Bewertung: 5 / 5
Mit Bram Stokers Dracula gelang Francis Ford Coppola wohl einer der besten Vampirfilme aller Zeiten. Selbst nach fast 20 Jahren hat diese Interpretation nichts von ihrem Charme verloren.
Die Geschichte beginnt damit, dass der junge Jonathan Harker (Keanu Reeves) nach Osteuropa aufbricht, um dem exzentrischen Graf Dracula (Gary Oldman) einen neuen Wohnsitz in London zu verkaufen. Dieser erhascht dabei einen Blick auf ein Bild von Harkers Verlobten Mina (Winona Ryder), die ihn an seine vor vielen Jahrhunderten gestorbene Liebe erinnert. Während er Harker einsperrt, bricht Dracula nach London auf und beginnt nun sein intrigantes Spiel um Mina für sich zu gewinnen. Dabei scheut er auch nicht davor zurück, an Minas bester Freundin Lucy seinen Blutdurst zu stillen. Während Mina immer mehr Dracula verfällt, wird Lucy nach und nach zu einem Vampir, was Aufmerksamkeit erregt und dafür sorgt, dass der berühmte Van Helsing (Anthony Hopkins) sich der Sache annimmt. Die Jagd auf Dracula beginnt.
Den ersten Punkt den man bei Bram Stokers Dracula lobend erwähnen muss, ist die tolle Besetzung. Gary Oldman hat als Graf Dracula eine der Rollen seines Lebens gespielt, mal bemitleidenswert, mal beängstigend, mal edel aber in jeder einzelnen Szene faszinierend. Auch Der restliche Cast seien es Hopkins, Cary Elwes, Reeves oder Ryder kann sich sehen lassen und jeder spielt absolut überzeugend. Selbst ich, als absoluter Winona Ryder Hasser muss hier eingestehen, sie spielt ihre Rolle sehr gut.
Der nächste positive Punkt wären die Trickeffekte. Obwohl die Trickeffekte mit heutigen Filmen nicht mehr mithalten können, versprüht Bram Stokers Dracula seinen ganz eigenen Charme. Ob Kostüme oder Zeichnungen, alles wirkt irgendwie realistischer. Weit besser als wenn die Wesen aus einem Computer entstammen. Ob Werwolf, Riesenfledermaus oder Dracula in einer seinen vielen Formen, es wirkt einfach alles authentisch und dadurch um Längen gruseliger. Das wird dadurch verstärkt, dass Coppola kein Problem mit Blut hat. Hier wird nicht harmlos weggeschnitten, sondern nicht selten direkt draufgehalten. Wenn Dracula tötet, ist er dabei nicht zimperlich bei der Sache.
Auch sonst ist positiv anzumerken, dass sich Coppola nicht wie in vielen heute modernen Filmen für eine niedrige Freigabe hergibt oder das die Story mit sinnlosen Witzen vollgestopft wird, einfach weil es hipp ist. Bram Stokers Dracula beginnt finster und das hört bis zum Ende nicht auf. Auch schön, das Dracula nicht das personifizierte Böse ist. Er ist ein gefallener Held in diesem Film, der sich verraten fühlt und von Gott abwendet. Aber selbst seine Häscher gestehen am Ende etwas Selbstkritik ein, dass sie blinde Diener Gottes sind und trotz seiner Missetaten hat der Zuschauer am Ende Mitleid mit Dracula.
Verglichen mit heutigen Filmen die über Vampire handeln, könnte dieser Dracula manch jüngeren Zuschauer schon verstören. Mit Interview mit einem Vampir fing es an, Vampire zunehmend zu vermenschlichen. Sie wurden immer edler, immer besser. Das ging soweit, dass Filme wie Underworld Vampire geradezu als ästhetische Gesellschaft feierten und mündete in modernen Filmen wie der Twilight-Saga, in der Vampire plötzlich irre lieb sind, wunderschön und selbst Werwölfe zum knuddeln niedlich sind. Das raubt diesen Wesen jedwede Faszination, wenn der Untote zum besseren Menschen mutiert, kann man als Zuschauer doch nur noch gähnen. Gary Oldman spielt seinen Vampir zwar auch in vielen Szenen erhaben, aber es gibt die anderen Momente zur Genüge. Die verstörenste Szene dürfte da für viele sein, wenn er sich in einen Werwolf verwandelt und Lucy vergewaltigt.
Insgesamt fällt mir nichts ein, was ich an Bram Stokers Dracula bemängeln könnte. Er ist einfach rundum gelungen und da greife ich dann mal zur seltenen 10/10 bei mir. Ich hoffe, sie werden endlich mal die Fahrt der Demeter verfilmen, diese Geschichte stelle ich mir irre spannend vor und gut erzählt, könnte das ein wirklich spannender Film werden.
