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Antebellum

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Wir leben in beschissenen Zeiten, also scheiss drauf

Antebellum Kritik

Antebellum Kritik
1 Kommentar - 13.01.2021 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Antebellum" ist.
Antebellum

Black Lives Matter - unter anderem

Spätestens mit Get Out hat sich eine weitere Horrorfilmunterkategorie etabliert, die davon handelt, dass in den USA noch lange nicht alles im Reinen ist, und vor allem in den ich nenne sie mal Redneck-Staaten vieles immer noch wie anno dazumal gelebt und gedacht wird. In genau diese Kerbe schlägt auch Antebellum, der extrem schick fotografiert ist, und diese Horrorprämisse mit dem einen oder anderen Twist auch zum Thema hat, daher ohne jetzt zuviel über den Film zu verraten lediglich ein paar Ideen, worum es geht: Twelve Years a Slave meets Get Out. Leider ist er leidlich gut und nur für Komplettisten wirklich empfehelenswert.

Trailer zu Antebellum

Dennoch dachte ich, dass ich das als Aufhänger nehme und einen kleinen Streifzug durch die nordamerikanische Redneckfilmkultur mache, und wie sich ein kleines hartnäckiges Horrorfilmgenre alleine durch diese Klischees etablieren konnte.

Dabei fängt das alles recht harmlos an mit solchen Filmen wie "Wer die Nachtigall stört" und dem immer noch inhärenten Rassismus in gewissen Regionen in den USA. Das ach so liberale Hollywood klopft sich selbst auf die Schulter und belächelt eben jene Hinterwäldler, die noch nicht mitbekommen haben, dass sie den Bürgerkrieg verloren haben.

Nur weil man im selben Land wohnt und vermeintlich dieseleb Sprache spricht, heisst das ja nicht, dass man vom selben Holz sein muss, so wird immer wieder der Culture Clash recht amüsant in Szene gesetzt, wo sich ein vermeintlicher RedNeck im einer Metropole zusammenzurauefen in der Lage ist und seine Sicht der Dinge ändert (so auch beispielsweise ein Coogan in Coogans Bluff, der im San Fransisco der spät 1960er sozialisiert wird). Oder es wird den leuten der Spiegel vorgehalten, wenn ein Film wie Nacht der Lebenden Toten den Finger in die Wunde legt, übrigens einer der Filme, die auch das Rassismus Thema ziemlich hart anprangern, ohne es explizit als solches zu benennen.

Immer schwingt aber auch der liberale hochnäsige Blick auf die "dummen Hinterwäldler" mit, die es einfach nicht besser wissen, einer der besseren Werke zu diesem Thema ist da noch Beim Sterben ist jeder der Erste, der genau diesen hochnäsigen Blick dann zwar auch kritisch hinterfragt, ihn aber dennoch bedient. Und das ist dann auch die Initialzündung für diese Art des Filmemachens, denn mit Texas Chainsaw Massacre und the Hills Have eyes etabliert sich eine sogenannte First Family des degenerierten Hillbilly, die ja allesamt sowieso miteinander inzestuös verbandelt sind und noch in irgendwelchen zerfallenen Südstaatenpalästen hausen. zum einen ist das ein einfaches Ausschlachten (patri)archaisch geprägter Angstvermächtnisse: Wir sind besser als die und daher machen wir uns über sie lustig, aber wir sollten trotzdem Angst vor ihnen haben, denn sie wollen uns unser hart Erarbeitetes wegnehmen. Und nicht unähnlich den Vorurteilen gegenüber den Schwarzen (Superstark und Superschwanz) hat man auch hier extreme Vorurteile gegenüber den degenierten Kannibalen, wie zB dass sie superstark und unzerstörbar sind (Leatherface anyone?). Und auch hier endet es natürlich nicht mit dem üblichen Horrorfilm, ein Walter Hill beispielsweise mit The Last Americans beschert uns ein Testosterongeschwängertes Update , das irgendwo bei Beim Sterben ist jeder der erste Anfängt und auf halbem Weg zu Predator endet. Auch hier handelt es sich um eine allegorische Erzählung, Urängsten und ist ein recht intelligent (anmutender) Film über die Überheblichkeit des westlichen, irgendwie liberal geprägten Mannes, mit der Einschränkung, dass dies doch eben nur immer noch nur leicht über dem Redneck stehenden Millitärs handelt.

Mit zunehmender Zeit wird das Bild dann doch etwas differnezierter, selbst im üblicherweise sich für sehr liberal haltenden Hollywood, denn diese Leute machen nunmal auch einen Grossteil der Bevölkerung aus und sind zahlende Kunden, ein Patrick Swayze etabliert den romantisierten Südstattler sowohl in fackeln im Sturm als auch in seinem Actionern, wo er teilweise teil von einer größeren Redneck familie ist, die sich erfolgreich mit der Mafia anlegt.

Das Thema Rassismus schwingt immer wieder mit, sei es in der Hitze der Nacht, oder Tic Tic, oder Mississipi Burning, aber das Thema wird sehr schnell in Richtung KuKlux Clan und deren Gesinnung zurück gestumpft, oder der Grossteil der Bevölkerung ist nicht liberal genug. Ein systemisches Problem ohne Aussicht auf Lösung halt.

Das neue schwarze selbstbewusstsein, zusammen mit der immer stärker werdenden Black Lives Matter Bewegung, oder Black Actors deserve better hat nun in den letzten Jahren ziemlich starke Beiträge zu diesem thema erarbeitet und baut auch darauf auf, was die ganzen Horrorfilme vorher teilweise falsch gemacht haben: Es ist nicht nur ein Die oder Wir Problem, es ist ein ganz klares Wir gehören auch irgendwie zu denen Problem. Egal wie liberal man ist, gewisse Ansichten sind verankert, und nur weil man sagt: Ich habe schwarze Freunde, ist man nicht weniger rassistisch. Im gegenteil, sich mit sowas zu sonnen ist eine deutlich schlimmere, weil unehrliche Art des Rassismus. Die liberale Maske des Gönnerischen ist mindestens genauso gefährlich.

Das erkennt auch Get Out genauso schonungslos wie unterschwellig an, und Rassismus ist nicht nur in den Hauttönen ein systemisches Problem, sondern ein gesellschaftsvertragliches mit so vielen Grautönen, dass es eben nicht in einen Film oder eine Serie gepresst werden darf oder soll. Nur weil ein schwarzer Bürgerrechtler für die Rechte seiner Leute einsteht, heisst es ja nicht, dass er weniger rassistisch ist, oder dass er Schwarze, die es anders sehen als er selbst, nicht auch als das N-Wort beschimpft (sehr schönes Beispiel hierfür in der sehr guten Miniserie über Oj Simpson mit Cuba Gooding Jr zu sehen).

Aber hier wird momentan zum einen ein sehr wichtiger Beitrag geleistet, da gefühlt dieses Thema überall gegenwärtig ist, aber zum anderen auch nicht nuanciert genug darauf eingegangen, da plötzlich BLM omnipräsent ist und teilweise mit recht platten Werken wie eben Antebellum auch auf diesen Zug aufgesprungen wird. Jeder für sich nimmt sich für wichtiger als er tatsächlich ist. Bzw. alle Teile sind gleich wichtig.

Und damit ist eben nicht nur Black Lives Matter gemeint, sondern All Lives should matter equally (frei nach Animal Farm), und das Problem mit den Union Flag Anhängern ist weder auf Bildung, Armut noch irgendwelche inzestuösen Verhältnisse zurück zu führen, sondern ist ein rein gesellschaftliches, systemisches und vor allem globales, das darauf beruht, dass sich die Elite eben um keine Änderung schert, so lange sie immer mehr daran verdient als an einer Änderung bzw keine Änderungen durchdrücken kann, weil das System sich selbst daran hindert. Das ist in den Usa genauso wie sonstwo wie auch hier mit irgendwelchen selbsternannten Telegrammlerpropheten und Reichsbürgern und AfDlern, die sich ja "nur Sorgen machen".

Alles in allem bin ich ziemlich abgeschweift, und höre liber jetzt damit auf, ... der Film ist okay - bekommt aber jetzt mal keine Wertung von mir, da es hier um was ganz anderes ging...

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MobyDick : : Moviejones-Fan
13.01.2021 12:47 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Mal was anderes und ein etwas anderer Blickwinkel als meine Blaxxploitation Review vor einiger Zeit, sozusagen als temporäre Momentaufnahme

Dünyayi Kurtaran Adam
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