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Der Staatsfeind Nr. 1

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Der Staatsfeind Nr. 1 Kritik

Der Staatsfeind Nr. 1 Kritik

Der Staatsfeind Nr. 1 Kritik
0 Kommentare - 24.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der Staatsfeind Nr. 1" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Eigentlich läuft alles perfekt im Leben von Robert Clayton Dean (Will Smith). Der junge Anwalt ist angesehen, hat viel Geld, ein schönes Haus, eine liebende Ehefrau in Carla (Regina King) und einen gemeinsamen Sohn. Doch eines Tages gelangt er durch Zufall an ein brisantes Video. Dieses bringt den NSA-Agenten Brian Reynolds (Jon Voight) mit einem politisch motivierten Mord in Verbindung: Dadurch gerät Dean in das Fadenkreuz von Reynolds und wird durch technische Mittel so weit wie möglich aus der Welt gelöscht.

Die Beziehung zwischen Staat und Individuum ist keine einfache Sache. Der Staat, der vom Individuum letzten Endes überhaupt erst kreiert wurde, kann mitunter die Kontrolle über das Individuum übernehmen und mit etlichen Mitteln und Wegen den Menschen kontrollieren und beeinflussen. So läuft es in Autokratien und Diktaturen. Opium fürs Volk sozusagen, doch ohne Religion. Es ist lustig, daß mit Der Staatsfeind Nr. 1 zum Ende der 1990er Jahre ein Film das Licht der Welt erblickte, den man zunächst als recht unterhaltsamen Thriller wahrnahm, der in seiner Steigerung der Absurdität irgendwann seine eigene Glaubwürdigkeit riskierte. Und ja, man kann das auch auf einem filmtechnischen Level immer noch so sehen, denn Tony Scott macht hier keinen Hehl daraus, daß Stil ihm wie so häufig in seiner Karriere über der Substanz steht. Das unterhält auch ganz gut, wenngleich es da durchaus einige Leerstellen gibt, die mitunter anstrengend, die mitunter auch klischiert daherkommen und mitunter eben für einen Film auch arg konstruiert wirken. Wahrlich frei von Fehlern ist der Film sicherlich nicht. Die Gründe hierfür sind vielfältig, man muss sie nur eben suchen. Einer von ohne könnte zum Beispiel auch Will Smith sein. Dieser spielt für eine frühe Karriere moderat, aber ein richtiger Charakterdarsteller ist er eben hier auch nicht.

Dennoch ist Der Staatsfeind Nr. 1 ein Werk, daß mit den Jahren sicherlich gereift ist. Es ist wie bei so vielen Filmen in der amerikanischen Gesellschaft. Denn wie auch das Thema sexueller Übergriffigkeit und Missbrauch schon lange ein Klischee im Film war, bevor der Weinstein-Skandal zutage kam, ist auch die Überwachung des Individuums durch den Staat schon lange ein Klischee gewesen, daß vor den Enthüllungen durch Edwards Snowden immer Teil der Unterhaltungswelt war. George Orwell lässt also grüßen. Mittlerweile haben es Kunstschaffende aber auch sichtlich schwer, überhaupt noch dystopische und absurde Science-Fiction Zukunftsphantasien zu zeichnen. Wenn man sich mal anschaut, wie häufig dieser Tage Filme schon warnten, bevor etwas eintraf, ist man schon irgendwie irritiert. Schließlich nahmen auch Contagion (2011) oder Children of Men (2006) Corona so ein Stück weit vor weg. Insofern ist es schon erstaunlich, daß Der Staatsfeind Nr. 1 inhaltlich eben nicht mehr einfach nur die nette Geschichte ist, die ein wenig übertreibt. Doch eine nette Geschichte voller Spannung ist das Werk von Scott hier auch und das liegt auch eben daran, daß der Regisseur wieder einmal alle Fäden in der Hand hält. Hecktische schnitte, das Spielen mit Perspektiven, durcheinanderwirbeln von oben und unten. Ja, Tony Scott wusste hier schon, wie er den Film recht straff in Szene setzt.

Nun ist der Zeitgeist Ende der 1990er Jahre schon recht interessant. Menschen spielen alle mit Technik, die ihnen vielleicht voraus, vielleicht aber auch nicht die Möglichkeiten gab, die hier angedeutet werden. Gerade ein Millennial wird da sicherlich schmunzeln müssen. Auch die kleinen Nebenrollen, die bis zum Schluss mit relativ namhaften Schauspielern besetzt wurden, sind da bemerkenswert. Und das liegt auch daran, daß hier wieder Klischees von flippigen Nerds oder aufgepumpten Brummbären bestätigt werden. Das wirkt recht albern, sorgt aber nie dafür, daß man aus dem Film fallen würde. Der Aufhänger des gesamten Dramas ist ein neues Gesetz, daß die Freiheit des Individuums in den Staaten sehr stark einschränken würde. Wieder ist die NSA involviert und das ist dann aus heutiger Sicht einfach nur noch Zynismus in Reinform. Nun inszeniert Scott doch zu Teilen aber sehr konservativ, weil er das gut bürgerliche Leben zeichnen, einen idealistischen Republikaner, der für seine Überzeugungen sterben muss. Das ist schon etwas, was man heute eher nicht mehr so bringen könnte, weil die politischen Wege sich da doch ein wenig entfremdet haben. Aber es zeigt auch, daß das Werk von Scott seiner Zeit um beinahe zwanzig Jahre voraus war und damit ist Der Staatsfeind Nr. 1 eben nicht nur ein unterhaltsamer Film, sondern auch ein wichtiger. Und genau diese Kombination ist so rar.

Natürlich verläuft sich das irgendwann in emotionalem Heldentum. Die Spannung aufrechterhalten kann das Werk nicht gänzlich. Dennoch wird gerade zum Ende hin wieder einiges geboten, an dem man sich nicht sattsehen kann. Denn dabei entwickelt sich Der Staatsfeind Nr. 1 am laufenden Band weiter. Die kleine Genre-Hyperbel vereint Paranoia-Thriller im Sinne von Die drei Tage des Condor (1975) und wechselt dann hin und wieder das Fach zum Actionfilm und irgendwie übernimmt der Film dabei noch den MTV-Look der Anfangszeit. Das sorgt für köstliche Unterhaltung in den meisten Momenten.

In seiner Zeit zu absurd, wurde Der Staatsfeind Nr. 1 als netter Unterhaltungsfilm mit absurden Wendungen abgestraft. Und ja, auf rein filmischer Ebene ist das vielleicht wirklich so. Doch wurde das Werk im Laufe der Zeit von der Realität eingeholt und hat nicht nur aufgrund dessen, nichts von seiner Spannung, die Tony Scott mit Bravour inszeniert, verloren.

Der Staatsfeind Nr. 1 Bewertung
Bewertung des Films
710

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