Bewertung: 3.5 / 5
"Deadpool 2" ist ein Film für Leute wie mich, die mit dem ersten "Deadpool" nicht allzu viel anfangen konnten.
Während sich Teil 1 noch an einer Dekonstruktion des Superheldenfilms versuchte, nur um dann doch dem gleichen Schema zu folgen, leugnet Teil 2 sein Dasein als Superheldenfilm nicht und kann deswegen viel befreiter aufspielen als sein Vorgänger. Szenen mit dem Durchbrechen der vierten Wand und parodistische Elemente (Highlight: "James Bond: Skyfall") lassen sich hier natürlich trotzdem finden, fügen sich allerdings organisch und humoristisch-effektiv in die Handlung ein und halten sich insgesamt angenehm in Grenzen. Ansonsten ordnet "Deadpool 2" glücklicherweise nicht alles dem Humor unter, sondern findet auch Platz für Dramatik, nimmt seine Charaktere ernst und hinterfragt sie, im Gegensatz zu Teil 1 atmet Teil 2 den Geist der X-Men-Filme.
Trailer zu Deadpool 2
Mein Lieblingszitat aus dem Film in abgewandelter Form: "Deadpool ist ein Mensch, der seinen Schmerz durch das Prisma des Humors filtert."
Nach einem tragischen Verlust möchte Wade Wilson am liebsten sterben, nur wie soll das funktionieren, wenn seine Superkraft ihn zur Unsterblichkeit zwingt? Seine Superkraft entpuppt sich letztendlich als seine größte Schwäche. Angelehnt an "Und täglich grüßt das Murmeltier" stellt "Deadpool 2" die Frage, wie oft man sterben bzw. sein Leben verändern muss, bis man mit seiner Liebe wiedervereinigt wird, Frieden mit sich selbst und der Trauer gefunden hat und zu einem besseren Menschen geworden ist. So arbeitet Deadpool z.B. als X-Men, geht ins Gefängnis und möchte den gefolterten und seelisch gebrochenen Teenager Russell Collins (Julian Dennison, "Hunt for the Wilderpeople") vor dem Wahnsinn und Mordabsichten bewahren. *SPOILER*: Die Gruppe aus alten Freunden, neuen Kollegen und erbitterten Feinden wächst zu einer Familie zusammen und ohne es zu wissen oder zu wollen, schenkt sie Wade Wilson neue Lebenskraft und bewahrt ihn vor dem Suizid. *SPOILER ENDE*
Wie ich es schon zu "X-Men: Apocalypse" schrieb:
X-Men heißt Familie <3
Prinzipiell lässt sich "Deadpool 2" sehr gut mit "Thor: Ragnarok" vergleichen. Ein Film mit dem Herzen am rechten Fleck, der sich hier und da über das Mutterfranchise lustig macht und ein alternatives Heldenteam anbietet. Die X-Force sind die Revengers des XCU, wenn man so möchte mit Deadpool als Thor und eine Kombination aus Colossus und Cable (klasse wie immer: Josh Brolin) als Hulk, Domino (Zazie Beetz, "Atlanta") ist abseits davon definitv die Schwester im Geiste von Valkyrie!
Nach dem ersten Teil, den Trailern und dem sonstigen Marketing zur Fortsetzung sowie David Leitchs "Atomic Blonde" hätte ich es nicht für möglich gehalten, nach den ersten gelesenen Kritiken (u.A. jene von Moviejones) hegte ich Hoffnungen und nun kann ich es bestätigen: "Deadpool 2" ist ein guter Superheldenfilm, den es sich lohnt anzusehen!