Bewertung: 3.5 / 5
Ein Sci-Fi-Film mit Brad Pitt? Kann nur gut werden, oder? Dennoch wird schnell klar, dass Ad Astra - Zu den Sternen kein Film für Jedermann ist. Man muss langsame Entwicklungen mögen, man muss Kammerspiel, aber auch epische Weltraumszenarien der Einsamkeit mögen. Wer weder Gravity noch Interstellar mag, sondern nur auf Sci-Fi-Action mit massig Aliens, Weltraumschlachten und schnelle Entwicklungen steht, der sollte lieber mit Star Wars und Co. den schnelleren und bunteren Weg zu den Sternen wählen.
Ad Astra Kritik
So gelassen und kalt Raumfahrt-Ingenieur Roy McBride (Pitt) auch tut, es wird schnell klar, er kam nie darüber hinweg, dass sein Vater (Tommy Lee Jones) vor 20 Jahren zum Neptun aufbrach, um dort nach intelligentem, außerirdischen Leben zu suchen und nie zurückkehrte. Bis heute weiß Roy nicht, was mit seinem Vater geschah oder ob er fand, was er suchte. Oder ob er überhaupt noch lebt. Doch Gewitterstürme aus dem All sorgen dafür, dass er auf eine sehr persönliche und höchst geheime Mission aufbrechen muss - zu den Sternen...
Trailer zu Ad Astra - Zu den Sternen
Obwohl Ad Astra - Zu den Sternen an viele bekannte Sci-Fi-Streifen erinnert, an manche davon auch nicht herankommt, schafft es Regisseur James Gray, einen dennoch einzigartigen Film zu bieten, der die Einsamkeit im All wie auch die Sinnsuche, die Frage nach dem Wesentlichen, auf die Spitze treibt. Alle Botschaften sind altbekannt, doch so fokussiert und schlicht wurden sie wohl noch nie in einem Sci-Fi-Film inszeniert.
Wer denkt, Moon, Gravity und Der Marsianer - Rettet Mark Watney waren schon sehr konzentriert auf eine Person, das geht noch enger und mit einem simpel wirkenden Realismus-Stil, der keinerlei Ablenkung vom Wesentlichen zulässt, keinerlei tiefere zu entknobelnde Ebene zu bieten hat außer dem schlichten und äußerst offensichtlichen Sinnbild an sich. Die definitiv tolle Musik und Weltraumbilder bieten nicht ganz die epische Wucht und erhabene Größe eines Interstellar, Ad Astra trumpft eher mit pointierten durchaus auch mal Action-Szenarien auf, die alles Weitere der Fantasie überlassen.
Eigentlich lernt man daher nicht viel von der Sci-Fi-Welt in Ad Astra kennen, doch genug, um Roy den Helden wider Willen spielen zu lassen, und das von der ersten bis letzten Sekunde. Gerade die Distanz zum Vater sorgt dafür, dass er ganz dessen Sohn ist und in dessen Fußstapfen tritt: zwar nicht besessen von der Aliensuche, aber besessen davon, seinen Vater zu finden. Und dabei erst am Ende tatsächlich sich selbst zu finden und die Frage nach dem Wesentlichen für sich zu beantworten.
Und so entpuppt sich Ad Astra flott als Psychogramm, in dem Tommy Lee Jones und Donald Sutherland zwar wichtige Schlüsselrollen einnehmen, aber auch solche Hollywood-Ikonen nicht von Pitts Charakterdrama und Entwicklungsweg ablenken. Hier könnte Pitt durchaus ein Oscar winken. Ruth Negga darf derweil ebenfalls in einer coolen Schlüsselrolle glänzen, auch wenn das Wort "glänzen" falsch ist: Denn auch hier ist fokussierte emotionale Schlichtheit angesagt, auch wenn diese Schlichtheit visuell kunstvoll in Szene gesetzt wird. Anders als Interstellar oder auch Gravity gibt Ad Astra zudem am Ende eine sehr klare Antwort auf alle im Film gestellten Fragen.
Mit Ad Astra - Zu den Sternen muss jeder für sich selbst die Frage beantworten, ob ein so fokussierter und im Grunde ganz schlicht und klar strukturierter, dadurch auch kalt wirkender Sci-Fi-Film einen erfüllt oder mit einem unterkühlten "Nicht genug"-Gefühl aus dem Kino gehen lässt. Gesehen haben sollte man ihn. Uns hat die Schlichtheit gut gefallen, auch wenn ein "Geflasht"-Gefühl dabei ausbleibt.