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Das schönste Mädchen der Welt

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Das schönste Mädchen der Welt Kritik

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Das schönste Mädchen der Welt Kritik
0 Kommentare - 19.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Das schönste Mädchen der Welt" ist.
Das schönste Mädchen der Welt

Bewertung: 4.5 / 5

Die hübsche Roxy (Luna Welder) kommt neu an die Schule, die auch der sensible Außenseiter Cyril (Aaron Hilmer) besucht. Mit ihrer schlagfertigen Art verdreht sie den Jungs schnell den Kopf und auf ihrer Klassenfahrt freundet sie sich mit Cyril an. Er verliebt sich prompt n sie, doch sie hat Interesse an dem einfältigen Rick (Damien Hardung). Cyril beobachtet das und sieht in Rick zumindest eine bessere Wahl als den schleimigen Benno (Jonas Ems), der ebenfalls ein Auge auf Roxy geworfen hat. Deshalb unterstützt Cyril von nun an Rick und schreibt ihr Songs und Textnachrichten, um Rick mit Roxy zu verkuppeln.

All die Zutaten, die Das schönste Mädchen der Welt in einen brodelnd heißen Kochtopf wirft, sind eigentlich das Todesurteil vieler Filme, insbesondere vieler deutscher Filme. Normalerweise geht es in solchen Analysen darum, irgendwelche schwachen Einzelheiten herauszusuchen. Und ja, es wäre vermessen zu sagen, daß alles perfekt läuft. Das Klischee vom reichen Arschlochkind, daß nie Liebe erfahren hat, wird bedient und man hat durchaus auch den Eindruck, daß viele Jugendliche nicht so Irre sind und irgendwelche Straftaten planen und dann noch filmen. Daß ähnliche Fälle aber eine Tatsächlichkeit aufweisen, wurde neulich auch schon wieder bestätigt, nachdem irgendwelche irren Kinder, ihre Klassenkameradin ermordet haben. Pervers und vielleicht ist der Vergleich auch etwas unangebracht an der Stelle, weil es in diesem Film nicht um Mord geht. Doch es soll auch aufzeigen, wie schwer es mir letzten Endes fällt, einen passenden Kommentar und einen wirklich festen Eindruck über den derzeitigen psychischen Stand junger Menschen zu verfassen. Schließlich gehören solche Gräueltaten jetzt weniger zur Ausnahme, als früher. Was ja auch eindrucksvoll von immer wieder vorkommenden Amokläufen an irgendwelchen Schulen untermauert wird. Abseits dessen kann man vielleicht so ein wenig über die eigentliche Ästhetik des Films streiten. Sieht er zu Deutsch aus, mit irgendwelchen Sonnenfiltern, oder wie auch immer. Entnervte Lehrerinnen und Lehrer sind ja auch Klischees und so weiter und so fort.

Tatsächlich ist Das schönste Mädchen der Welt eine nahezu brillantes Werk. Und das hat eine Menge Gründe. Nun ist es vielleicht nicht der Verdienst von Regisseur Aron Lehmann, der zusammen mit Lars Kraume und Judy Horney das Drehbuch verfasste, daß die Geschichte, die sie erzählen, eine solch großartige ist. Schließlich basiert das Werk auf dem Versdrama Cyrano de Bergerac von Edmond Rostand und ist in seinem Kern eigentlich eher eine Geschichte, die vielleicht jetzt nicht unbedingt junge Menschen anspricht. Gleichsam wirkt es oft auch sehr unangenehm und fremdschämend, wenn sich eben Erwachsene daran versuchen Jugendslang oder das Lebensgefühl der Adoleszenz einzufangen. Dann wiederum eine Generation abzulichten, die bedingt durch die Schnelllebigkeit von Medien und dem Heranwachsen in dieser Zeit eine schier unüberblickbare Affinität für das Leben in sozialen Medien entwickelt hat, macht das nicht zwingend einfacher. Außerdem wirkt es häufig auch sehr peinlich, wenn sich Erwachsene Menschen dazu herablassen ihre Kinder- und Jugendfilme mit irgendeinem Rap untermalen. Selbst die Augsburger Puppenkiste hatte zum Ende ihrer Fernsehproduktion zu Beginn der 1990er Jahre Rap-Parts in die Geschichten eingebaut und ist unter anderem auch daran zugrunde gegangen und kläglich gescheitert. Kurz um, Das schönste Mädchen der Welt ist ein Film, der eigentlich rein konzeptionell nicht gut sein darf, es aber dennoch ist und das ist wahrhaftig großartig.

Sicherlich gibt es da hin und wieder so einzelne Klischees und Dialoge, gerade in der Auseinandersetzung mit Müttern, die etwas seltsam anmuten. Doch das verzeiht man dem Film gerne, weil ansonsten alles top ist. Eine große Bereicherung sind dahingehend auch die beiden Hauptdarsteller Aaron Hilmer und Luna Wedler. Wer einmal Mobbing erlebt und beobachtet hat oder auch einfach nur einen gewissen Ruf angesammelt oder übertragen bekommen hat, der erkennt viel dieser Perfidität, die eine Gruppenbildung ausmacht, in diesem Werk wieder. Menschen riechen, wenn jemand anders ist als sie. Sei es nur eine andere Haarfarbe oder einfach der generelle Habitus. Der Film ist sehr clever darin, die Oberflächlichkeit am Konzept Mobbing, aber auch die veilschichtigsten Arten jenes Mobbings zu durchleuchten. Da geht es dann um eine vermeintliche Unästethik, oder auch privates Getuschel. Die Ärzte schrieben da die einzig gesunde Reaktion zu und sangen Lasse redn im Jahr 2007 und natürlich ist das die Reaktion, die man immer rät. Hat ja auch Jesus gesagt und wenn der schon mal was sagte, oder so. Im Prinzip lässt sich natürlich über die Botschaft streiten, aber man kann das schon so sehen. Zumal auch Mobbing an Schulen einfach nicht gut gehandhabt wird, gerade wenn man sich in der Pubertät befindet. Allerdings ist das Werk dann wiederum auch ehrlich, wenn es eben aufzeigt, wie abgeklärt etwa eine Roxy aus diesen Erfahrungen, bedingt vielleicht auch durch ein gutes Selbstbild, auf die Welt blicken kann.

Und dadurch wird auch klar, daß der Film sich sehr auf seine Charaktere fokussiert. Die Komplexität der Geschichte ist jedenfalls nichts, was der Film begründet. Aber man muss dem Film und den Machern dann wiederum trotzdem applaudieren, daß es grundsätzlich durchaus kreativ ist, diese Geschichte so zu konzipieren und eben auch für das grundsätzliche Gelingen. Natürlich könnte man jetzt argumentieren, daß es keine Qualität ist, wenn ein Werk gute Laune verbreitet. Schließlich verbreiten auch sehr schlichte Dinge offenbar ganz gute Laune, oder warum ist Schlager in Deutschland so unglaublich erfolgreich? Der gemeinsame Konsens ist ja doch in der Regel, der einfachste Weg. Und natürlich ist der Konsens hier, eine Botschaft, auf die sich die meisten sicherlich einigen können. Gleichwohl ist der Weg dorthin durchaus schwierig. Schön ist auch, daß Regisseur Lehmann seine Schauspieler gekonnt führt. Nur die wenigsten spielen wirklich affektiert und na ja, Deutsch halt. Davon könnte sich der ein oder andere Künstler durchaus eine Scheibe abschneiden.

Tiefsinnig und originell zeichnet Das schönste Mädchen der Welt eine unglaublich berührende Liebesgeschichte, die in ihrer reinen Konzeptionierung eigentlich nicht hätte funktionieren dürfen. So manch ein Problem hat der Film schon, doch das sind absolute Kleinigkeiten, die über die tollen Schauspieler und Kreativität wieder verschwinden werden. Es ist ein Genuss, sich einen solchen Film anzusehen.

Trailer zu Das schönste Mädchen der Welt

Das schönste Mädchen der Welt Bewertung
Bewertung des Films
910

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