Bewertung: 4 / 5
Mute ist ein deutsch-britischer Science-Fiction Film aus dem Jahr 2018. Inszeniert wurde er vom Briten Duncan Jones. Die Kritik ist spoilerfrei.
Trailer zu Mute
Berlin in den 50er Jahren. Nicht die 1950er, sondern die 2050er. Der stumme Barkeeper Leo sucht in der futuristischen Metropole seine Freundin Naadirah, welche verschwunden zu sein scheint.
Viel hat man im Vorfeld von Mute gelesen und gehört. Vergleiche mit Casablanca oder Blade Runner wurden gezogen und die Beteiligung vom Ameisenmann Paul Rudd (Ant-Man) wurde immer wieder erwähnt. Zeitgleich gab es eine gewisse Skepsis, nachdem Bright und das Cloverfield-Sequel auf Netflix veröffentlicht und eher kritisch betrachtet wurden. Ein weiterer großer Diskussionspunkt ist der Regisseur und Drehbuchautor selbst – Duncan Jones. Damals erhielt er für Moon viele lobende Worte und auch Source Code kam beim Publikum nicht so schlecht an. Den großen Knick gab es erst mit WarCraft – der Videospielverfilmung aus dem Jahr 2016.
Mute ist kein Blade Runner Klon. Dass Jones von diesem Science-Fiction Klassiker inspiriert wurde, dass steht außer Frage, der Film erweckt aber zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, sich eng an Blade Runner zu klammern. Das futuristische Berlin in den 2050er Jahren ist sehr schön und fantasievoll auf die Bildschirme (nicht auf die Leinwand!) gebracht worden. Von Berlin selbst bekommt der Zuschauer eher wenig zu sehen. Gerade wenn man sich nicht im urbanen Stadtzentrum, sondern an den Randgebieten befindet, dann wird auch ein Stück Berlin sichtbar. Wer aber pausenlos Sehenswürdigkeiten integriert in futurischen neuen Gebäuden erwartet, der wird etwas enttäuscht. Gerade die Abwechslung der Szenerie ist gut gewählt und lässt das visuelle im Film nicht übersättigend wirken.
Augenscheinlich ist Paul Rudd der große Star des Films – falsch. Ja, er hat jede Menge Screentime (Streamtime?), aber die Hauptfigur Leo wird vom Schweden Alexander Skarsgård dargestellt. Der Hüne läuft zwar stumm durch den Film, aber legt eine beeindruckende Ausstrahlung an den Tag, welche sich in Entschlossenheit und Hingabe widerspiegelt. Es fällt äußerst leicht, mit Leo zu suchen, zu reisen und zu hoffen. Die weiteren Schauspieler erfüllen ihre Rollen allesamt zweckmäßig und lassen die Geschichte authentisch wirken.
Musikalisch wird der Film vom Komponisten von Moon begleitet, Clint Mansell. Er findet die richtigen Noten um immer präsent aber nie aufdringlich zu sein.
Thematisch löst sich der Film ein bisschen vom klassischen Kochrezept, es werden Tabuthemen aufgegriffen, teilweise kann es durchaus brutal aber auch sehr friedlich und romantisch werden. Der Handlungsverlauf findet sich ebenfalls nicht im Blockbuster-Handbuch wieder, das macht vor allem die letzten 40 Minuten des Films zu einer spannenden Reise.
Netflix wird seit längerem nachgesagt, dass sie jungen Talenten eine Plattform geben um sich zu entfalten. Möglicherweise hat man in der Vergangenheit bei der Wahl der Talente nicht das richtige Näschen gehabt. Duncan Jones jedenfalls konnte einmal mehr zeigen, was er für ein viel versprechender Filmemacher ist. Mute ist kein Streifen (Stream) für das Mainstreampubilukum (Mainstream … herrlich), aber wenn sich Menschen für kleine dystopische Science-Fiction-Perlen begeistern können, dann ist Mute die richtige Wahl. Nicht im Geringsten so philosophisch wie der Blade Runner und romantisch auch in keiner Weise mit Casablanca zu vergleichen, aber für sich selbst betrachtet eine schöne Filmperle, der man eine Chance geben sollte.