks wummernder Electrosoundtrack sorgen für ein außergewöhnliches Filmerlebnis, prinzipiell könnte "Tron: Legacy" auch als überlanges Musikvideo durchgehen.

Trailer zu Tron - Legacy

Stilistisch und inhaltlich profitiert "Tron: Legacy" eindeutig von den knapp 30 Jahren, die seit dem Originalfilm vergangen sind. Die Computertechnik entwickelte sich rasant weiter und lieferte dem Team um Joseph Kosinski neuen Input, Filme wie "The Matrix" das Cyberpunk-Genre nachhaltig und deren Einfluss ist daher auch hier zu spüren.

Hier folgt meine Interpretation, an dieser Stelle eine Spoilerwarnung.

Als Kind der 90er und 2000er kann ich zwar nicht aus erster Hand beurteilen, wie die Situation in den80er Jahren aussah, aber in der heutigen Zeit ist der Wettstreit zwischen Microsoft und Apple aus der Computerwelt nicht wegzudenken. Aufgrunddessen überrascht es wenig, dass dieser Wettstreit auch in "Tron: Legacy" thematisiert wird. Eigentlich hätte man damit sogar fast schon rechnen können, schließlich hatte Steve Jobs seit Mai 2010 die Position als größter Disney-Aktionär inne. Die Namen der beiden Unternehmen fallen im Film natürlich nicht, aber Kevin Flynns Wohnungseinrichtung hat optisch große Ähnlichkeiten mit dem Apple-Look, des Weiteren wird in einer Szene recht auffällig auf eine Schale voll silberner Äpfel hingewiesen. Mit seinen rebellischen Anhängern kämpft der Apple-Flynn hier nun gegen das böse, perfektionistische Microsoft-Imperium um die Vorherrschaft in der virtuellen Welt.

Diese virtuelle Welt fasziniert mich noch mehr als schon im Vorgänger. Das Anthropomorphisieren der Programme mag auf manche Zuschauer eine gewöhnungsbedürftige und gar störende Wirkung haben, für mich wurde die Welt dadurch jedoch erst recht zum Leben erweckt. Die virtuelle Welt hat eine eigene gesellschaftspolitische Geschichte, Systemupdates führen zu geographischen und architektonischen Veränderungen, Computerprogramme aus sämtlichen Jahrzehnten treffen hier aufeinander. Eine größere Rolle in der Handlung nimmt dabei das erfahrene Zuse-Programm ein, welches durch Michael Sheens Overacting leider etwas nervig und missraten dargestellt wird.

Mit der Beziehung zwischen der virtuellen und der realen Welt bzw. zwischen den Programmen und den menschlichen Usern entwerfen Kosinski und seine Drehbuchautoren ein vom altgriechischen und christlichen Glauben inspiriertes Szenario, in dem Menschen (Programme) und Götter (Menschen) zusammentreffen und in Konflikt miteinander geraten. Die göttlichen Menschen erschaffen eine Welt nach ihren Vorstellungen und bevölkern sie mit menschlichen Programmen als Abbild ihrer selbst. Die Programme sehen aus wie Menschen, haben zwei Geschlechter, essen, trinken, haben Spaß, feiern Partys, gieren nach Macht, können sterben, etc etc. Eines Tages betritt ein Mensch (Kevin Flynn) wie Welt der Programme und beschließt, sie in eine bessere und perfekte Welt umzuwandeln. Dafür erschafft er ein Programm als Abbild seiner selbst (Clu), welches seinen Plan umsetzen und die anderen Programme lehren und führen soll. Im Gegensatz zu Jesus oder griechischen Halbgöttern verfügt Clu allerdings über keine göttlichen Kräfte. Als mit den sogenannten Isomorphen Algorithmen (ISOs) tatsächlich göttlich anmutende Wesen in der virtuellen Welt auftauchen und sich Flynn mehr für sie interessiert als für seinen "Sohn", wird Clu eifersüchtig und wendet sich von seinem "Vater" bzw. Schöpfer ab. Die ISOs widersprechen dem Welt- und Programmbild Clus, welches Flynn ihm eingeschrieben hat, dementsprechend macht er Jagd auf sie und entreißt seinem Schöpfer-Vater die Kontrolle über die virtuelle Welt. Flynns perfektionistische Weltbild interpretiert Clu nun als Weisung, eine faschistische Diktatur inklusive Säuberungsaktionen zu errichten und diese langfristig auch auf die reale Welt der Menschen zu übertragen.

Aus diesem alternativen Götterszenario ergeben sich einige spannende Denkanstöße. Wenn sie Menschheit von einem Gott und als Abbild seiner selbst geschaffen wurde, ist sie genauso perfekt oder fehlerbehaftet wie ihr Schöpfer. Bei solch fehlerbehafteten Wesen wie den Menschen bedeutet dies also, dass ihr Schöpfer ebenso fehlerbehaftet und imperfekt sein muss wie sie selbst. Aus diesem Grund sollte man als Mensch göttlichen Weisungen keinesfalls blind folgen, denn es besteht immer eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass der (neue) Plan, den sich ein Gott für die Welt und die Menschen ausgedacht hat, auf einem Denkfehler basiert und daher womöglich mehr Schlechtes als Gutes hervorbringt. Ansonsten finde ich die Fragestellung ziemlich spannend und erfrischend, was wohl geschehen könnte, wenn sich Jesus von Gott abwendet und sich gegen ihn auflehnt.

Fazit: Es ist echt ein Jammer, dass ein Film wie "Tron: Legacy", der seinen Vorgänger nicht nur erfolgreich in die Neuzeit überführt sondern auch inhaltlich weiterspinnt, am Box Office solche Schwierigkeiten hatte und sich für Disney als finanzieller Flop herausstellte! Dass die geplante Fortsetzung über eine Invasion aus dem Inneren der Maschine heraus seitdem in der Entwicklungshölle steckt bzw. auf Eis gelegt wurde, kann ich aus Produzentensicht zwar nachvollziehen, dennoch würde ich mir von Disney ein bisschen mehr Risikobereitschaft wünschen. Mit "Star Wars", dem MCU und den Animationsfilmen wird verlässlich Milliarde nach Milliarde an US-Dollar eingenommen, sodass Disney durchaus 150 Millionen US-Dollar in ein Projekt wie Joseph Kosinskis "Tron: Ascension" investieren könnte. Den sympathischen Cast um Garret Hedlund, Olivia Wilde, den alten "Tron"-Hasen Jeff Bridges und Bruce Boxleitner sowie Cillian Murphy als neuen Dillinger-Schurken hätte ich jedenfalls liebend gerne wiedergesehen! Aber Disney plant ja - wenn überhaupt - ein Soft-Reboot basierend auf Teilen des "Ascension"-Skripts mit Jared Leto in der Hauptrolle... Wenn man es sich allerdings recht überlegt, hat "Tron: Legacy" von den 30 seit "Tron" vergangenen Jahren nur profitiert, vielleicht ist eine längere Wartezeit erneut von Vorteil und Disney hat um 2040 herum wieder Bock auf das Franchise^^

Tron - Legacy Bewertung
Bewertung des Films
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