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Begabt - Die Gleichung eines Lebens

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Begabt – Die Gleichung eines Lebens Kritik

Begabt - Die Gleichung eines Lebens Kritik

Begabt - Die Gleichung eines Lebens Kritik
0 Kommentare - 25.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Begabt - Die Gleichung eines Lebens" ist.
Begabt - Die Gleichung eines Lebens

Bewertung: 3 / 5

Der Junggeselle Frank Adler (Chris Evans) lebt gemeinsam mit seiner Nichte Mary (McKenna Grace), in einem kleinen Küstenort in Florida. Mary ist lebhaft und intelligent. Bald schon vermutet ihre Lehrerin Bonnie Stevenson (Jenny Slate), sie könne hochbegabt sein. Frank jedoch will davon nichts wissen und möchte, daß Mary ein normales Leben abseits von Leistungsdruck führt. Doch eines Tages steht seine eigene Mutter Evelyn (Lindsay Duncan) vor der Tür, als sie von der Begabung erfährt. Sie plant großes für ihre Enkeltochter. Doch Frank will sie nicht so einfach hergeben und erhält dabei Unterstützung von seiner Vermieterin und Freundin Roberta (Octavia Spencer).

Das Leben ist dramatisch, ach so dramatisch ist alles, was irgendwie hart ist und den Menschen in jedweder möglichen Richtung emotional beeinflusst. Die Schwere wohnt in diesem Werk, eine Schwere und eine gleichzeitige Freude, die zu jedem Zeitpunkt an Manipulation grenzt. So ist das bei Marc Webb, der hier tonal ähnlich aufschlägt wie in The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro (2014). Und so handelt auch Begabt – Die Gleichung eines Lebens vor allem davon, den Zuschauer irgendwie bei den Emotionen, die zwischen Rotzfahne und Abscheu navigieren, zu erreichen. Es ist pure Manipulation und dementsprechend auch etwas über dem, was man ertragen könnte. Webb setzt hier vor allem darauf, den Zuschauer nicht nur mit der Traurigkeit, aber auch der Heiterkeit seiner Figuren zu konfrontieren, sondern darüber hinaus auch in jedem anderen technischen Segment. Das grenzt an eine Seifenoper, auch im Hinblick darauf, wie sich die Figuren untereinander, aber auch im Hinblick auf die titelgebende Gabe verhalten. Und das ist schon nicht so die vielschichtigste Figurenzeichnung. Und auch in Sachen Plot, merkt man, wenn man mal richtig über juristische Vorgänge, aber auch andere Dinge, wie etwa pädagogische Konzepte nachdenkt, daß der Film da mehr als Film, als tatsächlich reale Fallstudie funktioniert.

Trailer zu Begabt - Die Gleichung eines Lebens

Die Konstruktion ist ein Konflikt zwischen Onkel und Oma, die beide um das Sorgerecht für die Hinterbliebene Mary streiten. Da ist aber durchaus eine interessante These zu finden, wenn man sich auf den Film einlassen kann. In unserer Gesellschaft neigen wir ja besonders dazu, vor allem, wenn wir mal etwas loben, vor allem sogenannte Erfolge zu loben und unwahrscheinliches, also positiv unwahrscheinliches wie geheime Talente, die wir als nützlich erachten. Da gibt es klar, aber auch Abgrenzungen zwischen solchen, die man allgemein hin als nützlich erachtet, wie das Lösen bestimmter Gleichungen und solche, die eher unnütz scheinen, wie Bierpong oder so etwas. Besonders spannend wird es dann, wenn es um ein hochbegabtes Kind geht, wie eben in diesem Fall. Und dann ist klar, dass, wenn auch die eigentlich Sorgeberechtigte verstorben ist, man planen muss, wie das Kind nun aufwächst. So weit, so gut. Interessant ist aber vor allem der Aspekt, daß Begabt – Die Gleichung eines Lebens immer zwei Meinungen gegenüberstellt. Die eine, die sagt, der Mensch solle sein volles intellektuelles Potential vor allem durch die vermeintlich best möglichste Förderung entfalten. Das hat an der Stelle auch schon wieder ein wenig was von Nietzsche. Und dann die andere, die sagt, der Mensch, vor allem das Kind solle eine vermeintlich normale Kindheit durchleben und soziale Kontakte aufbauen und vor allem glücklich werden. Nun, was das Beste für ein Kind ist, ist immer so eine Frage und es zeigt sich ja auch hier, daß der Konflikt nicht so einfach ist, weil beide Seiten durchaus ihre Argumente haben

Natürlich will Begabt – Die Gleichung eines Lebens vor allem aber durch die Inszenierung manipulieren und stellt sich denn auf die Seite des Lebensglücks durch Normalität. Was auch immer das heißen mag. Und genau deshalb, wenn auch aus Hollywood erwartbar, ist dieser Film zumindest in der Hinsicht auch durchaus auf der richtigen Seite. Denn ja, wenn man mal beobachtet, was Kindern in einer Leistungsgesellschaft wie der unseren schon von klein auf abverlangt wird, mit dem Ausspielen gegeneinander, Konkurrenzdruck, Erfolgsdruck, ständigem Vergleichen mit anderen, Verlust von Zeit, von den anstehenden Naturkatastrophen mal ganz zu schweigen. Man kann eigentlich nicht dafür argumentieren, daß Kinder schon möglichst früh in einen Arbeits- und Erfolgsgedanken abrutschen sollen, denn sonst würde man in gewisser Weise zwar ein wenig Montessori-Pädagogik betreiben, aber auch gleichzeitig alles negieren, woran Fröbel gearbeitet hat. Das ist sicherlich in den Staaten, aufgrund eines minderwertigen, bis gar nicht vorhanden Sozialsystems, wie auch generell eher anderen Verständnis von Kindheit und Jugend und einer Show-Attitüde sicherlich noch mal ein wenig drastischer. Schließlich gibt es da ja auch schon für Kleinkinder irgendwelcher Schönheitswettbewerbe. Man erinnere sich nur mal an Little Miss Sunshine (2006). Und genau deshalb ist das hier vielleicht auch ein so wichtiger Film. Wenngleich ihn das auch nicht automatisch gut macht.

Begabt – Die Gleichung eines Lebens ist eigentlich angelegt als groß gedachtes Drama und Schauspielerkino. Nun, während das Werk in ersterer Kategorie, bedingt durch die wirklich manipulative Inszenierung versagt, kann man zumindest in letzterer davon sprechen, daß das durchaus aufgeht. Während zwar die Inszenierung sehr aufdringlich wirkt, sind es die Schauspieler aber zum Glück nicht. Chris Evans ist natürlich ein Schauspieler, der sich durch die immer gleiche Rolle im Marvel Cinematic Universe und durch sein schlechtes Spiel in Fantastic Four (2005) erstmal beweisen musste. Snowpiercer (2013), Knives Out – Mord im Familiensache (2019) und auch dieses Werk hier, beweisen aber, daß der Mann durchaus sehr gut ist, in dem, was er tut. Und hier spielt er tatsächlich auch gegen die Inszenierung so ein wenig an. Er hält sich zurück und ist eben vom Typus eher ruhiger, wenngleich es ihm die Dialoge relativ schwermachen, so kann Evans durch Charisma vollends überzeugen. Ihm gegenüber ist McKenna Grace natürlich etwas auffälliger und nicht minder beeindruckend. Auch hier sind es Stereotypen und Dialoge, gegen die die Schauspielerin anstinken muss. Das Klischee abwimmeln können Duncan, Slate und Spencer dann zwar nicht, sind aber auch nicht weiter nervig.

Ein sehr intimes und manipulatives Drama ist Begabt – Die Gleichung eines Lebens. Grundsätzlich stellt das Werk aber, gerade auch in unserer Zeit, eine nicht uninteressante und wirklich befassenswerte Frage. Wo war die Kindheit, werden sich viele retrospektiv fragen müssen und dieser Film ist ein Plädoyer für eben jene unschuldigen und unverpflichtenden Tage.

Begabt - Die Gleichung eines Lebens Bewertung
Bewertung des Films
610

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