Fast wöchentlich brechen jetzt immer mehr Dämme bei James Camerons Avatar hinsichtlich der Informationssperre. Kürzlich führte auch AICN ein umfangreiches Interview mit James Cameron, worin es hauptsächlich um die Entstehung des Films und die verwendete Technik ging.
Zuerst wurden die ganzen Kreaturen von Pandora thematisiert und bei welchen James Cameron den größten Einfluss hatte. Cameron sagte dazu, dass der Thanator sein Baby war. Im ursprünglichen Skript wurde der Thanator noch Manticore genannt und man muss sich dieses sechsbeinige Ungetüm als Mischung aus einem gewaltigen Panther und einer Alien-Königin vorstellen. Für den Viperwolf zeichnete Cameron anfangs erste Konzeptzeichnungen, wobei das Endresultat nun zu 90-95% diesen Entwürfen entspricht. Die anderen Wesen wie Sternbeast, Leonopteryx oder die Bansheerays entstanden zu großen Teilen in der Gruppe. Manches davon konnte man auf der Comic-Con sehen, aber Cameron bekräftigte noch einmal, dass alles, was dort an Spielzeug und Szenenmaterial gezeigt wurde, nur aus der ersten Hälfte des Films stammt. Die Leute sollen sich am besten bis zum Kinostart mit der Welt und der Technik "vertraut machen" und dann die Story genießen, was Cameron als eine Art Lernkurve sieht.
Natürlich wurde im Interview auch das Thema 3D-Technik nicht ausgespart, wobei vor allem die bisherige Anwendung dieser Technik kritisiert wurde. Cameron sieht es so, dass viele Filme 3D in einer Art und Weise anwenden, die einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Ständig werden Objekte in die Kamera gehalten, obwohl es von der Story her keinen Sinn macht. Es sei Augenwischerei, um dem Zuschauer immer wieder zu zeigen: Sieh her, du schaust einen 3D-Film! Für Cameron steht dabei auch fest, dass nicht jeder Film für 3D geeignet ist. Ein Miami Vice von Michael Mann würde mit dieser Technik keinen Sinn machen und ist die Kamera zu sehr auf Dinge im Hintergrund gerichtet und im Vordergrund geschieht nichts, bringt jede noch so ausgefeilte 3D-Technik nichts. Er selbst habe immer sehr viel mit dem Vordergrund und dem Hintergrund gespielt, wodurch Filme wie Titanic und Aliens - Die Rückkehr sehr gut in 3D transformiert werden könnten. Daher musste er sich bei Avatar auch nicht sonderlich umstellen.
Doch viel wichtiger für ihn als die Technik ist die Frage, ob der Film gut ist: wenn er Avatar nicht in 3D gedreht hätte, wäre der Film dann immer noch cool? Laut Cameron nimmt der Zuschauer die 3D-Effekte nicht mehr bewusst wahr, sobald die Handlung auf Pandora spielt. Grundsätzlich soll eine Szene durch den Einsatz von Licht und in der Zusammenstellung stimmig sein, was auch auf den 3D-Effekt zutrifft, so dass es sich dabei nur um ein weiteres Werkzeug in der Hand eines Regisseurs handelt. Und das betrachtet Cameron wie mit dem Sound. Besserer Sound schadet einem Film genauso wenig wie 3D, nur sollte man sich nicht allein darauf verlassen. Bei 3D muss darauf geachtet werden, die Zuschauer in die Szene einzubinden und dass alles natürlich wirkt. Was aber 3D ist und was nicht, darf dem Zuschauer nicht aufgezwungen werden, womit wir wieder bei sinnlosen Objekten wären, die in die Kamera gehalten werden. Die Story muss entscheiden, was 3D ist und was nicht, wobei der Regisseur natürlich Einfluss nehmen kann, indem er festlegt, wie eine Szene auf den Zuschauer wirken soll. Soll jener glauben, er stünde in einem Korridor oder dass er einen langen Korridor hinabschaut? Manchmal spielt 3D dabei auch keine Rolle, weil es viel wichtiger ist, eine künstlerische Botschaft zu vermitteln und es kommt auch nicht darauf an, in jeder Szene den besten 3D-Effekt zu erzielen.
Im letzten Teil des Interviews ging es darum, wie Cameron darauf kam, endlich Avatar umzusetzen und ob es ihm schwerfiel, sich wieder in seine alte Idee einzuarbeiten. Cameron bestätigt, dass er die Idee für den Film Mitte der 90er entwickelte, aber die Technik damals einfach nicht so weit war. Anfangs hatte er auf einen 2D-Film gesetzt, die Idee scheiterte jedoch an den Kreaturen auf Pandora, denn es war einfach nicht möglich, diese glaubhaft rüberzubringen. Die Technik war zwar bereits weit fortgeschritten, aber dies bezog sich mehr auf Effekte an sich und digitale Wesen konnten noch nicht überzeugend kreiiert werden. Natürlich hätte man versuchen können, mit aberwitzigen Summen das Problem zu lösen, aber vermutlich wäre das Projekt grandios gescheitert. So wanderte die Filmidee in den Schrank. Bei Die zwei Türme von Peter Jackson änderte sich dann alles. Cameron sah die Szenen mit Gollum und dachte sich, wenn die das jetzt hinbekommen, dann kann ich das auch.
Gollum war nicht mehr nur einfach eine digitale Figur, man konnte die schauspielerische Leistung von Andy Serkis erkennen und das war Cameron wichtig. Auch wenn in Avatar die Figuren aus dem Computer stammen, wäre das, was an schauspielerischer Leistung erkennbar ist, zu 100% auf die Leistung der Schauspieler zurückzuführen. Mit dem Computer wurde nicht nachgeholfen. Daher mag es für manchen Science Fiction-Fan enttäuschend sein, dass auch Na'vis humanoid erscheinen. Doch inzwischen gibt es die Möglichkeit, nicht mehr nur Kostüme für Aliens zu verwenden, sondern eben Computereffekte als Ersatz für bisheriges Makeup einzusetzen, der Unterschied bei den Spezies sei dennoch erkennbar. Beispielsweise seien die Augen von Ney'tiri und Sam Worthingtons Avatar viel größer als die von Menschen, was nicht mit Make-Up und künstlichen Prothesen realisierbar wäre. Auch wirken sich laut Cameron künstliche Ohren, Nasen und all das Make-Up additiv aus, was bei CGI nicht der Fall wäre.
Mehr zum Film, sobald weitere Details auftauchen. Avatar kommt am 17. Dezember in unsere Kinos.