Bewertung: 4.5 / 5
[b]Titel:[/b] Defendor [b]Laufzeit:[/b] 97 Minuten [b]Genre:[/b] Drama, Komödie [b]Darsteller:[/b] Woody Harrelson, Elias Koteas, Michael Kelly, Sandra Oh, Kat Dennings [b]Inhalt:[/b] Arthur Poppinton (grandios, Woody Harrelson) ist tagsüber ein einfacher Arbeiter auf einer Baustelle, doch nachts zieht er als Superheld Defendor (Achtung, nicht Defender!) durch die Stadt, um die Straßen von kriminellen Unrat zu säubern. Als er eines Tages der Prostituierten Kat (Kat Dennings) begegnet, sieht Arthur seine Chance gekommen, durch sie seinen Erzfeind Captain Industry dingfest zu machen, dem er die Schuld am Tod seiner Mutter gibt. Mit Murmeln, Wespen und einem Schlagstock bewaffnet zieht er gegen den größten Schurken der Stadt ins Feld und muss feststellen, dass man ohne Superkräfte ziemlich einstecken muss. [b]Allgemeines:[/b] Der Independentfilm Defendor ist das Erstlingswerk des Regisseurs Peter Stebbings und, dass muss man dazusagen, ein äußerst gelungenes. Auf den ersten Blick scheint Stebbings hier einfach einen weiteren Superheldenfilm auf den Markt zu werfen, um sich damit ein Stück des Kuchens rund um den Erfolg des aktuellen Superheldenfilmbooms zu sichern. Dem ist aber nicht so! Stebbings liefert mit Defendor einen Film, der sich sowohl thematisch, als auch von seiner Machart her deutlich von seinen Genrekollegen abgrenzt. Wer hier ein Actionfeuerwerk, wie zum Beispiel in Kick Ass erwartet, oder eine ähnlich groß angelegte Story und Parodie, wird enttäuscht. Defendor ist ein klein angelegtes, relativ ruhiges Sozialdrama, mit komödiantischen Einlagen und einem Hauch von Parodie. Im Mittelpunkt steht hier Arthur Poppington, der überhaupt nicht dem Charakterbild entspricht, welches gerne von den Protagonisten anderer Superheldenfilme als Grundlage für die Berechtigung des Daseins als Superheld verwendet wird. Arthur ist ein kindlich naiver, geistig zurückgebliebener Erwachsener, der die Rolle des Defendors erfunden hat, um seiner schlimmen Kindheit zu entfliehen, in der die Comichefte im Laden seines Großvaters seine einzigen Freunde waren. Sein Grundbedürfnis Gutes zu tun, sieht er in der Rolle des Defendors mehr als erfüllt und zieht daraus den Großteil seines Lebensglücks. Obdachlos lebt Arthur provisorisch in einer Lagergarage des Bauunternehmens, bei welchem er arbeitet. Zugleich dient die Garage als geheime Operationsbasis für die nächtlichen Streifzüge des Defendors. Auch die Waffen, mit denen Arthur nachts als Defendor versucht Verbrecher zu bekämpfen, entspringen teils seiner kindlich kreativen Fantasie, wie zum Beispiel Wespen in Senfgläsern, als adäquter Ersatz für Granaten. Wichtigster Bestandteil seines Equipments stellt der Schlagstock seines Großvaters, aus dem zweiten Weltkrieg, dar. Arthur erklärt stolz, dass daran das Blut von 1000 Deutschen kleben würde. Arthurs Leben verläuft mehr oder weniger geordnet, bis er die drogenabhängige Prostituierte Kat kennenlernt und bei sich aufnimmt. Missbraucht Kat anfangs noch die aufopferungsvolle Hilfsbereitschaft Arthurs und seine Leicht- und Gutgläubigkeit, kommen sich beide im Laufe des Films immer näher, bis ihre Bekanntschaft zu einer Freundschaft heranreift, die aber auf eine harte Probe gestellt wird. [b]Schauspieler:[/b] Woody Harrelson spielt in diesem anrührenden Independentstreifen auf unvergessliche und einzigartige Weise den liebenswerten Naivling Arthur Poppington. Harrelson spielt mit so viel Herzblut, dass man bei Defendor schon fast von einer One-Man-Show Harrelsons sprechen kann. Genauso großartig, wie die Hilflosigkeit Arthurs in der realen Welt, gelingt es Woody Harrelson die Ernsthaftigkeit, mit der der Defendor durch die Stadt zieht einzufangen und dem Zuschauer eine einmalige emotionale Achterbahn aus der Sicht eines Außenseiters der Gesellschaft näher zu bringen. Dabei wird Arthur ein Charakterprofil aufgelegt, dass man einfach mögen muss. Mit einer seiner besten Leistungen zeigt Woody Harrelson schauspielerisch einmal mehr, dass er zu den wandlungsfähigsten und besten Schauspielern Hollywoods gehört. Wer ebenfalls aus dem Cast rund um Harrelson heraussticht, ist Elias Koteas als korrupter Cop Chuck Dooney. Nach kleineren Rollen, wie zum Beispiel als Handlanger in dem Thriller Shooter, darf Koteas hier wieder einmal mehr von seinem Können zeigen. Auf außerst schmierige Art und Weise gibt Koteas einen Antagonisten, der positiv auffällt und das Gesamtbild von Defendor durch sein Schauspiel offensichtlich bereichert und aufwertet. Desweiteren spielen noch Kat Dennings als Prostituierte, Sandra Oh, einigen bestimmt bekannt aus Greys Anatomy, als Psychologin und Michael Kelly als Paul, Arthurs einziger Freund und Arbeitgeber, mit. Alle drei spielen ihre Rollen routiniert und souverain, ohne allerdings besondere Glanzleistungen zu bieten, was dazu führt, dass sie mehr oder weniger von Harrelson an die Wand gespielt werden. [b]Kritik:[/b] Negativ: Zuerst einmal zu den negativen Punkten des Films. Die Story ist doch etwas einfach gestrickt. Der Zuschauer wird nicht großartig gefordert und sieht das ein oder andere in der Handlung vorraus, da kaum mit überraschenden Wendungen aufgewartet wird. Über die gesamte Spieldauer von 97 Minuten schleichen sich auch zwei drei Längen ein, was der Film aber weitgehend unbeschadet wegstecken kann. Gags gibt es auch einige, aber nicht jeder will zünden, was aber eher am Drehbuch liegen dürfte als an Harrelson und insgesamt hätten auch etwas mehr Gags dem Film sicher nicht geschadet. Mit Actionszenen wurde über den ganzen Film hinweg sparsam umgegangen, wohl wegen des geringen Budgets. Ob das stört liegt aber wohl im Auge des Betrachters. Positiv: Größter Pluspunkt, den der Film verbuchen kann ist einfach Woody Harrelson, der mit seiner Performance des unterdurchschnittlichen Normalo berührt, einen genauso zum Lachen bringt wie zum Nachdenken und damit glänzend unterhält. Positiv ist auch anzumerken, dass dieser Film in einer Zeit, in der sich Superheldenfilme größter Beliebtheit erfreuen, seinen eigenen Weg geht und ein komplett neue Erfahrung bietet, wie sie noch kein Superheldenfilm zuvor möglich gemacht hat. Die Charaktere dieses Films sind realitätsnah ausgelegt, was den Zuschauer einen guten Draht zu ihnen aufbauen lässt und sich dieser gut mit diesen identifizieren kann. Die konsequente Art und Weise mit der der Film in sich selbst abschließt, sei an dieser Stelle auch lobend erwähnt, aber um die Spannung nicht zu nehmen soll dieser Punkt nicht weiter ausgeführt werden. [b]Fazit:[/b] Der Film um einen kleinen Mann, der als Außenseiter der Gesellschaft Großes vollbringen will ist einfach anrührend und ganz großes Kino. Zwar hat der Film kleine Schwächen, aber gemessen am Budget ist das nicht weiterhin schlimm. Tipp: Anschauen.
Defendor Bewertung