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Bullet Train

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Bullet Train Kritik

Bullet Train Kritik

Bullet Train Kritik
0 Kommentare - 05.08.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Bullet Train" ist.
Bullet Train

Bewertung: 3 / 5

Auf einer Zugfahrt von Tokio nach Kyōto begibt sich der Auftragsmörder Ladybug (Brad Pitt), der vor Ort ein neues Opfer erledigen soll. Dummerweise befinden sich mit den Passagieren Tangerine (Aaron Taylor-Johnson), Der Prinz (Joe King), Die Wespe (Zazie Beetz), Lemon (Brian Tyree Henry) und Kimura (Andrew Koli) weitere Auftragsmörder an Bord. Doch nicht jeder von ihnen hat es auf das gleiche Opfer abgesehen, und so entsteht ein Kampf auf Leben und Tod.

Nachdem sich die Stuntmänner in Chad Stahelski und David Leitch im Zuge der 1990er und den darauffolgenden Jahren Namen als große Actionchoreographen gemacht hatten, begannen sie Mitte der 2010er das Actionkino im Blockbusterbereich zu wandeln. Ironisch dabei ist vor allem, daß eine Verbindung zwischen Matrix (1999) und auch John Wick (2014) besteht, nach welcher sie eigentlich das Kino zweimal innerhalb ihrer Karriere veränderten. Nach etwaigen Regieausflügen wie Atomic Blonde (2017), Deadpool 2 (2018) und Fast & Furious: Hobbs & Shaw (2019) bringt David Leitch mit der Romanadaption Bullet Train seinen neuesten Film auf die Leinwand. Doch irgendwie will das nicht gänzlich funktionieren. Wenngleich das Konzept durchaus stimmig ist, leidet dieser Film an mehreren Kinderkrankheiten. Zum einen beginnt das Werk relativ schleppend. Eine Geschichte über zehn Attentäter in einem Zug braucht durchaus, um jede einzelne Figur zu etablieren. Der Film macht das auch nicht gerade subtil, indem er einzelne Unterbrechungen in die Geschichte einbaut, um die Figuren und ihre Beweggründe dem Zuschauer zu erläutern. Insgesamt ist gerade diese Idee relativ durchwachsen, weil auch nicht jede Geschichte unglaublich spannend ist und den Film, indem ausbremst, was er eigentlich tun soll: Action. Weiterhin bleiben die Charaktere zu Teilen auch danach nur Karikaturen von echten Menschen und von daher ist das manchmal recht wehleidig.

Trailer zu Bullet Train

Weiterhin spart dieser Film auch nicht mit Gewalt. Wer kein Blut sehen möchte, oder grausame Tode, der dürfte mit Bullet Train keine Freude haben. So weit, so gut, so was war man ja schon von David Leitch gewohnt. Allerdings hat sich da etwas im Vergleich zu seinen früheren Werken schon verändert. Und das ist tatsächlich die Gewalt. Nun ist Gewalt im Kino ein heikles Thema, weil sie eben der Feind ewiger, konservativer Diskussionen. Dieser lächerlichen und antiintellektuellen Meinung möchte ich mich nicht hingeben. Dennoch muss man sagen, daß Gewalt immer dann funktioniert, wenn sie sehr weit weg von der Realität ist oder gar cartooneske Züge annimmt. In diesem Fall muss man sagen, gelingt das nicht immer. Bei einigen Kämpfen und Toden wird dann von der Kamera explizit draufgehalten und gar das Resultat gezeigt. Nicht immer, aber manchmal fehlt es dem Film dann daran, dies zu brechen, oder gar etwas ästhetischer in Szene zu setzen. Besonders an der Ursprungsgeschichte von Benito A. Martínez Ocasio’s Der Wolf wird das deutlich. Nun ist die Welt kein Ponyhof und es gibt diese Gewalt. Doch das ist ja eigentlich auch gar nicht der Anspruch, den Bullet Train hat. Viel eher soll die Gewalt hier so ästhetisiert werden, daß dem Zuschauer keine andere Wahl bleibt, als das gezeigte als komisch zu empfinden. Viel zu oft jedoch findet David Leitch nicht den richtigen Ton, wenn es darum geht, seinen Szenen genau die erwünschte Wirkung zu erzielen.

Immerhin muss man dem Film zugestehen, daß er sich in bester New-Hollywood-Manier bewegt. Endlich konfrontiert das Kino die Zuschauer wieder mit der Ambivalenz des Menschen. Was Suicide Squad (2016) nur andeutete, wird in Bullet Train zum Mantra. Es gibt hier keine Helden. Wie sollte es auch, es handelt sich immerhin um Menschen, die dafür Geld bekommen andere zu Töten. Das Ensemble ist dazu breit aufgestellt und bietet immer besonderen, mit den Figuren und deren Interaktionen eine Menge Spaß. Besonders hervorstechend ist dabei die wirklich genervte und erschöpfte Ader von Brad Pitt. Man merkt der Figur an, daß sie eigentlich keine Lust hat vor Ort zu sein. Mit Fischerhut und Trenchcoat wirkt der Charakter ohnehin wie ein gescheiterter Alt-Achtundsechziger, der einfach zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Nur ist er das eben nicht. Doch es geht allen Figuren so, daß sie ein unverwechselbares Design haben. Frei nach dem Motto „Auffällig unauffällig“ macht sich der Film einen Spaß darauß die klischierte Sichtweise auf filmische Attentäter zu karikieren. Gerade wenn man die weißen Haare und die blaue Jacke von Brian Tyree Henry oder den sehr exzentrischen Sakko von Benito A. Martínez Ocasio betrachtet, sticht dieser Umstand sofort ins Auge. Auch ein Michael Shannon sieht herrlich dämlich aus und lässt einen so ein wenig die Strapazen vergessen, die man durch die Ausführung erlebt. Und die Schauspieler sind dabei sehr überzeugend. Gerade Brad Pitt hat man lange nicht mehr in einer solchen Rolle gesehen. Da kommen ganz klare Erinnerungen an Snatch - Schweine und Diamanten (2000) oder auch Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? (2008) hoch. Wenngleich die Figur vielleicht nicht so vertrottelt ist, beweist Pitt hier ein unglaubliches Gespür für Timing.

Und immerhin darf man eines sicherlich nicht vergessen, denn während vor allem die Ausführung und das Pacing so ein wenig müde stimmen, ist Bullet Train insgesamt eine sehr originelle Geschichte. Das erinnert unweigerlich so ein wenig an eine Mischung aus Mord im Orient Express (2017) und Kill Bill – Volume 1 (2003). Wenngleich der Film tatsächlich in der Kritik stand einen teils rassistischen Charaktere in Bezug auf dessen Cast zu haben, ist dieser Umstand tatsächlich falsch. Denn das Verlagern einer Perspektive und das Ummünzen auf andere Standards ist noch lange nicht gleichzusetzen mit Rassismus, weil ein Kunstwerk eben künstlerische Freiheiten hat. Zumal gerade in eher konservativen Ländern wie Japan ein Abwandeln von Identitäten durchaus häufiger stattfindet. Etwas blöd ist allerdings, daß das Werk gegen Ende dann ein typisches Blockbusterfinale präsentieren muss. Von Explosion zu Explosion, bis hin zu ständigen ironischen Brechungen und einem riesigen Schlachtfeld ist alles geboten, was die heutigen Blockbusterstandards erfüllt. Darüber hinaus kann Leitch mit einigen Cameos durchaus über inhaltliche Schwächen hinwegtrösten. Fans von The Lost City (2022) werden sich an ein gewisses Trio erinnern und auch alte Bekannte von Leitch dürfen hier abermals zum Zug kommen. Das ist natürlich inhaltlich völlig irrelevant, dennoch kann das Spaß machen.

Als geglückt ansehen kann man dann wiederum, daß Leitch sein Konzept durchaus ausnutzt. Der Zug ist hier nicht einfach nur ein Gimmick, sondern wird im Zuge der Action tatsächlich auch relativ clever genutzt. Von Schießereien, über Schwertkämpfe, bis hin zu Faustkämpfen nutzt Leitch clever die Beengtheit des Zuges, lässt aber auch die Figuren sehr gut mit der Umwelt dieser agieren. Da werden dann Koffer zum oder auch Küchenutensilien benutzt, um einen Kampf auszutragen. Diese sind tatsächlich in intimeren Bereichen und nicht so spektakulär, wie vielleicht in anderen Werken des Regisseurs. Doch das ist durchaus bewusst, weil der Film somit auch in dieser Hinsicht zumindest wesentlich kleiner ausfällt.

In Bullet Train schlagen zwei Herzen. Das eine, dass durchaus viel für gut gemachte Action und originelle Geschichten übrig hat und das andere, welches inhaltliche Schwächen und Gewalt durchaus sehen muss. Das Ensemble ist dabei gut aufgelegt, während Pitt schon lange nicht mehr eine solche Rolle verkörpert hat. Auch optisch macht der Film einiges her und steht in bester New Hollywood-Tradition, welche den Zuschauer noch mit starken Ambivalenzen konfrontieren kann.

Bullet Train Bewertung
Bewertung des Films
610

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