Bewertung: 2 / 5
Wer die Netflix-Serie Altered Carbon bereits gesehen hat und Moon von Duncan Jones kennt, erwartet nach der Trailersichtung von Jones´ neuestem Werk Mute einen Mix aus beidem, denn das Setting kommt schon im Trailer arg vertraut vor. So manche Szene wirkt visuell fast 1:1 aus Altered Carbon übernommen, etwa beim neo-poppigen Panorama-Überblick mit fliegenden Autos über die SciFi-Version von Berlin bei Nacht. Eine lose Anknüpfung an Moon von 2009 als im selben Universum angesiedelt wurde bereits zuvor verkündet, und die wird auch deutlich. Mehr als das haben die beiden Filme aber auch wirklich nicht gemein, weshalb man sich stark an das The Cloverfield Paradox erinnert fühlt.
Mute Kritik
In Mute macht sich der stumme Barkeeper Leo (Alexander Skarsgård) im alternativen SciFi-Berlin einer nahen Zukunft auf die Suche nach seiner blauhaarigen plötzlich verschwundenen großen Liebe Naadirah.(Seyneb Saleh), die in der gleichen Bar kellnert. Seine Suche wird neben seiner Stummheit noch dadurch erschwert, dass er sich zuvor schon bei seinem zwielichtigen Boss unbeliebt gemacht hat. Besagter Boss hat wiederum eine Verbindung zu Cactus Bill (Paul Rudd) und Duck (Justin Theroux), einem Paar ebenso zwielichtiger amerikanischer Army-Chirurgen. Leo versucht, über sie Antworten zu Naadirahs mysteriösem Verschwinden zu finden...
Trailer zu Mute
War Moon ein beeindruckendes beklemmendes SciFi-Kammerspiel auf dem Mond, kann Mute mit dieser Vorlage im Hinterkopf nur enttäuschen. Mehr als die vertraut klingende Musik, einen isoliert wirkenden Hauptcharakter und kleine bis größere Hinweise auf den Vorgänger haben die beiden Filme nicht gemein. Statt einem spannenden Krimi-Thriller in einer erhofft spannenden SciFi-Welt wird man durch ein belanglos wirkendes andauernd nächtliches wirres Berlin geführt entlang einem ebenso wirren Storyfaden, und lernt dabei nicht weniger belanglose Schauplätze und Charaktere kennen. Die außer ihrer Zwielichtigkeit und ihrer stupiden Stigmatisierung als diverse Unterweltgestalten oder finstere Charaktere kaum etwas zu bieten haben.
Dabei wirken die Figuren in Mute durch ihre Oberflächlichkeit allesamt trottelig, wodurch weder fiese Folter noch Pädophilie tatsächlich bedrohlich oder erschreckend wirken, sondern oftmals drohen, ins Lächerliche abzurutschen. Das betrifft auch den Hauptcharakter Leo, der zwar mit Blicken sein Leid und seine Verzweiflung so intensiv starrend raushaut, wie es nur irgend geht, aber eben außer ab und an kräftig zuzuschlagen kaum Handlung oder gar Charaktertiefe bekommt. Sondern wie ein trauriger Dackel von A nach B trottelt in der Hoffnung, seine Naadirah zu finden. Leider haut das den Spannungsbogen soweit runter, dass man irgendwann aufhört sich zu fragen, ab wann es denn spannend wird. Entsprechend plötzlich steht dann die Auflösung nach dem wirren Lauf durch Berlin da. An sich hätte es ein cooler verwickelter Fall sein können, doch die zu unbeteiligt und unberührt wirkenden Charaktere lassen das Ganze nur wie ein buntes Konstrukt wirken, bei dem man froh ist, wenn es endlich fertig ist.
Schade, denn die eigentliche Storyidee von Mute ist durchaus spannend angedacht. Auch das Universum hätte einiges zu bieten, doch die diversen Brocken und Themen desselben werden einem so lose und oberflächlich vor die Füße geworfen, dass sie völlig untergehen. Die Hinweise auf die Moon-Timeline merkt man zwar, und eine Szene macht sie besonders fraglos deutlich, doch mehr als den Cloverfield-Effekt gibt dies nicht her. Und wer Altered Carbon gesehen hat, fragt sich, warum das CGI so furchtbar schlecht ist, wenn es in der Serie mit erwähnt ähnlichem Look doch so viel besser aussehen konnte. Hätte sich Jones mehr Zeit gelassen, das Werk ausreifen zu lassen, hätte was draus werden können - doch so wünscht man sich eher, es hätte mit Moon nichts zu tun.