Bewertung: 4 / 5
Vielleicht sollte ich erst einmal damit beginnen zu erklären, dass nicht jeder indische Film aus Bollywood stammt. Schließlich wird ja auch nicht jeder US-amerikanische Film in Hollywood gedreht. In Indien werden verschiedene Sprachen gesprochen, also muss man da noch weiter differenzieren, als wir es in westlichen Ländern gewohnt sind. Bollywood-Filme sind Hindi-Filme und stammen aus Mumbai bzw. Bombay. "Bahubali" dagegen ist ein Telugu-Film und stammt aus Hyderabad, deren Filmindustrie oft auch als "Tollywood" bezeichnet wird.
Ansonsten der Hinweis: Ich bewerte hier die internationale Version, die im Gegensatz zum Original um 20 Minuten gekürzt ist. Außerdem habe ich den Film in Telugu mit deutschen Untertiteln gesehen.
Trailer zu Bahubali - The Beginning
Mit "Bahubali" wird abermals bewiesen, dass es keine innovative, hochkomplexe Handlung braucht, um einen guten Film hervorzubringen. Einem Regisseur mit Vision gelingt dies auch mit einer 08/15-Handlung. Ein Königssohn/Auserwählter, der ohne Wissen über seine Herkunft fernab der Heimat aufwächst, nach einer Reifeprüfung schließlich an den Ort der Macht zurückkehrt und die Prinzessin/seine Mutter aus den Klauen des Bösen/bösen "Onkels" befreit.
Diese klassische Heldengeschichte wurde schon zig-mal erzählt, S.S. Rajamouli kann sie trotzdem in neuem Licht erstrahlen lassen. Zum Einen profitiert "Bahubali" davon, dass die Kultur und Völker des antiken Indiens im westlichen Kino bisher kaum thematisiert wurden, zum Anderen liegt Rajamoulis Erfolgsrezept meinem Empfinden nach darin, dass er die Magie der Disney-Zeichentrickfilme - inklusive Gesang - mit einem blutigen Fantasyepos kombiniert. Dadurch bekommt man als Zuschauer ein gutes Gefühl für die Charaktere, für das Abenteuer und muss sich nicht von einer Actionszene zur nächsten hangeln. In dieser Hinsicht kann man "Bahubali" durchaus mit "300" vergleichen. Stilistisch ähnlich, aber bei "300" besteht für mich immer der Drang, bis zur nächsten tollen Actionszene vorzuspulen, weil mich die Charaktere überhaupt nicht interessieren.
Hier ist meine Lieblingsszene aus dem Film, pure Kinomagie.
Ansonsten bin ich ziemlich beeindruckt davon, was S.S. Rajamouli hier mit einem Budget von nur 18 Mio. US-Dollar auf die Beine gestellt hat! Die Kulissen, Requisiten und Kostüme stehen Hollywoodfilmen in Nichts nach und die Effekte sind ebenfalls vollkommen in Ordnung. Die Schauspieler spielen zwar nicht überragend, können den Charakteren dennoch Leben einhauchen; hinzukommt des Weiteren ein hervorragender Soundtrack. Hollywood hätte für "Bahubali" bestimmt 200-300 Mio. US-Dollar ausgegeben, aber wahrscheinlich trotzdem keinen besseren Film abgeliefert. Auf die blutige Action hätte man verzichtet und wie die Erfahrung zeigt, ist ein immens hohes Budget kein Garant für überzeugende CGI-Effekte.
Jedem Fantasyfan kann ich "Bahubali" nur empfehlen! Ich persönlich freue mich nun sehr auf den abschließenden zweiten Teil, welcher nächstes Jahr erscheinen soll. "Bahubali" mag da mit seiner Werbekampagne und der leicht westlichen Prägung vielleicht nicht der richtige Bezugsfilm zu sein, aber ich finde es schade, dass nicht-westliche Filme bei uns kaum Gehör finden. Viel zu selten schwappen solche Filme zu uns rüber, der Markt - und da muss ich mir leider auch selbst an die Nase fassen - scheint in dieser Hinsicht einfach nicht da zu sein. Über den filmischen Tellerrand schauen nur die wenigsten.