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Die Eiskönigin - Völlig unverfroren

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Die Eiskönigin - Völlig unverforen Kritik

Die Eiskönigin - Völlig unverfroren Kritik

Die Eiskönigin - Völlig unverfroren Kritik
0 Kommentare - 09.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Die Eiskönigin - Völlig unverfroren" ist.
Die Eiskönigin - Völlig unverfroren

Bewertung: 5 / 5

Das Königreich Arendelle fährt in einen immer währenden Winter. Um das Schicksal des Reichs zu ändern, schließt sich die Königstochter Anna (Kristen Bell) mit dem einfachen Kristoff (Jonathan Groff) zusammen. Zusätzlich zu seinem treuen Rentier Sven, treffen sie dentollpatschigen Schneemann Olaf (Josh Gad), der sie bei ihrem Vorhaben unterstützt. Dazu müssen sie Annas Schwester Elsa (Idina Menzel), die die Eiszeit verursacht hat, finden.

Vor einigen Jahren, nachdem der klassische Zeichentrick von Computeranimationsstil abgelöst wurde schien es mit klassischen Filmen in dieser Richtung schwierig zu werden. Wenn man nicht gerade Studio Ghibli ist – und auch das hat sich ja mit Aya und die Hexe (2020) an einem neuen Stil versucht und ist daran gescheitert – dann scheint das, was man unter klassischem Zeichentrick versteht, ausgestorben zu sein. Doch gibt es des´halb auch keine Filme mehr, die sich wie die großen Klassiker vergangener Tage anfühlen? Denn die Frage ist ja wichtig, vielleicht. Ob Qualität und Stil einander so beeinflussen. Nun ganz salopp gesagt, ja! Der Zeichentrickstil ist ja nicht nur etwas, was einfach Film auf eine andere Art und Weise bebildert. Cartoons haben eine ganz eigene Bildsprache und können komplexe Vorgänge auf eine Weise visualisieren, wie es sonst keine Filmform kann. Daher ist ein Stil so wichtig und nach anfänglichen Gehversuchen wie Himmel und Huhn (2005) und Triff die Robinsons (2007) hatte Disney mit Rapunzel – Neu verföhnt (2010) wohl endlich den Bogen raus, wenn es um Stilistik geht. Der Anspruch ist auch hier gar nicht realistisch zu sein und einen realistischen Film braucht man mit Die Eiskönigin – Völlig unverfroren daher auch keineswegs erwarten. Doch das schöne ist hier die Reminiszenz, die Kombination aus alt und neu funktioniert selten so gut, wie in diesem Fall.

Denn Die Eiskönigin – Völlig unverfroren, die lose auf dem Hans Christian Andersen Märchen Die Schneekönigin (1844) basiert, erzählt eine ganz typische Geschichte für Disney. Prinzessinnen, Märchen, Fabelwesen und die gute Königsfamilie. Das ist eben die Naivität, derer man sich in diesem Teil der Welt immer weiter abgeschwächten Märchenerzählungen stellen muss. Doch sich einem solchen Film auf eine naive Weise zu stellen, muss gar kein Problem sein. Selbst wenn man den Feudalismus hier sehr unkritisch betrachtet, ist es im Gegensatz dazu auch nicht der Kern, der diesen Film ausmacht. Viel wichtiger ist da die Betrachtungsweise der einzelnen Figuren und wofür sie stehen und in diesem Segment ist Die Eiskönigin – Völlig unverfroren die logische Konsequenz der Zeit und ein sehr progressives Werk, daß auch auf seine ganz eigene Weise mit etwaigen Stigmata der Disney-Formel spielt. Wann immer es Prinzessinnen in Disney-Filmen gibt, dann gibt es auch die noblen Prinzen. Das zeigte sich schon zu Beginn in Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937), ging über bis hin zu Cinderella (1950) und war zu Teilen dann auch noch in Die Schöne und das Biest (1991) zu finden. Klar, hier und da hatte ein Prinz vielleicht mal Ecken und Kannten, doch richtig schlecht war er auch nie und auch an diesem Typus Mensch kratzt dieser Film. Weil er eben zum einen keinen sympathischen Prinzen zeigt und zum anderen auch den Fokus bewusst feministisch legt.

Denn ja, dieser Film ist feministisch. Wenngleich das im modernen Vulgärdiskurs immer mehr zu einem reinen Schlagwort für irgendeine inhaltslose Scheiße wird, ist Die Eiskönigin – Völlig unverfroren ein Film, der sehr genau darauf bedacht ist, seine weiblichen Figuren mit Respekt und einem eigenen Willen zu betrachten. Das zeigt sich nicht nur dadurch, daß die beiden Hauptfiguren eben Frauen sind, auch wird ihre Gefühlswelt als der Auslöser für die Geschichte verstanden. Da gibt es keinen Vater, der seine Tochter irgendwie verkaufen müsste. Da gibt es keine pure Passivität, nach welcher die Frauen nur von irgendwelchen Männern gerettet werden müssten. Dieses Problem gab und gibt es in Filmen und daher ist das eben eine gelungene Abwechslung. Und da man sich wie für Disney üblich auch mehr als Oper/Musical versteht, denn als richtiger Film, bei dem die Handlung alles vorantreibt, ist es auch klar, daß man auf diese Weise ein politisches Statement setzten muss. Let It Go oder zu Deutsch: Lass jetzt los ist natürlich ein Lied, daß sich über den Film hinaus zum Selbstläufer entwickelt hat. Man könnte an der Stelle vielleicht auch eine Analyse anstellen, doch so richtig viel inhaltlich findet sich im Text da auch nicht wieder. Im Prinzip unterfüttert es nur die These, der Emanzipation, der Freiheit. Klar kann man das auch außerhalb des Kontextes betrachten und so wurde das Lied ja immerhin auch schon in Richtung eines Outings gedeutet. Doch dafür lässt der Film eigentlich keinerlei Spielraum, weil eben Elsa komplett A-Sexuell zu deuten ist.

Allerdings heißt das nicht, daß Liebe keinerlei Rolle in diesem Film spielen würde. Und auch in diesem Bereich muss man das Werk loben. Zum einen, weil die Liebe hier nach Selbstbestimmung schreit. Man möchte sich eben niemandem unterordnen, weil es vielleicht sinnvoll wäre aus irgendwelchen verkrusteten Strukturen heraus. Nein, auch Anna schreit letzten Endes danach sich zu verlieben. Doch während man in üblichen Disney-Filmen dann einen Prinzen hätte, der das Problem löst, ist dieser Film da ein wenig anders geraten. Im Prinzip hält das Werk seiner eigenen Geburtsstätte Disney so ein wenig den Spiegel vor, weil es eben auch in dem schönen Prinzen einen Mann sieht, der nicht gut ist. Gleichsam entlarvt es die jahrzehntelange Dressur weiblicher Charaktere in jenen Filmen, indem es sie zu Teilen als naive Figuren offenbart, die für ihre Naivität auch bestraft werden. Ja, sie sind in den gutaussehenden Prinzen verliebt, der sie wie Dreck behandelt. Was für eine offen vorlegt, ist im Falle Disneys fast schon revolutionär, weil es dann eben nicht mehr um Äußerlichkeiten geht. Und auch dafür gibt es eine Lösung. Vielleicht etwas zu viel des guten, aber die junge Anna verliebt sich schließlich dann doch in den eher normal aussehenden und eben nicht adligen Kristoff. Ein Plädoyer für die wahre Liebe und gegen das Feudalsystem zugleich. Selbst wenn man hier auch nicht restlos radikal ist und alles ablehnt, was Märchen eben ausmacht. Doch das muss man auch nicht, die Botschaft dahinter funktioniert ja trotzdem.

Tja und was soll man sonst noch sagen? Die Wahrheit ist, daß vieles von dem, was der Film zu sagen hat, letzten Endes über die großartigen Figuren funktioniert. Ob ein Olaf, der davon träumt den Sommer zu erleben. Ob ein Kristoff, der so ein wenig Leichtigkeit in das sonst so taktierte Prinzessinnenleben von Anna bringt. Ob eine Elsa, die eine gewisse Schwere in sich trägt, die zwar theatralisch anmutet, aber auch zu dem teilweise als Oper inszenierten Konzept passt. Man sieht sie gerne und man kann sie auch unterscheiden, von dem, was man sonst so geboten bekommt. Eine Tatsache, die nicht auf jeden Film zutrifft, wie Vaiana (2016), Raya und der letzte Drachen (2021) oder auch Strange World (2022) schmerzvoll bewiesen.

Sicherlich ist Die Eiskönigin – Völlig unverfroren ein Film, der in bestimmten Kreisen etwas runter geredet wird. Doch man muss ihn einfach als den bis dato letzten großen Klassiker Disneys begreifen. Er ist recht altgedient in seiner Konzeption, während er progressiv in seiner Umsetzung ist und derweil auch nicht den Eindruck vermittelt, nur eine politische Agenda zu sein. Er funktioniert auch als Film, erzählt eine gute Geschichte. Er kann seine Figuren gut in Szene setzen, hat einen gewissen Hang zur Theatralik, der angenehm ist und überdies bietet er ein Spektakel, in dem Sinne, daß er weiß Momente zu inszenieren, die auch eine Bedeutung haben.

Trailer zu Die Eiskönigin - Völlig unverfroren

Die Eiskönigin - Völlig unverfroren Bewertung
Bewertung des Films
1010

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