Bewertung: 2.5 / 5
Passend zu den inhaltlichen Motiven bewegt sich auch "The Black Hole" als Film - bezogen auf Handlung, Stil und Inszenierung - zwischen Genie und Wahnsinn.
Das fängt schon damit an, dass man von den im familienfreundlichen Rahmen gehaltenen 90 Minuten drei Minuten gemäß "2001" für eine musikalische Ouvertüre aufwendet, um zu suggerieren, dass es sich hier um ein großes Epos handelt. Die in den ersten 60 Minuten auf realistisch getrimmten Weltraumszenen - manövrierende Raumschiffe vor dem Hintergrund eines Schwarzen Loches und Kamerafahrten entlang der Schiffe - ohne Space-Opera-typischen Firlefanz sind für die 1970er Jahre überragend und ein beeindruckender Augenschmaus.
Abseits der "2001"-Anleihen tangiert die Handlung interessanterweise die zeitglich erschienenen "Alien" und "Apocalypse Now" (oder orientiert sich an "Heart of Darkness"). Da haben wir eine Raumschiffcrew (u.A. Robert Froster, Ernest Borgnine), die unerwartet auf ein umhertreibendes Raumschiff stößt und an Bord verstörende Entdeckungen macht. Ein Raumschiff, das irgendwo in den Tiefen des Weltalls umhertreibt, auf dem ein verrückt gewordener Mann die Befehlsgewalt inne hat. Einen Disneyfilm mit Horrorelementen und existenziellen Lebensfragen sieht man auch nicht allzu häufig. Bei dem antagonistischen Mann handelt es sich um einen wahnsinnig-genialen Wissenschaftler namens Dr. Hans Reinhardt, der mit seinen Experimenten, seinen Allmachtsphantasien und seinem Ziel, die ultimative Erkenntnis zu erlangen, den Nationalsozialisten alle Ehre macht. Und wer könnte so einen Wissenschaftler besser spielen, wenn nicht ein gebürtiger Deutscher bzw Österreicher und gestandener Schauspieler wie Maximilian Schell? Großartig! "Das schwarze Loch" lebt von der Angst der vollkommenen Entmenschlichung durch fortschreitende Technisierung und Robotisierung.
Es wäre aber wohl kein Disney-Film - oder anders und vielleicht besser gesagt: ein Science-Fiction-Film auf der Erfolgswelle von "Star Wars" -, wenn die protagonistische Crew nicht von zwei glubschäugigen Comic-Relief-Robotern begleitet werden würde^^ Lustig und knuffig sind die beiden Roboter ja, nur wollen sie in den ersten 60 Minuten nicht wirklch zum ernsthaften Rest des Films passen. Zumindest stehen die menschlich agierenden Robo-Glaubschaugen im Kontrast zu den gesichtslosen und maschinell vorgehenden Robotern des Dr. Reinhardt, das lässt sich aus traditionell humanistischer Sicht immerhin als Gegenüberstellung von konstruktivem und destruktivem Robotikeinsatz interpretieren.
Tja, und dann kommt das große Finale in den letzten 30 Minuten^^ Die Hard-Science-Fiction-Ausrichtung evaporiert in den Weltraum und macht Platz für ein freizeitparkartiges Actionabenteuer mit viel Krach, Bumm und Peng, sowohl für die Protagonisten als auch für die Zuseher kommt das einer Achterbahnfahrt gleich. Die zu Beginn noch vielversprechend anmutende Filmmusik, düster und gruselig, entpuppt sich des Weiteren als Dauerschleife, das ist echt nur eine einzige Melodie, die sich ständig wiederholt.
Hatte Stanley Kubricks Finale für "2001" noch eine berauschende und bewusstseinserweiternde Wirkung (passend zu den 60er Jahren sprechen viele von einem LSD-Trip), beschwören Disney und Regisseur Gary Nelson eine krude, christliche Symbolik von Himmel und Hölle herauf. Allein aus kreativer Sicht, ist den Machern für die Reise in ein Schwarzes Loch echt nichts Besseres eingefallen? Ansonsten zeugt das Knüpfen des ultimativen Erkenntnisgewinns und das Tilgen der letzten weißen Flecken durch Naturwissenschaft und Technologie an eine religiöse Moralvorstellung nicht gerade von einem neuzeitlichen, aufgeklärten Denken. Daraüberhinaus entlarvt sich dadurch die zuvor verarbeitete Angst vor der Robotik dann doch noch als Ausdruck des Konservatismus.
Wie ich oben schon schrieb, "The Black Hole" bewegt sich zwischen Genie und Wahnsinn.