Bewertung: 4.5 / 5
Es gibt nur wenige Regisseure, deren Handschrift man bereits an den ersten Bildern erkennt. Tim Burton ist einer von ihnen. Ich bin mehr oder weniger erst in letzter Zeit verstärkt auf die Burton-Filme aufmerksam geworden, der mit "Alice im Wunderland" einen der besten Filme des Jahrgangs 2010 abgeliefert hat, meiner Meinung nach. So erzählt auch "Charlie und die Schokoladenfabrik" in burtonscher Manier eine Kindergeschichte nach. Inhalt: Charlie Bucket (Freddie Highmore) lebt mit seinen Eltern und Großeltern in ärmsten Verhältnissen. Nicht weit von ihrem kleinen, schrägen, löchrigen Zuhause befindet sich die Schokoladenfabrik von Willy Wonka (Johnny Depp), einem schrägen, zurückgezogenen Exzentriker mit untrüglichem Gespür für die richtigen Zutaten für Süßes. Eines Tages beschließt Wonka, fünf Kindern eine einmalige Führung durch seine Fabrik zu gewähren. Wer eines von fünf goldenen Tickets in seiner Schokolade findet, soll sich pünktlich vor den Werkstoren einfinden. Die ersten vier Kinder sind schnell gefunden. Und auch Charlie als fünftem ist das Glück holt. So findet er sich mit seinem Großvater an der Fabrik ein, um eine wirklich einmalige Besichtigungstour durch die Schokoladenfabrik zu machen, an deren Ende ein einmaliger Sonderpreis wartet ... Eigene Meinung: Bunt, schräg, optisch einmalig. Burton zeigt auch hier wieder einen typisch burtonschen Look, der nie langweilig wird. Die Grundstory folgt dem einfachen Prinzip eines Kindermärchens. Das Ende ist daher schnell voraussehbar (wobei es am Ende tatsächlich noch einen kleinen Schlenker gibt), der grundsätzliche Verlauf des Films ebenso. Trotzdem ist das Wie der Geschichte durchweg spannend gestaltet. Dort liegt auch konsequent der Fokus des Films. Burtons besondere Vorliebe der Inszenierung war nicht immer bei jedem Film angebracht, in diesem ist diese phantasie- und facettenreiche Art aber mehr als passend. Die Bilder sind bunt und sprühend, die Dialoge geschliffen und ironisch, beide intelligent verknüpft mit den Charakteren. Dazu zählen auch die Gesangsszenen, sonst eher nicht mein Fall, aber hier textlich vor allem schön integriert. Die sehr gut gezeichneten Charaktere werden von mindestens ebenso guten Darstellern gespielt. Allen voran Johnny Depp kann voll die Verrücktheiten und Verschrobenheiten Wonkas darstellen. Aber auch gerade die Kinderdarsteller überzeugen, geben den jeweiligen Figuren die richtigen Züge. Selbst kleinere Rollen wie z.B. Christopher Lee sind mehr als überzeugend. Wie viele der sehr guten Kinderfilme können sich auch Erwachsene an "Charlie und die Schokoladenfabrik" erfreuen. Steht zwar das kindgerechte Märchen im Vordergrund, so sind die tiefgründigeren Geschichten zwischen den Zeilen eine Satire auch für Erwachsene. Parodien auf gesellschaftliche Schwarz-Weiß-Malerei, Ständedünkel, Fantasielosigkeit, Kommerz und Wissenschaftsgläubigkeit werden durch szenische Hommagen an kritisch-satirischen Filmen begleitet (am Auffälligsten vermutlich "2001" und "Pleasantville"). Die Inszenierung ist toll, die Kameraarbeit sehr gut und abwechslungsreich. Schnitt und Musik gehören ebenfalls zu den besseren. Die Effekte sind weitgehend gut gemacht (ein paar wenige Kleinigkeiten ausgenommen), die Setbauten ziemlich einmalig. Insgesamt ein mehr als empfehlenswerter Film. Das Bunte und Schräge mag nicht jedem gefallen, aber daneben ist ein fantastischer Cast zu erleben in einer interessanten Erzählung, angereichert mit Phantasie und Satire. Fazit: Bunt, schräg, Burton. Fantastischer Johnny Depp, dem ein fast ebenso guter Cast zur Seite steht. Facettenreiche Geschichte, Satire und Kindermärchen in einem. 9/10 Punkte.
Charlie und die Schokoladenfabrik Bewertung