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Cyrano

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Cyrano Kritik

Cyrano Kritik

Cyrano Kritik
0 Kommentare - 10.03.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Cyrano" ist.
Cyrano

Bewertung: 3.5 / 5

Cyrano de Bergerac (Peter Dinklage) ist ein Multitalent, welches es schafft andere von sich zu überzeugen. Egal ob mit Schwert, oder auch Feder. Leider ist Cyrano kleinwüchsig und muss mit den Widerständen in seiner Gesellschaft leben. Seit Jahren ist er in seine Kindheitsfreundin Roxanne (Haley Bennett) verliebt, der er seine Gefühle aber nie gestehen kann. Zudem eröffnet Roxanne ihm, daß sie sich in den jungen Kadetten Christian (Kelvin Harrison Jr.) verliebt hat und so beschließt Cyrano ihr zu helfen, indem er sich mit Christian trifft, und nun im Namen des Kadetten Liebesbriefe an seine Angebetete schreibt.

Jeder romantische Blick in die Vergangenheit verspricht eine Zurschaustellung großer Gefühle. Dem größten aller Gefühle, wenn man genau ist. Es geht natürlich um Liebe. Die Liebe ist es, die uns um den Verstand bringt. Sofern der Verstand jemals rational sein kann. Und die Liebe ist natürlich auch das Thema endloser Filme. Doch ihre Kraft ruht nicht nur darauf, ob der Zuschauer das Gezeigte verstehen, sondern auch darauf, ob er denn die Menschen dahinter sympathisch finden kann. Wobei sich Ansprüche dahingehend unterscheiden. Schließlich beruht auch die wohl größte Liebesgeschichte aller Zeiten, auf reinen Oberflächlichkeiten. In Joe Wright’s Adaption geht es viel um dieses Thema und dabei schafft der Film auch thematisch einen guten Bezug zu unserer Zeit. Doch das Problem ist, daß Wright es nicht schafft, die so ersehnte Liebe in Form einer Frau namens Roxanne irgendwie greifbar zu gestalten. Sie ist das Herz der zwei männlichen Hauptfiguren, und doch werden ihr keinerlei Charaktereigenschaften zugestanden, die es dem Zuschauer verständlich machten, warum nun alle so hinter ihr her sind. Da ist weder ein naiver, philanthropischer Gedankengang wie in Märchen zu finden, noch sind es die Erwiderungen, die Roxanne ihrem Schwarm entgegenbringt. Sie wird hier die ganze Zeit auf das minimalste des Daseins reduziert, und wirkt indes, mit ihrem Verlangen nach Romantik und einem schönen Mann, leider auch sehr oberflächlich.

Trailer zu Cyrano

Dabei ist es doch gerade das, was Cyrano so unglaublich spannend und auch zeitgemäß macht. Denn der Dichter, der sein Äußeres kaschiert und nur mit Worten wirbt, ist nicht zuletzt auch in sogenannten Dating-Apps oder sozialen Medien bereits im Alltag vieler Menschen angekommen. Das nennt man dann wohl Süßholzraspeln, wenn Cyrano so unglaublich schöne Worte findet und dabei seinen Mittelsmann Christian de Neuvillette vorschickt. Diese Idee lässt sich in unser Selbstverständnis eins zu eins übertragen, weil wir durch die ständige Selbstoptimierung und Zurschaustellung unseres Daseins natürlich auch mehr Schein als sein sind. Dabei ist die Figur des Cyrano de Bergerac in der Vorlage ein wenig anders ausgelegt. Er entspricht keinem Schönheitsideal und geht wohl mehr in die Richtung eines Quasimodo in Der Glöckner von Notre-Dame (1996). Ob es nun wichtig ist, in welcher Form die Figur nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht, oder nicht, bleibt natürlich auch Deutungssache. Dabei kann man natürlich auch den Kleinwuchs als thematische Abweichung nehmen. Wobei man wohl auch einen Peter Dinklage keineswegs als hässlichen Mann bezeichnen würde. Allerdings sollen das auch gerne andere entscheiden. Tatsächlich ist ein Punkt an Dinklages Performance dann doch etwas hervorstechend. Also im negativen Sinne. Denn tatsächlich wirkt es so, als wäre Dinklage in Sachen Gesang das schwächste Glied. Das ist für ein Musical natürlich irgendwo Gift. Wenngleich sein Gesang natürlich noch lange keinen Russell Crowe in Les Misérables (2012) toppt. Doch im direkten Vergleich mit Haley Bennett ist er einfach chancenlos.

Insgesamt wirken die Akteure in diesem Werk auch etwas uneins, indem Dinklage seine Performance sehr dramatisch auslegt, Bennett reicht blass bleibt, und Kelvin Harrison Jr. eher eine unsympathische Figur mimt. An der Stelle sei auch gesagt, daß das verklärte Mittelalter ohne Rassismus auskommt, dann aber einen zwergwüchsigen Mann diskreditiert. Daß ist dann doch etwas unfreiwillig komisch. Abgerundet wird der Cast dabei von Ben Mendelsohn. Und irgendwie ist es das Schauspiel von Dinklage und Mendelsohn, welches hier so viel rausholen kann. So glaubt man Dinklage den hoffnungslosen Romantiker und Intellektuellen sofort ab. Schließlich ist er dadurch auch erst berühmt geworden. Gleichsam sind es dann diese leicht verträumten, sehnsüchtigen Blicke, die diesen Mann so faszinierend machen. Schauspielerisch ist er dann am besten, wenn er seine eigene Vergangenheit rekapituliert und gleichsam mit der harten Realität konfrontiert wird. Er begibt sich illusorisch der Idee hin, daß sein Dasein nie für das ausreichen kann, was er eigentlich will. Das ist natürlich dann der ewige Konflikt. Und dennoch spürt man diese pathetische Kraft und hat den Eindruck, als würde Dinklage in seinem Spiel hier von Moment zu Moment wechseln, ohne daß dabei ein zu starker Kontrast entstünde. Ben Mendelsohns Darbietung ist natürlich eine, die der Australier seit The Dark Knight Rises (2012) immer und immer wieder zum Besten gibt. Unter all dem Make-up, daß seine Figur trägt, scheint aber auch Mendelsohn nicht so wirklich an diesen Film geglaubt zu haben. Es wirkt so, als versuche er gegen die vermeintliche Ernsthaftigkeit anzuspielen. Wodurch seine Figur karikaturesk wirkt und Mendelsohn wohl stark overacted. Doch es ist auch nicht so, als störe sein Spiel.

Selbst wenn Joe Wright auch niemals einen wichtigen Inzenatorenpreis gewinnen dürfte und auch in Cyrano nicht immer so richtig weiß, wie er diesen oder jenen Moment auf die Leinwand bringen kann, so ist er dennoch in manchen Momenten sehr einfallsreich. Da gibt es dann natürlich auch Gesangseinlagen, die immer wieder auftauchen. Es ist schließlich ein Musical. Und diese funktionieren besonders in den Momenten, in denen der Tod den Figuren am nächsten steht. Sei es ein Schlachtfeld oder dergleichen. Dabei glaubt man den Film auch. Und ohnehin sind es natürlich die Musicaleinlagen, die den Film so berauschend gestalten. Dabei sind vor allem die Choreografien und Tanzeinlagen sehr gut gelungen. Spannend wird das vor allem bei dem Lied Someone To Say. Denn schließlich ist es ein schizophrener Gedanke, die Liebe unter Militarisierten zu besingen, weil ein Militär – selbst in einem Verteidigungsfall – nur für den Tod ausgebildet wird. Das heißt also, wenn man die Liebe hier als das pure Leben begreift, wie es eben für Liebesfilme üblich ist, dann ist da ein Verlangen nach Pazifismus. Schließlich singt man auch selten über die Beziehung zu seiner Waffe und die Opfer, die der Krieg gefordert hat. Pazifistische Gedanken sind dabei also immer das Ziel des Krieges.

Dazu kommt, daß Cyrano so schnell wieder vorbei ist, wie er angefangen hat. Selbst wenn seine Hauptfigur auf den ersten Blick wie die übliche Erwachsenen-Adoleszenz anmutet, so ist es vor allem wieder Peter Dinklage dessen Selbstzweifel und Intellektualismus großartig wirken. Weiterhin ist es auch das Finale, daß fast schon schwarzromatisch im Gegensatz zur Leichtfüßigkeit des Rests steht. Wobei diese Wahrnehmung natürlich verzehrt sein kann. So ist es doch diese hoffnungslose Romanze, die hier so viel Kraft bekommt. Und ein ganz großes Lob kann man nur dafür aussprechen, daß Wright im Gegensatz zu anderen Regisseuren, wie in etwa Kenneth Branagh in Tod auf dem Nil (2022), seinen Film tatsächlich auch in Italien gedreht hat. Dadurch bekommt das ganze Werk zusätzlich auch noch einen authentischen Charakter, der in vielen Hollywoodproduktionen der jüngeren Vergangenheit leider immer mehr und mehr verloren geht.

Unerwiderte Liebe, große Gefühle, starker Gesang, echte Schauplätze und starkes Schauspiel machen Cyrano zu einem sehenswerten Film. Nicht immer funktioniert das, und so bleibt vor allem die weibliche Hauptfigur blass und die Sehnsucht kommt dadurch so ein wenig ins Wanken. Und dennoch glaubt man den männlichen Hauptfiguren alles, während vor allem die Bilder für sich sprechen.

Cyrano Bewertung
Bewertung des Films
710

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