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Die Zeitmaschine

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Die Zeitmaschine Kritik

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Die Zeitmaschine Kritik
0 Kommentare - 14.09.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Die Zeitmaschine" ist.

Bewertung: 4 / 5

Kurz um die Wende in das neue Jahrhundert, lädt der Erfinder George (Rod Taylor) zum Silvesterabend 1988 seine Freunde zu sich nach Hause ein, um ihnen eine selbstgebaute Zeitmaschine zu präsentieren. Nachdem diese wieder gehen, testet George die Maschine und landet im Jahr 802.701 und findet dort eine scheinbar ideale Welt vor. Doch als er auf das Menschenvolk Eloi trifft, werden diese von den monsterartigen Morlocks unterjocht. Zu allem Überfluss bleibt George auch noch in dieser Zeit stecken.

Irgendwie lässt sich sofort erahnen, aus welcher Epoche Die Zeitmachine stammt. Die Literaturverfilmung um einen zeitreisenden Mann, der dem technischen Fortschritt zugewandt ist, entspricht einem gewissen Zeitgeist. Einem Zeitgeist, der vielleicht zu Teilen auch der Vorlage geschuldet sein mag, sich in diesem Werk aber auch klar mit der Bedrohung eines auftauenden Krieges im Zuge der des Ost-West-Konfliktes zeichnet. Dadurch mag der Film dieser Tage nochmal an Aktualität gewinnen, wenngleich seine Probleme doch noch etwas anderer Natur ausfallen, als es dieses Thema erahnen lässt. Denn tatsächlich ist der Film ein Produkt seiner Zeit. Für einen fortschrittlich denkenden Menschen durchaus fragwürdig. Und fragwürdig ist hier vor allem die Darstellung der Frauen. So hat der gesamte Film überhaupt nur zwei bedeutende Frauenrollen in Form von Yvette Mimieux und Doris Lloyd. Letztere hat im Film tatsächlich noch so etwas wie einen Charakter, während erstere absolut passiv und somit dem Zeitgeist entsprechend agiert. Hier muss die Dame gerettet werden, dort wird ihr die Liebe erklärt und überhaupt verlieben sich die Figuren dann aus dem Nichts und in das Nichts. Man könnte das glauben, weil der Film es so charmant untermauert, doch wirklich Substanz hat diese Romanze zu keinem Zeitpunkt, weil sie eben nie über eine wirkliche Entwicklung hinausgeht. Das ist zwar vielleicht für die Geschichte in gewisser Hinsicht unerheblich, macht das Gesamtwerk aber dadurch auch etwas unstimmiger.

Im Prinzip passt der Film tatsächlich stark in seine Zeit. Und das liegt am eben erwähnten Blick. Die Angst vor einer atomaren Zerstörung auf der Welt findet sich hier ganz stark wieder. Subtil ist das vielleicht im Umgang mit dem Kalten Krieg, sicherlich aber nicht in der Ausführung. Es hat etwas Düsteres, daß die Zukunft von seiner Romantisierung trennt. Eine Dystopie ist dieser Film durch und durch und das ist schon verwunderlich, weil er gerade in seinen Tönen etwas anderes suggeriert. Der Film hat einen Mut zu Albernheit, was natürlich dem gesamten Werk dienlich ist, schließlich geht es hier um Zeitreisen. Der Film macht zu keinem Zeitpunkt einen Hehl darauß, daß etwaige Szenen oder Gegenstände absolut dürftig aussehen. Allein das Design der titelgebenden Zeitmaschine spricht da Bände. Irgendwie mit blinkenden Lichtern ausgestattet, wirkt das Gerät wie ein Steam Punk-Weihnachtsschlitten. Und das Werk setzt das Grotesk in Szene, auch wenn es um die antagonistischen Morlocks geht. Eine seelenlose Truppe an grün-humanoiden Wesen, die einen Teil der Bevölkerung darstellen. Diese Teilung zwischen menschlichem und unmenschlichen Wesen ist dann natürlich plakativ, doch Dystopien funktionieren ja eher als Warnung, als tatsächlich Realitätsgebunde Weissagungen. Daher sind die Morlocks natürlich ein Produkt, daß aus einer Unersättlichkeit der Menschheit entstanden ist. Dabei erinnert das in seiner Drastik so ein wenig auch an Snowpiercer (2013), indem sowas wie Kannibalismus ganz nebenbei auch noch abgehandelt wird. Der Film ist in jedweder Hinsicht episodisch, was aber auch super zum Genre der Zeitreise passt, wodurch das Werk sich trotz ständiger Szenenwechsel, wie ein großes ganzes anfühlt. Gleichsam bleibt der Film dabei voll in Fahrt.

Ob nun Rod Taylor die ideale Besetzung ist für diese Hauptrolle und niemand anderes sie hätte spielen können, darf bezweifelt werden. Nicht, daß seine Leistung schlecht wäre oder in irgendeiner Form negativ zu verstehen ist. Allerdings hat Taylor als naiver Erfinder, mit Forscherdrang sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit des Zuschauers. Und das liegt primär auch daran, daß er charmant ist. Ohnehin ist der gesamte Cast charmant. Da bleiben sicherlich keine eindrucksvollen Leistungen hängen, doch ist es angenehm, mit anzusehen, wie sich die Schauspieler gekonnt der Geschichte unterordnen. Ein großes Drama würde man hier auch eher antiklimatisch empfinden. Und dadurch hebt der Film seinen eigenen Mut zur Albernheit in den Mittelpunkt. Das kann dilettantisch wirken, ist aber genauso intendiert. Wenn dieser George versucht, die Menschheit zu retten und gegen wirklich abstruse Wesen kämpft, dann macht das Spaß, weil der Film so verspielt daherkommt. Nicht nur in dieser Instanz erinnert der Film somit an Planet der Affen (1968). Nun kann man die Henne-und-Ei-Diskussion natürlich aufmachen und nach Film- oder Bücherjahren suchen, allerdings wäre die absolute Zeitverschwendung. Wenngleich natürlich diese Geschichte auch einfach gut ist und daher kann man dem Film das nicht übel nehmen, zumal ja auch die letztliche Aussage sonst nicht mehr funktionieren würde oder an Kraft veliere.

Als Zeitreisegeschichte versucht der Film gar nicht erst, eine innere Logik oder durchdachte These in den Raum zu stellen. Wie könnte das funktionieren? Was machte das aus dem Menschen? Das ist die Sorte von Fragen, die man sich natürlich stellen kann, allerdings würde das einen Film einfach nur strecken und es ist doch absolut unwichtig. Daher ist der Film auch klassisches Kino, weil es keine analytische Ebene über Möglichkeiten gibt, sondern der Film dem Zuschauer nur das zeigt, was er auch wirklich braucht. Dadurch wird das Werk für Analysen natürlich auf mehreren Ebenen sogar nochmal viel wichtiger, weil man neben der Geschichte auch diese Dinge analysieren könnte. Es ist kein Film, der dem Zuschauer jede einzelne Nichtigkeit erklärt und dafür sollte man ihm danken. Hier geht es primär darum, eine unterhaltsame Geschichte zu zeigen, welche der Film hier auch präsentiert. Darüber hinaus ist das Werk tatsächlich in jedem Belang aber paradox. Und das liegt daran, daß der Film trotz seiner unglaublichen Härte, von Kannibalismus, über den Weltuntergang, bis hin zum Faschismus in einigen Belangen, trotzdem nie die Leichtigkeit und den Optimismus verliert. Das ist paradox und daran könnte sich der ein oder andere Künstler des modernen Hollywoodkinos durchaus mal ein Beispiel nehmen. Denn der Film fordert und unterhält dabei.

Makellos ist Die Zeitmaschine sicherlich nicht. Dazu ist der Film in manchen Momenten einfach zu fragwürdig und schlecht gealtert. Gleichwohl hat er einen gewissen Charme zu sich, den er genau weiß auszuspielen. Über den Cast, bis hin zu den absurdesten und verspieltesten Sets, bedient der Film eine Grosteke, die ihresgleichen sucht. Und trotzdem bleibt der Film zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig und in seinen besten Momenten ziemlich intelligent.

Die Zeitmaschine Bewertung
Bewertung des Films
810

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