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Der gestiefelte Kater

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Der gestiefelte Kater Kritik

Der gestiefelte Kater Kritik

Der gestiefelte Kater Kritik
0 Kommentare - 19.12.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der gestiefelte Kater" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Der gefeierte Volksheld, der gestiefelte Kater (Antonio Banderas) wird von seinem besten Freund Humpty Dumpty (Zach Galifianakis) betrogen und geächtet. Nun versucht er sich mit kleinen Diebstählen über Wasser zu halten und möchte dem Gangsterpärchen Jack (Billy Bob Thorton) und Jill (Amy Sadaris) drei magische Bohnen entwenden. Doch auch die Katzendame Kitty Samtpfote (Selma Hayek) und Humpty Dumpty jagen den Bohnen nach. Nun muss das ungleiche Trio zusammenarbeiten.

Einen Film über die Jahre stehen und verstauben zu lassen, ist besonders einfach, wenn das vorliegende Werk, welches es zu betrachten gilt, schlecht ist. Niemand will zu Filmen zurückkehren, die Titel wie Rendezvous mit Joe Black (1998), Scary Movie (2000) oder auch Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen (2003) tragen. Diesen künstlerischen Sonderabfall dort zu verdrängen, wofür man eigentlich einen viel zu teuren Therapeuten bräuchte, um sich an diesen Quatsch zu erinnern, ist Balsam für die Seele. Es gibt aber auch Filme, die man vielleicht nicht so gerne vergisst oder verdrängt, wohl aber jahrelang nicht mehr anfasst, weil sie vielleicht ihre Zeit hatten und irgendwie dann verschwunden waren. Ein solcher Film scheint Der gestiefelte Kater zu sein. Ein Werk, daß nur aufgrund einer Erfolgswelle der Shrek-Filme in den 2000er Jahren zustande kam und sich auf einen Charakter bezieht, der allem Anschein doch noch mehr popkulturelles Interesse hervorruft als man meinen sollte. Ja, vielleicht ist es rein persönlich nur ein Empfinden und das, was der Grüne Oger in Weit Weit Weg so erlebt hat, ist nur wenigen wirklich fern. An der Stelle nutzt man aber gerne diesen retrospektiven Charme, um über das Animationsgenre und die allübergreifende Krise jenes zu sprechen. Denn diese gibt es und die heutigen Trendprodukte sind in vielerlei Hinsicht schlimmer, als sie es noch vor zehn Jahren waren.

Ja, das mutet wie konservativer Generationenkommentar an, der sich darauf bezieht, daß früher alles besser war. Man muss zugeben, daß einiges wirklich besser funktionierte und dennoch gibt es auch in Der gestiefelte Kater einige Probleme, die es vielleicht heute nicht mehr gibt. Figuren haben Probleme, die sie überkommen müssen. Wer hätte es gedacht, doch die Probleme, die der Film hier zeichnet, sind vielleicht auch für einen Animationsfilm dieser Zeit etwas zu banal. Der Kater will ein Abenteuer, Humpty Dumpty will Bohnen, Kitty Samtpfote will im übertragenen Sinne Gold. Die bösen möchten ebenso die magischen Bohnen und irgendwie läuft das gesamte Treiben ab dann schon ein wenig schleppend voran, weil auch die Geschichte sich irgendwann gar nicht mehr bewegt und nur die zwischenmenschlichen, beziehungsweise zwischentierschen Konflikte hier von Belang sind. Liebt sie ihn, liebt er sie, was will das Ei. Gibt es da vielleicht auch noch einen Bruderkonflikt. Diesen Film als vorhersehbar zu beschreiben, wäre wirklich untertrieben. Ich gebe zu, vermutlich verschätze ich mich da in meinem Anspruch an das Genre und Filme wie Rot (2022) beweisen ja durchaus, daß Der gestiefelte Kater in Sachen Storytelling noch lange nicht so schlecht dasteht, wie es seine Genrekollegen jüngerer Zeit tun. Doch irgendwie fehlt dem Film eine eigene Idee, das Spiel mit Bildern als Übersetzer von Gefühlen. Es mag vielleicht auch Verwöhnung dadurch sein, daß der zweite Teil Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch (2022) in Sachen Bildsprache einfach brillant war. So richtig sagen lässt sich also nicht, was dem Film fehlt.

Es ist erstaunlich, daß dieser Film mehr sexuelle Spannung erzeugt, als es jeder Thriller aus den letzten fünf Jahren tat. Dieser Film gefällt sich darin, nicht jedem Gefallen zu wollen. Er ist ein irgendwo schon ein Produkt seiner Zeit, aber damit zum Glück nicht ein Produkt der heutigen Zeit, daß sich in irgendeiner Form von polemischer Moralüberlegenheit als wichtig empfindet. Ja, der Kater ist ein Frauenheld, oder ein Miezenheld? Wie auch immer. Polygam auf jeden Fall. Ja, Kitty Samtpfote ist eine Femme fatale, ein Charaktertypus, der so gar nicht mehr in die heutige Zeit passen will und dennoch – man kann das eigentlich kaum in Worte fassen – hat dieser Film mehr Esprit und Sexappeal als jeder Erotikthriller, der nicht gerade von Paul Verhoeven oder Lars von Trier gemacht wurde. Man muss aber auch gar nicht so weit weggehen, um das in den verhältnismäßig doch sehr kleinen Sphären dieser Filmemacher zu betrachten. Sexualität zwischen zwei Katzen, die eine unglaubliche Anspannung in einigen Tanzsequenzen haben, daß ist schon mehr, als man heute überhaupt erwarten kann. Und natürlich vertritt auch dieser Familienfilm einen gewissen konservativen Geist, das ist schon richtig. Doch in den Zwischentönen, die hier perfekt bebildert werden, darf auch noch mehr stattfinden, als es heute der Fall ist. Da ist ein gewisser Wortwitz, da sind Witze, die unter die Gürtellinie gehen. Gerade, auch wenn es um das beste Stück des Mannes geht. Normalerweise halte ich mich ja aus so geschlechterspezifischen Themen heraus, weil sie häufig wirklich albern sind. Doch in diesem Fall ist es erschreckend zu sehen, welchen Rückschritt man da im Kino gemacht hat.

Und die Pointen sitzen, Der gestiefelte Kater ist manchmal brachial und immer banal, aber nie auf einem Niveau, wie es die oben genannte, hirnlose Persiflage auf eine Persiflage ist. Und das dieser Film und auch die Figur des Katers schon zu ihrer Zeit eine Hommage, auf eine noch lange nicht angestaubte Filmfigur, die in Die Maske des Zorro (1998) erneut zum Leben erweckt wurde, war, ist wohl auch ein schöner Verweis, gerade wenn man um den Umstand weiß, daß Antonio Banderas wohl seiner Zeit eine Ikone wiederbelebte und irgendwo auch schuf und dann die Hommage darauf selbst vertonte. Brillant und filmhistorisch signifikant. Als reines Märchen, wenn man den Film den so sehen will, mischt er eigentlich munter alles vor sich hin, indem er natürlich auch den Klassiker Hans und die Bohnenranke, die Kinderreimfigur Humpty Dumpty, sowie eben jenen Kater miteinander vermischt. Das ist kreativ und zeigt auch, wie sehr der Film in seinem eigenen Genre des Märchen beheimatet ist.

Aus einer Zeit, in der Animationsfilme noch ein erträgliches Maß an Comicrelief und Bildern produzierte, stammt Der gestiefelte Kater. Es ist ein Film, der vielleicht inhaltlich nichts Neues zu erzählen hat, darüber hinaus künstlerisch mit den Jahren gewachsen ist, weil er nicht mehr so ganz in diese Zeit passt. Das muss man nicht mögen, kann man aber leicht mögen, weil es gut gemacht ist und ein gutes Gespür für Wortwitz aufweist.

Der gestiefelte Kater Bewertung
Bewertung des Films
710

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