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Das Leben ist nichts für Feiglinge

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Prädikat: besonders wertvoll

Das Leben ist nichts für Feiglinge Kritik

Das Leben ist nichts für Feiglinge Kritik
1 Kommentar - 04.05.2013 von FBW
Hierbei handelt es sich um eine Kritik der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW).

Bewertung: 4 / 5

Wenn der Tod eine Lücke in das Familienleben reißt, ist die Wunde schwer heilbar. Markus und Kim ergeht es so, als Babette, die als Ehefrau und Mutter Kern der Kleinfamilie war, plötzlich stirbt. Während Markus sich verkriecht, verliert Kim den Halt und sehnt sich nach einer starken Schulter. Großmutter Gerlinde, die Sohn und Enkelin beistehen will, erhält derweil die Diagnose Krebs. Das Leben ist echt nichts für Feiglinge.

Die tragische Grundkonstellation erhält durch das geschickt konstruierte und flüssig geschriebene Drehbuch von Gernot Gricksch, der auch die Romanvorlage lieferte, wohltuend leichte und komische Züge. Drei Einzelschicksale werden miteinander zu einer wahrhaftigen und zu Herzen gehenden Familiengeschichte verwoben. Die exzellenten Bilder dazu liefert Kameramann Ngo The Chau, der Soundtrack ist ungewöhnlich und gerade deswegen so stimmig. Regisseur André Erkau nimmt seine Charaktere ernst und lässt sie ihr Schicksal mit einem Augenzwinkern annehmen. Wotan Wilke Möhring spielt Markus als tragischen Helden, der lernt, für seine Tochter da zu sein und sich seiner Trauer zu stellen. Helene Woigk als empfindsames Mädchen mit düsterer Gruftie-Schale ist eine wirkliche Entdeckung und Christine Schorn als Gerlinde stiehlt jede Szene mit Witz und Charme. Auch Nebendarsteller wie Rosalie Thomass und Frederick Lau schaffen Figuren, denen der Zuschauer gerne folgt. Lakonisch trocken und doch zutiefst berührend beweist der Film, dass das Leben mit all seinen Dramen nicht auch noch zu ernst genommen werden muss und wahrer Mut darin besteht, Trauer zuzulassen. Wenn Lachen und Weinen eng beisammen liegen " eine brillante tragische Komödie, wie sie im Buche steht!

Man wird schon berührt aus dem Kino gehen nach diesem Film über die Schwierigkeiten, mit dem Leben fertig zu werden, wenn der Tod eine große Rolle spielt. Ein Drama, das auch lustig sein soll, muss auf der Hut sein, nicht aus der Rolle zu fallen. Diese Grenze lotet Das Leben ist nichts für Feiglinge aus. Es ist laut und leise zugleich, dazu aufgepeppt und bunt, traurig und witzig in einem Atemzug. Glück und Unglück liegen nun einmal dicht beieinander. Der Film begnügt sich nicht mit einem Grundthema, sondern gleich mit mehreren. Mindestens drei: Das Verkraften des plötzlichen Verlusts einer Ehefrau und Mutter, daraus abgeleitet eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung; die Protesthaltung der Tochter und ihre Entwicklung, ihre erste Liebe und die Folgen; der Umgang mit der Krebserkrankung der Oma mit den Phasen der Verarbeitung ihrer Krankheit: Am Schluss dann auch noch ein klein wenig Road-Movie. Manchmal anrührend und manchmal durcheinander wirbelnd.

Beim Betrachten wird man dabei öfters das Gefühl nicht los, dass viele Fördergeldgeber bedient werden sollten, ein Quoten- und Gremienfilm. Schnell und modern. Ein sehr guter Film. Trotz allem. Warum? Die Darsteller bringen sich allesamt großartig mit ihrer spielerischen Präsenz ein. Lebendig durch ständige schnelle Szenenwechsel, erfrischend witzige Dialoge, selbst wenn es um die Frage geht: Wie bewältige ich meine Krebserkrankung oder auch den Tod? Viele Beispiele sieht man für das Bitter-Süße des Lebens. Eine Gratwanderung zwischen Drama und Komödie über Gegensatzpaare wie Liebe und Hass, Trauer und Freude, Leben und Tod. Mehr als ein Film braucht. So gesehen ist er ein perfekter Unterhaltungsfilm, der funktioniert, ohne Klamauk zu sein. Mit hohem Tempo sind die Szenen schnell und präzise gesetzt. Drehbuchautor und Regisseur André Erkau hat auf der Grundlage des gleichnamigen Roman von Gernot Gricksch eine gelungene Tragikomödie vorgelegt. Eine typisch deutsche Produktion, auf hohem Niveau als Unterhaltungsfilm, und auch bei aller Tragik der Ereignisse mit humorvollem Blick.

Prädikat: besonders wertvoll

Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung

Das Leben ist nichts für Feiglinge Bewertung
Bewertung des Films
810

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1 Kommentar
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DirtyMary : : Moviejones-Fan
03.01.2014 10:29 Uhr | Editiert am 03.01.2014 - 10:38 Uhr
0
Dabei seit: 07.08.13 | Posts: 175 | Reviews: 33 | Hüte: 6
Das Leben ist nichts für Feiglinge ist ein Grenzgänger zwischen Kino- und TV-Format.
Im Vergleich zum thematisch ähnlich gelagerten und zu Recht hochgelobten Der letzte schöne Tag(übrigens auch mit WW Möhring in der Hauptrolle), nehmen hier aber die komödiantischen Elemente eines solchen Sujets einen grösseren Raum ein.
Möhring spielt einen Vater, der nach dem Tod seiner Frau wieder zu sich selbst finden will.
Seine Teenietochter befand sich schon vor dem Tod der Mutter auf dem dunklen Pfad der Selbstfindung. Und die Tatsache, daß auch noch die Oma an Krebs erkrankt, macht den Schritt zurück ins "normale" Leben bzw. das Finden des eigenen Ichs auch nicht einfacher.
Oder doch ?

Die Teenietochter verliebt sich in einen Jungen, der zwar noch alle Elternteile hat, diese aber schon vor langer Zeit auf ganz andere Weise verlor. Beide beschliessen angesichts ihrer Lebenssituation ohne nachzudenken auszubüchsen, und ein neues Leben in Finnland zu beginnen.
Daraufhin macht sich der Vater, zusammen mit der Oma und deren Pflegerin, auf die Suche nach seiner Tochter.

Dieser Selbstfindungstrip ist alles andere als originell oder undurchschaubar gestaltet.
Aber er ist von Grund auf symphatisch, mitunter komisch und vor allem lebensbejahend.
Das grösste Pfund mit dem der Streifen wuchern kann, ist die schlagfertige und patente Oma, die dazu noch von Lebensweisheit geprägt ist.

Dank gilt auch dem Regisseur, der nicht der Versuchung erlegen ist, die dramatischen Komponenten der Story ausufern zu lassen. Das hätte den Tonfall der Geschichte nur unnötig verändert. Um es mit Freud zu sagen: "manchmal ist eine Zigarre einfach nur eine Zigarre"
Und daran hat man sich gehalten.
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