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American Hustle

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American Hustle Kritik

American Hustle Kritik

American Hustle Kritik
0 Kommentare - 05.11.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "American Hustle" ist.
American Hustle

Bewertung: 3.5 / 5

Ende der 1970er gelangt der zwielichtige Geschäftsmann Irving Rosenfeld (Christian Bale) zu sehr viel Geld. Mit seiner Partnerin und Liebhaberin Sydney Prosser (Amy Adams) verkauft er gefälschte Kunstwerke, was den ambitionierten FBI-Agenten Richie DiMaso (Bradley Cooper) auf seine Fährte bringt. Zusammen machen sie einen Deal, indem Rosenfeld den Politiker Carmine Polito (Jeremy Renner), entlarven soll. Dazu soll Rosenfeld den Polito dazu animieren, Bestechungsgelder anzunehmen. Unterdessen verursacht Irvings Ehefrau Rosalyn (Jennifer Lawrence) Probleme.

Ich werfe eine steile These in den Raum, nach welcher sich das Werten jener Werke um den Regisseur David O. Russell zu einem extrem komplizierten Akt der Gefühle wird. Häufig lohnen sich solche persönlichen Deutungen nicht, weil man dann in einer Kritik mit Gefühlen argumentieren muss. Nur ist der analytische Ansatz dem häufig nicht dienlich und dennoch behaupte ich es an der Stelle, daß Russells Schaffen den Zustand in Hollywood sehr gut beschreibt. Ganz salopp gesagt ist American Hustle ein Film, der erschreckend banales unglaublich kompliziert macht und mit all dem Prunk und Glanz in Form der wohl talentiertesten Schauspieler ihrer Generation im Mittelpunkt, dafür sorgt, daß man wie ein Siebenschläfer auf diese Welt blickt, die sich einem da offenbart. Wenn man ganz fies ist, dann fasst man diese Geschichte in zwei bis drei Sätzen zusammen: Trickbetrüger und Freundin werden erwischt. Stehen nun unter der Kontrolle von einem anderen, der sie zwingt für ihn andere zu betrügen und die beiden haben aber einen ganz anderen Plan. Ja, zugegeben, es ist ein sehr langer Satz und das kann vielleicht auch nicht dem gerecht werden, was da in diesem Film passiert. Vielleicht ist es ja doch tiefgründiger und wenn es das nicht ist, dann hat es vielleicht gar nicht den Anspruch wesentlich tiefgründiger zu sein. Ensemble-Filme in diesem Stile, also abseits des Mainstreams und großer Blockbuster erwecken oft den Eindruck, als seien sie besonders großartig, weil viele Leute mitspielen, die schon großartige Filme gedreht haben. Doch nun retrospektiv auf das American Hustle zu blicken, sorgt schnell dafür, daß man den Eindruck gewinnt, daß Russell ein Blender ist.

Trailer zu American Hustle

Zugegeben, daß hat schon was für sich, wenn man all die Namen aufzählen würde, die in diesem Film mitspielen. Und wenn American Hustle etwas ist, dann ist er großes Schauspielerkino. Sowas konnte Russell schon immer, damit kann man leicht verschmerzen, daß man eigentlich nichts besonders Gutes zu erzählen hat. Doch irgendwie wäre es dann fast schon unfair, wenn man gewisse Schauspieler hier nicht hervorheben würde. Schließlich sind vor allem die Damen um Amy Adams und Jennifer Lawrence atemberaubend. Während Adams die gesamte Laufzeit über etwas sehr laszives zu sich hat, was man bis dato aus Filmen wie Glaubensfrage (2008), Nachts im Museum 2 (2009), oder auch Die Muppets (2011) eher weniger kannte, spielt sie hier unglaublich subtil die große Kontrolle, hypersexuell, ohne dabei großartig auf diese Werte anspielen zu müssen. Man versteht, warum ein gewisser Irving Rosenfeld dieser Sydney Prosser verfällt. Ebenso beeindruckend ist die andere Dame im Bunde. Denn auch Jennifer Lawrence spielt hier stark gegen ihr sonstiges Image an. Während das natürlich bei versnobten Kritikern für eine große Offenbarung sorgt, dass eine Schauspielerin schauspielern kann, ist es vielleicht für Leute, die nicht in ewigen Stigmen denken, kein allzu großes Wunder. Und man sieht im Film auch immer die Katastrophe kommen, weil ihre Figur sich da so anbahnt. Ohnehin ist American Hustle kein überraschender Film, weil man schon klar versteht, wohin sich das entwickelt. Als Komödie will er verstanden werden, leichtfüßig in Worten, komplex im Geschehen und dennoch bleibt die gesamte Laufzeit über die Frage danach, inwieweit das nun alles irgendeine Relevanz aufweist. Tut es wohl nicht.

Russell steht für etwas, für eine ganz bestimmte, gut aussehende Banalität. Und während sich große Filmpreise anschicken, besonders schwerwiegende Filme auszuzeichnen, die keinerlei Tiefe und künstlerisches Verständnis aufweisen, steht Russell hier für eine gewisse Antithese zu diesen Vorgängen. Denn ja, American Hustle hat filmisch keinerlei Relevanz und dürfte auch nun Jahre nach seinem Erscheinen wohl niemandem mehr im Gedächtnis sein. Schließlich sprechen Leute, wenn sie retrospektiv über die 2010er Jahre sprechen, wohl auch weniger über diesen Film. Und dennoch gibt es da etwas in diesem Werk, daß Russell vielleicht sogar zu einer Art Rebell macht. Denn während sein gesamtes Schaffen danach ausgelegt ist, vor allem Schauspielerinnen und Schauspielern den großen Wurf zu bringen, nimmt er mit diesem Werk die gekünstelte Schwere aus Hollywood. Da gibt es keinen Film, der dem Zuschauer zeigt, wie schlimm Drogen, die Nazis, der Umgang jedweder vermeintlichen Minderheit, Behinderung und vielem mehr ist. American Hustle will als Farce verstanden werden, als seichte Kritik am American Dream und als Studie über Dekadenz und Gewalt. Sicherlich sind die angesprochenen Themen wie Liebe, Vertrauen und dergleichen etwas, mit dem man im Endeffekt alle zufriedenstellen kann, insofern ist diese Komödie auch keineswegs bitterböse. Der Kern indessen, ist wohl eher, daß so eine Geschichte, wie es der Film gleich zu Beginn auch irgendwie sagt, passieren kann. Nun ist auch das allgemein hin kein Grund, warum man den Film lieben sollte, es ist viel eher auf ganz technischen und übergeordneten Ebenen, die einfach der reinen Wertungsmanier unterliegen so, daß Hollywood mehr Leichtigkeit benötigt. Und das liefert das Werk.

Gleichsam sollte man diese bewusste Farce aber auch nicht überinterpretieren. Denn nur weil eine Geschichte nichts taugt, was im übrigen auch nicht der Kern eines Films sein sollte und nur weil man bewusst auf das oberflächliche setzt, hat man weder einen guten, noch einen schlechten Film damit geschaffen. O. Russell ist der quasi wie Michael Bay nur mit vermeintlichem Niveau. Dieser Trickbetrug von Film, der irgendwie zu nichts eine Meinung hat, erinnert indessen schon stark an die Boomer-Generation. Alles passiert genauso wie es passiert und wenn es schlecht ist, kann man nur hoffen, daß man lange nicht mehr ist. Ja, wenn einer verstehen will, wie die Boomer funktionieren, dann muss er American Hustle sehen. Es passiert nichts und das ist in gewisser Weise nicht schlimm. Schlimm wird es nur, wenn man das als vermeintlich tiefgründige Satire auf irgendwas begreift. Es ist halt bloßer Protz und Prunk und das macht auch Spaß zuweilen, doch zum Nachdenken taugt das nicht wirklich. Kunst war noch nie so eindimensional, wie es hier der Fall ist. Könnte man meinen, wäre da nicht das kleine schlagende Herz für Betrüger, Diebe und Menschen, die andere hinters Licht führen. Dem ganzen Film mutet so eine Robin Hood-Metapher an, nach welcher die Higher Class bestohlen und hinters Licht geführt wird, ähnlich wie manch einer glaubt, er habe hier große Kunst gesehen. Und sofern mag dieser Film vielleicht sogar als bewusste Parodie auf den gesellschaftlichen Antiintellektualismus gemeint sein. Nichts muss schwer sein und das ist auch nur gut so. Die Lobgesänge sind verstummt.

Keine Geschichte, dafür eine Menge Spaß und großes Schauspielerkino verbreitet American Hustle. Ein Film, der nichts sein will und damit auf mehreren Ebenen gedeutet werden kann. Am ehesten noch als Farce auf die postmoderne Analysenkultur, nach welcher irgendwie alles eine Bedeutung hat, mag diese auch noch so gering, mit banalsten Themen gefüllt sein. Schauspielerisch zeigt das Ensemble, warum es in Hollywood zu den ganz großen gehört.

American Hustle Bewertung
Bewertung des Films
710

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