Bewertung: 4 / 5
Wenn der Tod eine Lücke in das Familienleben reißt, ist die Wunde schwer heilbar. Markus und Kim ergeht es so, als Babette, die als Ehefrau und Mutter Kern der Kleinfamilie war, plötzlich stirbt. Während Markus sich verkriecht, verliert Kim den Halt und sehnt sich nach einer starken Schulter. Großmutter Gerlinde, die Sohn und Enkelin beistehen will, erhält derweil die Diagnose Krebs. Das Leben ist echt nichts für Feiglinge.
Die tragische Grundkonstellation erhält durch das geschickt konstruierte und flüssig geschriebene Drehbuch von Gernot Gricksch, der auch die Romanvorlage lieferte, wohltuend leichte und komische Züge. Drei Einzelschicksale werden miteinander zu einer wahrhaftigen und zu Herzen gehenden Familiengeschichte verwoben. Die exzellenten Bilder dazu liefert Kameramann Ngo The Chau, der Soundtrack ist ungewöhnlich und gerade deswegen so stimmig. Regisseur André Erkau nimmt seine Charaktere ernst und lässt sie ihr Schicksal mit einem Augenzwinkern annehmen. Wotan Wilke Möhring spielt Markus als tragischen Helden, der lernt, für seine Tochter da zu sein und sich seiner Trauer zu stellen. Helene Woigk als empfindsames Mädchen mit düsterer Gruftie-Schale ist eine wirkliche Entdeckung und Christine Schorn als Gerlinde stiehlt jede Szene mit Witz und Charme. Auch Nebendarsteller wie Rosalie Thomass und Frederick Lau schaffen Figuren, denen der Zuschauer gerne folgt. Lakonisch trocken und doch zutiefst berührend beweist der Film, dass das Leben mit all seinen Dramen nicht auch noch zu ernst genommen werden muss und wahrer Mut darin besteht, Trauer zuzulassen. Wenn Lachen und Weinen eng beisammen liegen " eine brillante tragische Komödie, wie sie im Buche steht!
Man wird schon berührt aus dem Kino gehen nach diesem Film über die Schwierigkeiten, mit dem Leben fertig zu werden, wenn der Tod eine große Rolle spielt. Ein Drama, das auch lustig sein soll, muss auf der Hut sein, nicht aus der Rolle zu fallen. Diese Grenze lotet Das Leben ist nichts für Feiglinge aus. Es ist laut und leise zugleich, dazu aufgepeppt und bunt, traurig und witzig in einem Atemzug. Glück und Unglück liegen nun einmal dicht beieinander. Der Film begnügt sich nicht mit einem Grundthema, sondern gleich mit mehreren. Mindestens drei: Das Verkraften des plötzlichen Verlusts einer Ehefrau und Mutter, daraus abgeleitet eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung; die Protesthaltung der Tochter und ihre Entwicklung, ihre erste Liebe und die Folgen; der Umgang mit der Krebserkrankung der Oma mit den Phasen der Verarbeitung ihrer Krankheit: Am Schluss dann auch noch ein klein wenig Road-Movie. Manchmal anrührend und manchmal durcheinander wirbelnd.
Beim Betrachten wird man dabei öfters das Gefühl nicht los, dass viele Fördergeldgeber bedient werden sollten, ein Quoten- und Gremienfilm. Schnell und modern. Ein sehr guter Film. Trotz allem. Warum? Die Darsteller bringen sich allesamt großartig mit ihrer spielerischen Präsenz ein. Lebendig durch ständige schnelle Szenenwechsel, erfrischend witzige Dialoge, selbst wenn es um die Frage geht: Wie bewältige ich meine Krebserkrankung oder auch den Tod? Viele Beispiele sieht man für das Bitter-Süße des Lebens. Eine Gratwanderung zwischen Drama und Komödie über Gegensatzpaare wie Liebe und Hass, Trauer und Freude, Leben und Tod. Mehr als ein Film braucht. So gesehen ist er ein perfekter Unterhaltungsfilm, der funktioniert, ohne Klamauk zu sein. Mit hohem Tempo sind die Szenen schnell und präzise gesetzt. Drehbuchautor und Regisseur André Erkau hat auf der Grundlage des gleichnamigen Roman von Gernot Gricksch eine gelungene Tragikomödie vorgelegt. Eine typisch deutsche Produktion, auf hohem Niveau als Unterhaltungsfilm, und auch bei aller Tragik der Ereignisse mit humorvollem Blick.
Prädikat: besonders wertvoll
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung