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Der Elefantenmensch

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Der Elefantenmensch Kritik

Der Elefantenmensch Kritik

Der Elefantenmensch Kritik
0 Kommentare - 18.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der Elefantenmensch" ist.

Bewertung: 3 / 5

Im Jahr 1881 ist John Merrick (John Hurt) ein sogenannter Elefantenmensch. Sein Körper ist entstellt, seine Gliedmaßen durch tumorartige Teile vergrößert und sein Kopf und sein Oberkörper sind stark deformiert. Zunächst steht er unter der Obhut des ausbeuterischen Jahrmarktbetreibers Bytes (Freddie Jones) und lebt unter menschenunwürdigen Umständen. Eines Tages wird der britische Chirurg Frederick Treves (Anthony Hopkins) auf ihn aufmerksam und nimmt ihn mit nach London. Dort möchte er ihm helfen. Bei seinen Untersuchungen findet Treves heraus, daß es sich bei Merrick um eine hochintelligente Person handelt.

Der Elefantenmensch, ein komischer Titel für einen umso komischeren Film. Die Entstellung des Seins, Attraktionen, Wissenschaft, Medizin und das arme Individuum mittendrin. Sehr seltsam anmutend ist dieses Werk von David Lynch, der sich hier wieder einmal nach Eraserhead (1977) als purer Exzentriker offenbarte. Und gleichsam muss man sagen, daß bloßes Exzentrikerdasein auch nicht immer zu guten Filmen bedingt. Man frage nur mal einen Wes Anderson und dessen Asteroid City (2023). Klar, gut ist relativ, ähnlich wie Filme immer relativ bleiben. Gleichwohl hat gerade Der Elefantenmensch bei Kritikern und Fans vielleicht gleichermaßen einen hohen Stellenwert, wenn es um die Bewertung des Werkes geht. Vielleicht all Allegorie, vielleicht aber auch als Film scheint das zu taugen. Wenngleich es aber durchaus ein paar Fragen gibt, oder eben Dinge, die einen Stirnrunzeln lassen. Denn tatsächlich bei all dem Kuriosem und bei allen Dingen, die Lynch hier ankreiden will, fragt man sich ob der titelgebende Elefantenmensch überhaupt als Figur greifbar wird und man muss sich ebenso fragen, ob es denn ausreicht, einen Menschen in seinem bloßen Leid zu zeichnen, um wirklich eine spannende Figur dazuhaben. Die Antwort darauf dürfte den wenigsten gefallen. Doch dieser John Merrick, ob sein Leben nun genauso abgelaufen ist, sei mal dahingestellt, er ist als Hauptfigur nicht greifbar, weil er nichts weiter tut, als zu leiden.

Dabei ist natürlich klar, daßs dies Kuriosum von der Gesellschaft ausgeschlachtet werden will und muss. Der Elefantenmensch ist sehr ehrlich darin, den Lebensweg äußerlich, wie innerlich anderer Menschen zu zeigen. Insofern funktioniert Lynchs Werk hier auch als Porträt einer zutiefst gestörten Gesellschaft und man muss auch sagen, daß der Film zumindest dahingehend ebenso erschreckend gut gealtert ist. Einen Film über äußerliche Wahrnehmung und Zuschreibung bekommt man hier geboten, fast schon ein Werk, daß vorwegnimmt, wie sich ide Zustände mal entwickeln würden. Dabei ist es ja spannend, daß der Film im Jahr 1980 erschien. In den folgenden Jahren sollten sich Fitnessstudios und Naturschönheiten zu dem kulturellen Erstreben aufbauen. Ähnlich, wie es heute mit all den Influencern und den Gängen in die Muckibude ist. Insofern hat der Film das Glück, daß sich die Gegenwart wie die Vergangenheit anfühlt, was nicht für uns als Gesellschaft spricht, sehr wohl aber für die Weitsichtigkeit eines David Lynch. Nun kann man fragen, warum der Film denn eine solche Drastik zeichnet oder warum der Zuschauer das wohl mehrheitlich als drastisch empfindet, wenn wir einen solchen Menschen vor uns haben. Klar ist das irgendwo entlarvend und ja, niemand will das wohl so richtig sehen. Doch die Wahrheit ist, daß Schönheit eben auch ein Produkt der Möglichkeiten ist und die Möglichkeit unendlich schön zu sein, muss man sich leisten können.

Ja, daß sagt vielleicht mehr über die Wahrnehmung der Gesellschaft, als über den Film als solchen. Tatsächlich ist aber der historische Teil, oder der biographische Teil an der vorliegenden Biographie mit das, was am wenigsten Eindruck schindet. Ebenso ist die Tonalität immer wieder ein Problem für Lynch, weil er hier ein ernsthaftes Drama inszenieren möchte, was anhand unserer eigenen Vorurteile eigentlich zum Scheitern verurteilt ist. Es ist so etwa, wie einem Hasen beim Sterben zuzusehen. Man nichts tun, man weiß, wie Kacke das ist und man hat trotzdem keine Erkenntnis aus der Tat mitgenommen, als die Tatsache, daß das ja eigentlich schlecht ist. Dabei kann der Film in manchen Momenten auch so viel mehr, wenn er dem gesellschaftlichen Sensationsmus, der von einem solchen Fall ausgeht, eben her vorstellt. Auch der von Anthony Hopkins verkörperte Frederick Treves kann sich ja nicht davon freimachen, daß es ihm schon gesellschaftlich nutzt, daß er den deformierten Mann vor sich hat. Sentimental wird der Film dann, wenn er eben weiter verdeutlicht, wie menschlich John Merrick war, indem er ihn Romeo und Julia zitieren lässt, oder derlei Dinge tut. Das ist dann aber auch zu einfach gedacht. Ja, es ist ja schön zu sehen, daß Lynch hier auf das richtige hinauswill. Doch an der Stelle hätte es Der Elefantenmensch durchaus gutgetan, wenn man ein wenig subtiler vorgegangen wäre.

Es fällt dem Film grundsätzlich auch schwer, bei all dem Hin und Her und bei den Spielereien durch seinen Regisseur klarzumachen, was nun eigentlich Sache ist. Klar, es geht um diesen Mann, sein Leid und dessen Auswirkung. Doch die Filmsprache und der Film selber trennen sich da auch schon wieder. Warum zum Beispiel einzelne Gimmicks da aufkommen, bleibt unbeantwortet. Ähnlich ist es auch mit der gesellschaftlichen Note. Denn tatsächlich ist klar, wie ein Kuriosum zu jener Zeit und auch zur heutigen ausgeschlachtet werden würde. Da waren diese Tage auch nicht anders als die Jetzigen und dennoch ist das eben keine wahrhafte Erkenntnis. Nun, klar, der Anspruch muss auch ein anderer sein und vielleicht reicht es in dem Fall auch schon, wenn man das Kontrastprogramm zu den sonstigen Individuen jener Tage bildet.

So schockierend, wie Der Elefantenmensch sein möchte, ist er schlicht und ergreifend nicht. Dafür wird viel zu schnell klar, wie die Figuren untereinander funktionieren und auch ein falscher Fokus gelegt. Natürlich ist das grundsätzlich keine dumme Geschichte und auch die Schauspieler machen eine Menge Spaß. Allerdings ginge da deutlich mehr, als es zustande kam.

Der Elefantenmensch Bewertung
Bewertung des Films
610

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