Bewertung: 3 / 5
A Quiet Place lebt von einer gut umgesetzten Idee, die stimmungsvoll und voller kreativer Momente in Szene gesetzt wurde. Leider scheitert der Film an seinen eigenen Ambitionen und versucht, mehr zu sein, als er in Wirklichkeit ist. So reduziert sich der Horror auf einzelne Schreckmomente und die Dramaturgie leidet an vielen Stellen unter den unsinnigen Entscheidungen der Protagonisten. Dennoch lohnt ein Blick auf diesen ungewöhnlichen Horrorfilm, der immerhin mal wieder versucht, etwas anders zu machen.
A Quiet Place Kritik
Pass dich an oder stirb! Diesem Motto muss auch Evelyn (Emily Blunt) mit ihrem Mann (John Krasinski) und ihren beiden Kindern folgen. Nachdem die Welt von einer Horde gefährlicher Kreaturen überrannt wurde, kann nämlich jedes Geräusch tödlich sein. So lebt die Familie fast schweigend auf einer Farm, jeder Schritt und Handgriff wohlüberlegt, damit keine Geräusche entstehen. Doch da die Geburt von Evelyns weiterem Kind ansteht, wird die Familie auf eine harte Probe gestellt...
Trailer zu A Quiet Place
Eine nette Story und ein paar Monster dazu, mehr braucht es erst mal nicht, um unsere Aufmerksamkeit zu erhaschen. A Quiet Place ist somit geradezu prädestiniert dafür, uns zu gefallen. Darsteller und Regisseur John Krasinski wollte aber nicht wieder nur eine gewöhnliche Monstergeschichte erzählen, sondern der gesamten Story ein wenig mehr Anspruch und Tiefgang verleihen. So entpuppt sich A Quiet Place als recht ungewöhnlicher Horrorfilm, der Atmosphäre vor allem dadurch aufbaut, weil die Darsteller im gesamten Film kaum sprechen oder Geräusche machen dürfen. Denn überall könnte die Gefahr lauern, ob hinter dem nächsten Busch oder dem nächsten Baum, wo möglicherweise eines dieser Monster lauert, welches bereits auf das kleinste Geräusch reagiert, nahezu unzerstörbar und absolut tödlich ist.
Aus dieser recht einfachen, aber gut umgesetzten Grundidee zieht A Quiet Place einen großen Teil seiner Faszination, denn allein durch die erzwungene Ruhe bekommt der Film ein ungewöhnlich entspanntes Erzähltempo, bei dem sich die auf den ersten Blick kurzen und genretypischen 95 Minuten viel länger, aber nicht langatmig anfühlen. Auch die vielen kleinen Ideen, die aufzeigen wie die Menschen versuchen, mit einer derartig bedrohlichen Situation umzugehen, faszinieren. Hier ist viel Energie hineingeflossen, das augenscheinlich absurde Szenario möglichst realistisch und glaubwürdig umzusetzen. Dieser Herangehensweise ist es auch zu verdanken, dass A Quiet Place ohne große Wow-Momente bereits eine Wirkung erzielt und selbst kleine Ereignisse für Spannung sorgen. Unterstützt wird dies auch durch die sehr gute schauspielerische Leistung der erwachsenen und kindlichen Darsteller.
Aber es gibt eben auch die Kehrseite der Medaille und die lautet zugegebenermaßen, dass wir uns nach den Lobeshymnen von den Previews auf US-Festivals ein wenig mehr von A Quiet Place versprochen hatten. Denn so gut das Szenario auch umgesetzt wurde und es wirklich schafft, glaubwürdig zu sein, so hapert es dann aber an der Logik mancher Handlungen und das führt zu ärgerlichen Momenten. Während der Film nur einen kurzen aber dramaturgisch entscheidenden Ausschnitt aus dem Leben einer Familie zeigt, ist der Werdegang dieser Ereignisse teils haarsträubend.
Als Beispiel sei hierbei Evelyns Schwangerschaft erwähnt, die im Zuge der Ereignisse zu Beginn des Films und der Welt, in der diese Familie leben muss, unglaubhaft ist. Natürlich ist es amüsant zu sehen, wie die Familie versucht, sich auf die Geburt des Babys vorzubereiten und den Lärmpegel zu steuern, aber plausibel ist dies dennoch nicht. So versucht A Quiet Place so gut es geht, diese vollkommen an ihre Umwelt angepasste Familie erst aufzubauen, um dann ein Bedrohungsszenario zu schaffen, damit diese perfekte Lebensweise durch viele dumme Entscheidungen und konstruierte Situationen kaputt gemacht wird. Und da ist dieses Baby das größte Hemmnis, denn geht man mal logisch ran: Welche Eltern zeugen freiwillig ein Kind in solch einer Umgebung und bringen damit sich und ihre minderjährigen Kinder in Gefahr?
Wenn man sich mit so mancher Konstruktion abfindet, kann A Quiet Place aber dennoch im Großen und Ganzen Spaß machen. Zwar ist es schade, dass sämtliche Horror- und Schreckmomente eigentlich nur aus Jump Scares und dem Aufdrehen des Lautstärkepegels bestehen, die Wirkung wird aber dennoch in acht von zehn Fällen nicht verfehlt. In Kombination mit der gesamten Inszenierung und dadurch erzeugten Atmosphäre bietet sich somit dem Kinogänger ein guter, wenn auch nicht überragender Horrorfilm. Für Liebhaber wäre der Gang ins Kino fast Pflicht.