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Ambulance

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Ambulance Kritik

Ambulance Kritik

Ambulance Kritik
0 Kommentare - 13.04.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Ambulance" ist.
Ambulance

Bewertung: 3 / 5

Der Veteran Will Sharp (Yahya Abdul-Mateen II) hat eine schwerkranke Frau zu Hause, aber nicht das nötige Geld ihre Lebensrettende Operation zu bezahlen. Völlig verzweifelt wendet er sich an seinen Adoptivbruder Danny (Jake Gyllenhaal), welcher ihn zu einem großen Coup überredet. Zusammen planen sie einen Bankraub um 32 Millionen Dollar zu ergattern. Der Plan läuft nicht nach Plan und so kapern die beiden einen Rettungswagen, in welchem ein angeschossener Cop und eine Rettungssanitätern namens Cam (Eiza González) sitzen. Schnell sind ihnen die Polizei und das FBI auf den Fersen und eine große Verfolgungsjagd durch Los Angeles beginnt.

Michael Bay gehört neben Roland Emmerich und Zack Synder zu den letzten großen Verfechtern des rechtskonservativen Hollywoodkinos. Das ist erst mal eine Aussage, die man sacken lassen muss. Schließlich hat Bay sich einen Namen damit gemacht, so ziemlich alles, was nicht männlich ist, auf dem direktesten Wege zu beleidigen oder zu entwerten. Wenngleich auch Pain & Gain (2013) bewies, dass der Regisseur sich auch für Witze über die eigene Kultur nicht zu schade ist, haben seine Werke immer einen bitteren Nachgeschmack. Mit dem Remake des gleichnamigen dänischen Films Ambulance, erweitert der Künstler einen Film um fast die doppelte Laufzeit und es ist natürlich klar, womit der Film dann gefüllt wird. Neben der Action sind es zu Teilen homophobe und seltsam anmutende Witze um einen Hund, die Bay hier wohl in den Film übernommen hat. Ersteres ist auch in diesem Fall mal wieder sehr peinlich geraten, während letzteres zum nachdenken anregt. Überdies gibt es da nicht viel, womit Michael Bay in den gestreckten Minuten wirklich überzeugen würde, denn tatsächlich muss auch in diesem Fall die Frage, ob denn der Film das gebraucht hätte, mit einem klaren Nein beantwortet werden.

Trailer zu Ambulance

Doch wohin möchte Michael Bay, der Propagandafilmer für Arme denn eigentlich. Normalerweise berichtet der Regisseur ja gerade in seinen Transformers-Filmen von einem Militär, das zum Schutze der Menschheit eintritt. Das ebenso den Staat und die Heimat liebt. Doch in diesem Werk scheint Bay das erste mal über die Adoleszenz hinaus zu denken. Es gibt Probleme und es ist ein systemisches Problem, wenn ein Veteran, der soviel Leid und Zerstörung gesehen hat, nicht das benötigte Geld für die Operation seiner kranken Frau erhält. Das ist erst mal zwar manipulativ und die einfachste Form der emotionalen Schreibe, auf der anderen Seite deckt der Film damit systemische Probleme klar auf und dekonstruiert den amerikanischen Traum. Denn was nutzt die Aufopferung für den Staat, wenn der Staat einen im Stich lässt. Was nutzt das Wissen darum, in konservativen Kreisen als Held verehrt zu werden, wenn man an der eigenen Existenz nagt. Natürlich könnte der Film in diesem Sinne etwas weiter gehen, indem er wesentlich zynischer und drastischer darstellt wie Menschen von einem System erst runtergeschluckt und dann wieder ausgespuckt werden. Dann wären die psychischen Folgen eines Kampfes oder der Probleme mit der Familie natürlich auch spannende Aspekte. Auf der anderen Seite redet man hier nicht von einem melancholischen Drama, sondern von einem Actionfilm.

Und in diesem Falle gelingt Bay auch eine größere Erkenntnis, als ihm häufiger zu Teil wurde. Denn wenn man das System und etwaige Funktionäre antagonistisch betrachtet, dann ist klar, daß Individuen in gewisser Weise immer gegeneinander ausgespielt werden. Das nennt sich dann Wettbewerb. Ein Wettbewerb, der vom freien Markt auch befördert wird. Schließlich werden nur die besten genommen und der Rest bleibt auf der Strecke und perspektivlos. Das man gerade auch in Amerika hier die Hautfarbe, Ethnie oder Herkunft dabei nicht außen vorlassen kann ist nur das I-Tüpfelchen in der ganzen Sache. Klar ist das nicht so genial, wie es auf den ersten Blick klingt. Doch man ist schon erstaunt, daß Bay in seinem Werk etwas gereifter vorgeht, als noch zuvor. Tatsächlich merkt man auch, daß Bay die Adoleszenz scheinbar endlich überwunden hat und seine Hauptdarstellerin nicht mit hautengen Klamotten und offenem Dekolletee herumlaufen lässt. Gut ist das vor allem, weil es der Glaubwürdigkeit des Werkes schaden würde. Auf der anderen Seite behält bei seine Werbe-Filmer-Ästhetik durchaus bei. Da sind dann vor allem schöne, kernige Menschen zu sehen. Sonnenuntergänge, alle gebräunt und dann ist doch alles super. Natürlich würde niemand der hübschen Eiza González die überanstrengte und hart arbeitende Notfallsanitäterin abkaufen, aber das ist nicht das Bay-Problem, sondern das Hollywood-Problem.

Ein Problem hat Ambulance dann, wenn es darum geht in Fahrt zu kommen. Gerade der Beginn zieht sich doch ein wenig in die Länge. Doch sobald Bay die Fahrt entfesseln kann, wird der Film zu einer Action-Orgie der alten Schule. Hierbei scheint der Regisseur auch wesentlich weniger auf Computereffekte zu setzen, als noch zu Transformers-Zeiten. Und dann macht das Geschehen auch Spaß. Schauspielerisch blieben zwar neben González auch Gyllenhaal und Abdul-Mateen II nicht wirklich im Gedächtnis, in den besten Momenten können die Schauspieler ihre Figuren aber glaubhaft transportieren. Ohnehin ist es echt erstaunlich, wie es Bay geschafft hat, seinen Film gerade in diesem kleinen Wagen so mühelos wirken zu lassen. Dabei ist das Werk natürlich zu lang, aber irgendwie schaut es sich dann doch mit all der Action, den Problemen im Wagen und durch die Schauspieler relativ schnell weg. Und das liegt vor allem an den tollen Einfällen die Bay hat. Wilde Kamerafahrt hier, da Zoom, da ein Schnitt und so weiter und so fort. Das Pacing von Ambulance wird erst gegen Ende etwas zäh.

Interessant ist zudem die Auseinandersetzung mit Staatsvertretern. Nun ist das natürlich spannend, weil diese von Land zu Land eine unterschiedliche Komponente zu sich hätte. Betrachtet man das aus einer Deutschen Sicht, so wird klar, daß die Exekutive ein Problem mit Faschisten in den eigenen Reihen hat. Wenn man hier also einen Film über eine negativ ausgelegte Polizei drehen würde, wäre es politisch Einwandfrei. Dreht man selbiges in den USA, in welcher die Polizei ein ebenso großes Problem mit der Hautfarbe einiger Menschen hat, dann ist das Zündstoff, weil auch Bay natürlich in der Regel für den Staat Partei ergreift. Und diese Staatsvertreter sind aber dennoch hier nicht die bösen. Es mutet seltsam an, weil Bay Antagonisten zu Protagonisten erklärt und dabei die systemische Komponente zum Kern der Sache macht. Nicht jeder dieser Verfolger scheint aber lupenrein und daher ist das Konzept auch aufgegangen, weil so eine Gegenüberstellung beider Parteien besser gelingt.

Zynische Menschen sprächen, wenn sie von Ambulance sprächen von einem Film der niemals stoppt. Dabei gelingt Bay auch kein wirklich großer Wurf, dennoch aber ein Film, der nach einem holprigen Start wirklich rasant ist. Schauspielerisch ist da nichts wirklich nennenswertes, aber der Film ist trotzdem spannend, weil er für Bay schon ein Bruch mit den eigenen Werten bedeuten kann und dabei entwickelt der Mann tatsächlich einen politisch besseren Geschmack, wenngleich sein Humor und einige homophobe Momente dann wieder stutzig machen. Trotz allem kann das Werk unterhalten, sobald es richtig losgeht.

Ambulance Bewertung
Bewertung des Films
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