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Candyman

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Candyman Kritik

Candyman Kritik

Candyman Kritik
0 Kommentare - 25.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Candyman" ist.
Candyman

Bewertung: 3.5 / 5

Im Chicagoer Viertel Cabrini Green gibt es eine Legende über den Candyman. Ein Mann mit Haken an der Hand, den man beschwört, wenn man seinen Namen fünfmal vor dem Spiegel sagt. Jahrzehnte später ziehen der Künstler Anthony McCoy (Yaha Abdul-Mateen II) und seine Freundin Brianna Cartwright (Teyona Parris), in die von der Gentrifizierung erfassten Nachbarschaft. Zunächst liegt die Künstlerkarriere von McCoy still, doch als er zufällig den alten Bewohnter von Carbini Green William Burke (Colman Domingo) trifft, wird er mit der wahren Geschichte hinter dem Candyman konfrontiert. Nun steigt er tief in die Geschichte ab und haucht auch so seiner Kunst neues Leben ein.

Es ist eine ziemlich moderne Herangehensweise, sogenannte Requels zu drehen. Filme, die eine Fortsetzung, aber irgendwie auch eine Neuerfindung darstellen. Filme, die im Prinzip die Geschichte des sogenannten Originalfilms kopieren, wie etwa im Falle von Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung (1977) und Star Wars: Das Erwachen der Macht (2015) und dann irgendwie nahtlos an das Original anknüpfen und dabei die restlichen Teile ignorieren. So etwa geschehen in Halloween (2018). Im Falle von Candyman, der nahtlos an Candyman’s Fluch (1992) anknüpft, ist ein solches Soft-Reboot aber tatsächlich auch mal angebracht, denn tatsächlich waren die weiteren Fortsetzungen nach dem ohnehin gerade mal so moderat gutem Originalfilm absoluter Scheiß. Ja, man muss es wirklich so polemisch und drastisch sagen, dann was Candyman 2 – Die Blutrache (1995) und Candyman 3 – Der Tag der Toten (1999) abseits dessen, daß sie die gesamte Geschichte, den Mythos Candyman ad absurdum geführt haben, auch inhaltlich veranstaltet haben, grenzt an Körperverletzung. Da ist es natürlich ein einfacher Weg ein Soft-Reboot oder Requel zu inszenieren, auf der anderen Seite kann man es aber in diesem Fall wirklich nur begrüßen.

Trailer zu Candyman

Und dann geht es auch schon los. Es ist eigentlich eine sehr spannende Ebene, die der Film eröffnet, weil er sich eine Welt heraussucht, die man vielleicht auf den ersten Blick nicht unbedingt mit Candyman in Verbindung bringen wird. Der Künstler Anthony McCoy gerät zufällig an den Mythos der Geschichte und macht daraus seine Kunst. Er malt recht radikale, fast schon spätromantische, und melancholische Bilder, die ihm aus seinen Träumen und der Recherche um den Mythos einfallen. Das ist quasi die Kunst in der Kunst und natürlich könnte man das recht schnell auch als versnobtes Gehabe abtun, schließlich stellte Jordan Peele ähnliches mit Wir (2019) bereits unter Beweis. Doch in diesem Fall würde ich das verneinen, weil es durchaus auch rein vom künstlerischen abgesehen, für einen Film eine recht kreative Prämisse ist. Schließlich sind Künstler häufig recht eigen, besser gesagt, sie werden häufig für recht eigen gehalten. Und da die Kulturdebatte ja ohnehin mittlerweile an einem Punkt angelangt ist, an dem doppelte Böden selbst in die Maggi Ravioli-Packung interpretiert werden, ist es zur Abwechslung mal schön, tatsächlich auch so etwas wie eine Substanz hinter der Kunst zu finden. Nicht falsch verstehen, natürlich hat jedes Werk in gewisser Weise eine politische Aussage zu tätigen. Das machen sie entweder bewusst, oder eben unbewusst. Gleichwohl neigen Filme heute auch da zu überinterpretiert zu werden und für ganz banale Dinge hochgehalten zu werden. Schließlich empfanden auch einige die Erkenntnis in Jojo Rabbit (2019), daß Hitler eine verdammte Drecksau war, als etwas Bahnbrechendes.

Überdies ist Candyman vielleicht an machen Stellen, gerade ob der Tatsache, daß die ganze Mythologie natürlich absoluter Müll ist, etwas zu ernst und kommt dabei auch nicht so recht in Fahrt. Und dennoch, für einen Großteil der Geschichte gelingt es eben auch Regisseurin Nia DaCosta dieses Kunstgewerbe, das Leben, daß diese Menschen fristen, ganz interessant in Szene zu setzen. Gerade die zwischenmenschlichen Interaktionen sind hier wesentlich spannender, als es der eigentliche Slasher ist. Man könnte sogar ohnehin darüber diskutieren, ob dieser Film überhaupt als Slasher gewertet werden kann, denn er erweckt doch eher den Eindruck eines Psychothrillers, besser gesagt, ein Film, der vor allem, wie Robert Eggers oder auch John Carpenter es tun, Grusel und Horror durch Stimmung erzeugt. Man kann natürlich noch wesentlich mehr in diesen Film hineindeuten, weil ein Künstler, der quasi von der Gewalt inspiriert wird und sich so ein wenig in dieser verliert, natürlich auch sofort die Frage aufwirft, wo die Grenzen sind, was Moral mit Kunst zu tun hat und so weiter und so fort. Spannend ist auch, daß man hier wieder aus systemische Probleme aufmerksam macht. Das war ja einer der Gründe, warum das Original so funktionierte und warum beide Filme relevanter denn je sind. Der Film hätte da auch durchaus mehr noch machen können, hätte aber vermutlich die Geschichte total überfrachtet und so bleibt es dem Zuschauer überlassen, sich Gedanken darüber zu machen.

Die meiste Zeit wird der Film natürlich von seiner Hauptfigur getragen und so obliegt es Yahya Abdul-Mateen II den Zuschauer auch sich zu binden. Und das gelingt ihm tatsächlich sehr gut, weil er seinen Künstler als höchst sympathischen Charakter inszeniert, der auch einfach Charisma hat. Es ist eigentlich nicht viel, besser gesagt, es wirkt so, als müsse Abdul-Mateen II nicht viel tun, um sich als Hauptfigur zu etablieren. Doch das darf man an der Stelle nicht unterschätzen, weil auch die Figur nicht das übliche Scharf für die Schlachtbank ist und weitaus komplexer anmutet, gewinnt der Schauspieler gegen ein tatsächlich nicht ganz so ausgefleischtes Drehbuch. Auch der restliche Cast kann sich durchaus sehen lassen.

Die Legende des Candyman scheint eigentlich ein Zeitgeistphänomen sondergleichen sein und es wundert, daß ein solcher Film heute funktioniert. Sicherlich nicht alles, so ist die reine Geschichte ein wenig einfallslos, dennoch gelingt es vor allem durch die Inszenierung, das subtile und eben die schauspielerischen Leistungen mehr als nur zu überzeugen.

Candyman Bewertung
Bewertung des Films
710

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