Bewertung: 2.5 / 5
Gestern Abend habe ich mir "Black Adam" im Kino angesehen. Meine Erwartungshaltung war nicht sonderlich hoh, aber trotz dessen hat mich der Film doch schon ziemlich enttäuscht.
Hier mein persönlicher Eindruck vom Film. In dieser Kritik gibt es deutliche Spoiler, daher hier meine deutliche Warnung davor!
Trailer zu Black Adam
Handlung / Storytelling / Pacing (Spoiler der ersten 20 Minuten)
Die Handlung beginnt 4600 v. Chr. in Kahndaq. Ein böser und grausamer König versklavt das Volk und lässt es nach einem seltenen Material graben, mit dem er die „Krone von Sabbac“ schmieden lassen will, die ihm die Kräfte der Unterwelt geben sollen oder so ähnlich. Ein junger Sklave lehnt sich auf und soll hingerichtet werden, doch dann wird er von den Shazam-Magiern zum neuen Shazam gemacht. Er beseigt den König und alles ist gut. Gegenwart. Soldaten mit einem Kindergarten-Namen, der mir entfallen ist, haben Kahndaq unter ihre Kontrolle gebracht und suchen die „Krone von Sabbac“. Adrianna, eine Frau aus Kahndaq, lehnt sich gegen die Unterdrückung auf und will die Krone von Sabbc sicherstellen und woanders verstecken. In der unterirdischen Anlage finden sie und ihre Freunde die krone, werden aber von den Kindergarten-Soldaten überrumpelt. Dabei erweckt Adrianna Shazam (Black Adam) und dieser rettet sie vor den Soldaten und macht die halbe Armee mal so eben platt, für den Zuschauer in Zeitlupe, um zu zeigen, dass Black Adam nicth nur stark ist und Blitze schleudern kann, sondern dass er auch schnell ist wie Flash oder Superman. Komisch ist in der Szene nur, dass die Soldaten ihn trotz seiner Schnelligkeit immer noch während der Zeitlupe direkt beschießen und auch „treffen“, auch wenn Adam die Geschosse in der Luft auffängt und zurückwirft.
Spätere Handlung (Ab hier gibt es heftige Spoiler!)
Dieses Gemetzel ruft direkt die Justice Society (ich nenne sie ab hier nur noch JS) auf den Plan, Superhelden, die die Ordnung auf der Erde wahren wollen. Diese jedoch sehen das Offensichtliche nicht: dass Black Adam die Menschen beschützt und die bösen Soldaten erledigt. Sie sehen nur, dass er tötet und greifen ihn ohne den Versuch der verbalen und vernünftigen Kommunikation einfach an und bringen dabei noch viel mehr Menschen in Gefahr. Logisch, dass Black Adam sich verteidigt. Die JS ist der Meinung, dass er böse ist und entweder eingesperrt oder getötet wird, weil er selbst tötet, und Menschen töten geht in ihren Augen gar nicht. Ihn zu töten, wäre aber anscheinend okay. Tolle Logik.
Überhaupt wird man als Zuschauer einfach reingeschmissen. Black Adam hat immer noch genügende Anspielungen auf das bisherige DCEU und Snyder-Verse, dass man diesen Film als Teil davon sehen kann, doch dass plötzlich die Welt voll von Superhelden und Metawesen ist und diese bereits von den Menschen als völlig normal hingenommen werden, mutet merkwürdig an. Da ist dann plötzlich diese JS und über deren Mitglieder, Motive, Gründung oder Herkunft erfahren wir Zuschauer leider nichts. Als Nicht-Comic-Leser war das für mich ziemlich merkwürdig, weil ich diese Justice Society noch nie zuvor kannte.
Später dann greifen wieder Soldaten die Menschen an, aber Priorität hat für die JS noch immer die Tötung oder Ergreifung von Black Adam, völlig egal, was mit den Menschen passiert. Alles echt konfus und unglaubwürdig.
Es kommt, wie es kommen muss, Black Adam und die JS arbeiten später widerwillig zusammen, doch Black Adam muss sich nach dem Sieg über den eigentlichen Antagonisten, der kaum eine Rolle spielt, am Ende dennoch ergeben, obwohl zu dem Zeitpunkt längst klar ist, dass er kein böser Schurke ist und dass er bereit ist, sich zu bessern. Aber nöö, die JS hat kein Mitgefühl und sieht auch offenbar nicht, dass er als Mitglied wertvoll wäre. Stattdessen wird er zu hunderten anderer Superschurken und Metawesen gesperrt, aber in menschlicher Form und mit gesperrtem Mund und unter Wasser, damit er ja nicht wieder „Shazam“ sagen kann. Und natürlich wird er dann wieder gebraucht und muss wieder rausgeholt werden. Wozu dann das alles? Irgendwie ein sinnloser Handlungsbogen.
Es kommt zur Endschlacht, die den Namen allerdings kaum verdient hat. Der Schurke lässt die toten Menschen als eine Art untote Lava-Zombie-Menschen wieder auferstehen. Diese schlurfen durch die Stadt, doch offenbar stellen sie keine echte Gefahr dar. Die lebenden Menschen unter Führung von Adrianna rotten sich kurzerhand zusammen und schlagen sie mit ihren Fäusten und Stöcken, und dies lässt sie gleich in sich zusammenfallen. Eine Gefahr verspürte ich als Zuschauer hier zu keinem Zeitpunkt. Drama oder Angst sieht anders aus. Der Sieg tritt natürlich schnell ein.
Dass Amanda Waller (Viola Davis) nach all den guten Taten am Ende immer noch Black Adam als Schurken ansieht und ihn bedroht, erschließt sich am Ende auch nicht. Sie hetzt ihm Superman auf den Hals. Warum um alles in der Welt sollte Superman dieser Frau helfen, die schon über dutzende Leichen gegangen ist, vor allem im neuen „The Suicide Squad“? Naja, zum Kampf kommt es nicht, Superman sagt nur „Wir müssen reden.“. Dann war es das. Aber Henry Cavill als Superman ist ein echter Lichtblick!
Schauspieler / Charaktere
Black Adam / Shazam ist ein sehr oberflächlicher und flacher Charakter, aber immer noch der Charakter, über den wir am meisten erfahren. Viel ist das aber immer noch nicht, und es reicht kaum, um mit ihm mitzufiebern oder ihn so richtig ins Herz zu schließen. Aber er ist cool und stark und mächtig und macht sein eigenes Ding, soll heißen: Wer ihm nicht in den Kram passt (nur die bösen Jungs), den bringt er kaltblütig um, vorzugsweise in Zeitlupe, mit seinen Blitzen oder indem er sie aus großer Höhe fallenlässt oder sie weit wegwirft oder auf andere Art und Weise. Er soll lt. Aussagen der Justice Society ein gefährlicher Schurke sein, doch das wird dem Zuschauer zu keinem Zeitpunkt so richtig gezeigt, denn er tut von Anfang an nur Gutes, denn er rettet das Volk von den bösen Soldaten und tötet keine Unschuldigen. Hier sind die Aussagen der anderen Helden völlig gegensätzlich zu dem, was uns Zuschauern gezeigt wird. Warum man ihn als Schurken brandmarkt, ist von Anfang an irgendwie unklar. Ja, er tötet, aber auch nur, weil die Soldaten wild um sich schießen und die Unschuldigen bedrohen. Aus seiner Gottes-Sicht absolut verständlich. Sticht mich eine Wespe, töte ich sie auch, obwohl ich Wespen eigentlich in Ruhe lasse.
Dwayne Johnson spielt wie immer sich selbst, nur etwas grimmiger. Ich mag ihn dennoch, denn er ist einfach ein Sympathieträger. Daher kann ich über die Flachheit des Charakters gut hinwegsehen, denn ich mag Black Adam.
Adrianna ist ein Mensch aus Kahndaq und hat einen pubertierenden Sohn, der voll auf Superhelden steht (wie originell!). Adrianna bleibt ebenso blass wie alle anderen und ich schließe sie nicht ins Herz, weil einfach herzerwärmende Momente oder Emotionen fehlen. Sie ist tough und knallhart, mehr muss man wohl nicht wissen. Sie ist nur da, um zu zeigen, dass es in Kahndaq auch noch das Volk gibt, das sie repräsentiert. Sie ist wohl so eine Art inoffizielle Bürgermeisterin oder Rebellenführerin.
Sohnemann Amon, der Superhelden-Fan, ist eine extreme Nervensäge. Mehr muss man über ihn nicht wissen. Er soll dazu dienen, Black Adam’s Mitgefühl zu erwecken, weil er ja sonst nur kalt wie Stahl ist und sich um seine Belange kümmert. Das gelingt recht einfach, denn eigentlich ist Black Adam ja von Anfang an irgendwie der Gute.
Dann haben wir Pierce Brosnan als Dr. Fate. Er ist von allen Charakteren neben Black Adam noch der sympathischste. Er ist Teil der Justice Society. Doch wie oben schon geschrieben, erfährt man fast nichts über ihn oder die JS und er ist, wie seine Kollegen, einfach plötzlich da. Alles andere ist unwichtig, zumindest wenn es nach den Drehbuchautoren und der Regie geht.
Dann ist da noch Hawkman. Ein ziemliche aggressiver Superheld, der immer nur Black Adam töten will. Warum wird er eigentlich nicht ins Gefängnis gesperrt? Er ist im Film viel schlimmer als Black Adam, weil er heuchelt, dass man nicht tötet, aber selbst ohne Rücksicht auf die Menschen, einen privaten Kleinkrieg gegen Black Adam beginnt, als hätte Black Adam ihm seine Familie genommen. Wie lächerlich bescheuert!
Über die anderen beiden Helden, Cyclone und Atom Smasher (bekloppter Name), braucht man nicht zu reden. Die sind so überflüssig in dem Film wie ein… ach, ihr wisst schon. Flacher und uninteressanter geht nicht. Sie stehlen nur unnötig Screentime, die man besser in die Ausarbeitung von Dr. Fate, der Justice Society und den Menschen gesteckt hätte.
Der Antagonist des Films ist nicht Black Adam, sondern ein anderer, der die „Krone von Sabbac“ haben will. Der Schurke ist extrem blass und langweilig und hat nur extrem wenig Screentime.
Das war es schon an Charakteren. Gut ist was anderes. Ich schließe keinen davon ins Herz, empfinde nichts und fiebere mit niemandem mit. Emotionen kommen keine auf. Die Motive der einzelnen Charaktere, vor allem der Justice Societey und von Amanda Waller, sind kaum erkennbar oder nachvollziehbar.
CGI-Animationen / Actionszenen
Der Film hat 200 Mio. Dollar gekostet, doch leider sieht man nicht immer viel davon. Manche CGI-Effekte sehen gut aus, doch das Gesamtbild ist einfach schlecht. Man sieht sehr, sehr oft, dass vor Greenscreen gedreht wurde, weil die ganze Szenerie oftmals sehr unscharf und deutlich animiert aussieht, wodurch einfach die Glaubhaftigkeit leidet. Dazu kommt, dass mit Action leider übertrieben wird, frei nach dem Motto „Masse statt Klasse“. Die Actionszenen ermüden mich schnell und es gibt heute keine einzige Actionszene mehr, an die ich mich gerne zurückerinnere. Keine einzige denkwürdige Actionszene, denn jede wirkt total generisch und wie 08/15.
Setting
Kahndaq in Afrika ist irgendwie sehr farblos und trist. Die Szenerie ist immer dieselbe und man bekommt kaum Abwechslung geboten. Immer dieselben Farben und immer dieselbe Location, allerdings klar als Greenscreen bzw. CGI erkennbar. Das Setting hat mich jetzt nicht sonderlich überzeugt.
Kamera / Schnitt
Die Kameraführung ist leider auch nicht das gelbe vom Ei. Oft wird mit Wackelkamera und mit starkem Zoom gearbeitet, sodass der Überblick über das Geschehen oft nicht gegeben ist. Es geht noch deutlich schlimmer, aber eben auch deutlich besser. Mittelmäßige Kameraführung.
Die Schnitte sind hier und da recht hektisch, aber zum Glück nicht immer. Aber auch hier ist viel Luft nach oben.
Musik
Der gesamte Soundtrack ist sehr aufdringlich, oft zu laut abgemischt und besteht gefühlt nur aus einem Stück, dessen verschiedene Versatzstücke unterschiedlich aneinander gereiht abgespielt werden. Sehr einfallslose Musik, die weder einen Ohrwurm erzeugen kann noch in irgendeiner Weise eine Gänsehaut zu erzeugen vermag. Leider hat mich die Musik überhaupt nicht überzeugt.
Humor
Leider versucht auch dieser Film, gleichermaßen düster und ernst wie auch lustig zu sein. Immer wieder werden Sprüche geklopft oder Witze gerissen, doch das passt nie so recht zur Handlung oder zum Tenor des Films.
Fazit
Der Film hat etliche Probleme, sowohl technischer Natur als auch hinsichtlich der Story, des Drehbuchs, der Logik und der Charaktere. Die Kameraführung und der Schnitt sind maximal mittelmäßig und die Musik äußerst nervig und lahm. Die CGI-Effekte sind oft klar erkennbar und es ist offensichtlich, dass der ganze Film vor Greenscreen gedreht wurde, weil man das leider oft deutlich erkennt. Die Story und die Dialoge sind konfus, ebenso wie die einzelnen Handlungsabschnitte. Die Charaktere bleiben blass und wachsen mir zu keinem Zeitpunkt ans Herz. Die ganz Handlung wirkt irgendwie unnötig. Auch die Dramaturgie ist schwach. Dem Film mangelt es einfach an so vielem.
Dennoch bereitet der Film kurzweiligen Spaß und einen sympathischen Dwayne Johnson. Und der Film hat Henry Cavill als Superman zurückgebracht, was wir offenbar auch Johnson zu verdanken haben. Allen dafür gibt es einen Bonuspunkt. Allerdings wirkt es am Ende so, als gäb es den ganzen Film nur, um Superman zurückzubringen. Ansonsten ist der Film absolut mittelmäßig und eher zum Vergessen als zum Erinnern. Mal sehen, ob ich dem im Heimkino eine zweite Chance geben werde.
5/10 Punkte – Geringer Wiederschauwert