Anzeige
Anzeige
Anzeige

Dogtooth

Kritik Details Trailer News
Eine etwas andere Familiengeschichte ...

Dogtooth Kritik

Dogtooth Kritik
0 Kommentare - 25.02.2012 von eli4s
In dieser Userkritik verrät euch eli4s, wie gut "Dogtooth" ist.

Bewertung: 4 / 5

Im Folgenden möchte ich auf einen wohl eher übersehenen, unbekannteren Film aus immer noch aktueller Zeit hinweisen, der meiner Meinung nach etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Das Independent-Drama Dogtooth wurde 2009 in Griechenland produziert und war im Folgejahr ein Überraschungshit auf diversen Filmfestivals rund um den Globus und erhielt dann sogar eine Nomminierung für den Oscar in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" in 2011. Er ist ein ruhiger und intimer Film, der das Leben einer sehr, sehr eigenartigen griechischen Familie beleuchtet. Während der ersten Szene könnte man sich fragen, ob die drei dargestellten jungen Erwachsenen irgendwie zurückgeblieben sind. Das ist in der Tat der Fall, vorallem was ihr Sozialverhalten angeht. Der Grund dafür ist lebenslange Isolation. Deren Eltern haben entschieden, ihre drei Kinder (einen Sohn und zwei Töchter) ausschließlich in ihrer abgelegenen Villa und dem anliegenden Grundstück, das von einer hohen Mauer umgeben ist, aufzuziehen - außer Reichweite anderer Menschen. Man könnte anders betrachtet behaupten, die Eltern haben ihre Kinder im wahrsten Sinne des Wortes eingesperrt und ihnen die Möglichkeit ein normales Leben zu führen verweigert. So wachsen die Kinder auf. Ohne Namen, ohne Wissen von jeglichen Dingen, die ihnen die Eltern nicht beibringen und ohne Kontakt zur Außenwelt. Ganz der Gnade und der Macht der Autorität ausgeliefert, leben sie gegen den Willen der Natur. Die Eltern haben volle Kontrolle. Ihr System ist strikt. Es gibt klare Regeln und einen gut durchgeplanten Tagesablauf. So müssen die Kinder beispielsweise verschiedene Aufgaben lösen und Spiele machen, was die Unterwürfigkeit und Zuneigung zu Mutter und Vater stärken und desweiteren der Überprüfung ihrer physischen Konstitution dienen soll. Es gibt sowohl Belohnungen als auch Bestrafungen für Fehlverhalten. Auch Lernen die Kinder eine leicht abgewandelte Sprache. Es ist wie auf einem anderen Planet, in einer verlorenen und vergessenen Welt. Aber die Kinder haben nie etwas anderes kennengelernt. Ihnen wurde gesagt, dass es für sie nicht möglich sei, das Haus zu verlassen, bis sie alt genug sind. Der Vater ist der einzige der Familie, der das Anwesen verlässt, um zur Arbeit zu gehen und einzukaufen. Soviel zur Prämisse. Der Film mag zu Anfang etwas seltsam wirken, entwickelt sich aber sehr schön. Die genaue Beobachtung zeigt alle wichtigen Mechanismen auf, die das kleine System der Familie funktionieren lassen. Trotz des sterilen, emotionslos wirkenden Lebens, das diese Familie führt, hat mich der Film gefesselt. Die Kinder haben keine Vorstellung von wahren Emotionen oder natürlichem sozialen Verhalten aufgrund der unterdrückenden Führung der Eltern. Sie haben ein verklärtes Verständnis von essentiellen menschlichen Bedürfnissen wie Liebe und Sexualität und weisen generell Mängel in Sachen Bildung auf. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass ein Mangel an Menschlichkeit unter diesem repressiven Regime vorherrscht. Ich wähle bewusst dieses Wort, denn eine häufig genannte Interpretation des Films ist die einer politischen Allegorie. Die Kinder haben keinen freien Willen. Es wird ihnen verweigert eigene Ideen zu entwickeln. Sie sind einzig und allein geformt durch die Erfahrungen miteinander und durch das, was ihre Eltern entscheiden ihnen mitzugeben. Sie sind wie Zuchttiere, gezüchtete Hunde. Daran anknüpfend hat mich Dogtooth beim Ansehen an einen noch extremeren Film erinnert; nämlich Passolinis "120 Tage von Sodom", in dem vier Faschisten eine Gruppe von Jugendlichen versklaven und sie auf verschiedenste Weise mißhandeln und mißbrauchen. In Dogtooth beginnt der Konflikt, als Einflüsse von außen die "Familienidylle" zu stören beginnen. Obwohl die Eltern alles daran setzen, dies zu verhindern, beginnt eine der Töchter bald, die Dinge zu hinterfragen. Dogtooth wurde von Giorgos Lanthimos inszeniert. Es ist eine sehr intimer Film und dennoch ist man als Zuschauer durchgehend auf Distanz und blickt kritisch auf die groteske Szenerie. Alle Schauspieler geben sehr glaubwürdige, intensive Leistungen. Aller Skurrilität zum Trotz glaubt man, dass so eine Familie tatsächlich existieren könnte. Die Story ist originell und stellt reichhaltigen, psychologischen Inhalt zur Verfügung und kann sowohl als politisches Gleichnis (wie wahrscheinlich intendiert) oder (wie ich vorziehe) als Studie menschlichen Verhaltens und seiner Natur angesehen werden. Die anregende Prämisse bietet viel Platz zur Analyse und Interpretation. Auf der negativen Seite muss ich aber leider sagen, dass mich das Ende nicht ganz überzeugen konnte. Der Film stellt viele wichtige Fragen, aber bietet selbst keine Antworten. Es ist, als stoppt der Film vor einem letzten Akt der Erleuchtung, in dem diese Antworten vielleicht hätten erschlossen werden können. So fühlte es sich für mich ein bisschen so an, als hätte ich das Kino frühzeitig verlassen müssen, ohne die Auflösung des Konflikts zu sehen zu bekommen. Ich habe mich danach gefragt, was die Schlussfolgerung am Ende sein sollte - aber vielleicht gibt es ja auch keine. Dennoch ist es ein sehr interessanter Film mit einem faszinierenden Ansatz, schön fotografiert und fantastisch gespielt. Wer offen ist für leicht bizarres Arthousekino mit gehaltvollem Inhalt und vereinzelten, verstörenden Gewaltdarstellungen, der sollte es einmal mit diesem Film versuchen. http://eliasandthemovies.blogspot.com/

Dogtooth Bewertung
Bewertung des Films
810

Weitere spannende Kritiken

Black Panther Kritik

Black Panther Kritik

Poster Bild
Kritik vom 28.04.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
TChalla (Chadwick Boseman) kehrt nach dem Tod seines Vaters zurück in seine Heimat Wakanda. Dort soll er, der Black Panther, nun auch den Thron seines Vaters besteigen. Das technologisch hoch entwickelte Land lebt abgeschottet von der Welt. Eines Tages will der Söldner Erik Stevens (Michae...
Kritik lesen »

Thor - Tag der Entscheidung Kritik

Thor: Tag der Entscheidung Kritik

Poster Bild
Kritik vom 28.04.2024 von ProfessorX - 0 Kommentare
Der Donnergott Thor (Chris Hemsworth) ist weitab von seiner Heimat Asgard. Er wird von dem mächtigen Wesen Surtur (Clancy Brown) gefangengehalten, der ihm offenbart, daß Ragnarök – das Ende der Welt – bevorsteht. Unterdessen kehrt die erbarmungslose Hela (Cate Blanchett) ...
Kritik lesen »
Mehr Kritiken
Was denkst du?
Ich stimme den Anmelderegeln beim Login zu!

Forum Neues Thema
AnzeigeY