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Downsizing

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Downsizing Kritik

Downsizing Kritik

Downsizing Kritik
0 Kommentare - 23.12.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Downsizing" ist.
Downsizing

Bewertung: 3 / 5

In naher Zukunft wurden die natürlichen Ressourcen der Menschen fast komplett verbraucht. Glücklicherweise finden norwegische Wissenschaftler eine Möglichkeit, einen Menschen die Körpergröße von zwölf Zentimetern zu schrumpfen. Da es um das Leben von Paul Safranek (Matt Damon) und seiner Frau Audrey (Kristen Wiig) nicht gut bestellt ist, planen sie sich zu verkleinern. Doch nur Paul erwacht geschrumpft aus der Narkose und muss feststellen, daß seine Frau kalte Füße bekommen hat. Nun muss er ganz alleine sein Leben in Leisureland auf die Reihe bekommen, wo er sich mit Dusan (Christoph Waltz), Konrad (Udo Kier) und der aus Vietnam geflohenen Ngoc Lan (Hong Chau) anfreundet.

Einfach wäre es Downsizing als weiteren, simplen Versuch zu betrachten, eine „Schrumpfkomödie“ zu erzählen, die ihren Witz aus der eher sonst albernen Idee des Miniatur-Menschen gewinnt. Dann macht die Figur da in so ein paar lustige Entdeckungen und stellt fest, wie lustig doch Dinge sind, die man aus dem schnöden Alltag kennt, jetzt vor allem, weil sie eben viel größer zu sein scheinen oder so. Ja, diese Art von Film kann ganz gut sein, ist sie aber nicht unbedingt immer, besser gesagt es fehlt ihr an Substanz. Eine Aussage, die man über Downsizing sicherlich nicht treffen kann. Hier bekommt man einen sehr schweren, auf inhaltlicher Ebene nachdenklichen Film geliefert. Doch auf der reinen Unterhaltungsebene, sowas soll es ja auch geben, macht es der Film von Alexander Payne schon wieder schwer, dem folgen zu wollen. Zum einen wäre da die Figur der Audrey Safranek, die ab einem gewissen Zeitpunkt dann einfach aus dem Film verschwindet. Oder auch das generelle Pacing, daß behutsam und langsam erzählt, eine Grundidee berichtet, die eigentlich nicht so komplex anmutet. Dann wiederum hat der Film das Problem, daß er, wenn er über die Grundidee hinaus geht, immer so ein wenig zu viel will, gerade, auch wenn es da um eine Romanze geht, die zwar metaphorisch eine Bedeutung hat und da auch durchaus Sinn ergibt, aber im rein filmischen Kontext eher forciert wird. Man könnte also meinen, daß Werk sehr als Werk wertvoller, als als Film.

Trailer zu Downsizing

Denn ja, Downsizing ist ein sehr nachdenklicher Film, der sehr philosophische, aber auch moderne Grundtöne anschlägt. Es geht oberflächlich darum, sich schrumpfen zu lassen. Doch das ist nicht alles. Hier könnte man eine sehr treffende und schlichte Silicon Valley-Kritik hineindeuten, in der irgendein Wissenschafts-Guru eine Entdeckung macht, die vor allem gut betuchte, liberale Intellektuelle schützen soll. Und dann wird das schon ein wenig schwieriger, weil der Film nicht vollständig liberal ist. Gerade in Amerika ist das ja zwischen den zwei Extremen, das, was man eigentlich lieber hat. Aber ja, Downsizing ist entlarvend für die Elon Musks dieser Welt, die etwas von einer Utopie und dem grenzenlosen Reichtum schwafeln, der aber im besonderen dann eben durch nur einer bestimmten Klasse zugutekommt. Und wie verlogen diese Welt ist, erkennt man dann daran, daß es eben auch im Utopia jene Arbeitskräfte gibt, die ausgebeutet werden und die den Laden am Laufen halten. Das zeigt sich dann vor allem an der Figur der Ngoc Lan, die auch dazu noch, daß perfekte Beispiel für den gegenteiligen amerikanischen Traum, sowie durch die Flüchtlingsthematik auch nicht aktueller sein könnte, als sie eben ist. Das sind alles Themen, die wirklich funktionieren. Und das minimalistische, der Gedanke, man könne alles lösen, wenn Menschen nur kleiner wären, oder wie auch immer, ist ja das, worauf vor allem Liberale – besonders auch in Deutschland, wenn es um Umweltpolitik geht – setzten. Zwar eben nicht in Bezug auf das Schrumpfen, aber in Bezug auf die Umweltkatastrophe. Doch die Probleme bleiben eben da.

Gleich zu Beginn wird dann klargemacht, daß Paul Safranek eigentlich auch nicht so richtig in diese Welt passt. Er ist ein klassischer Arbeiter, der bedingt durch den richtigen Job und einer aus Schulden bestehenden Gesellschaft, die Möglichkeit bekommt, in eine höhere Klasse aufzusteigen. Und es ist ein Aufstieg, weil natürlich die Kosten sich anpassen und die Bedürfnisse nicht geringer, aber unendlicher da sind. Da fragt man sich dann auch, was passiert, wenn die Ressourcen ausgehen. Das heißt also in diesem Utopia kommt es nicht zu einem grenzenlosen Reichtum, sondern zu einem, der länger währt. Dann sieht man eben den klaren Kontrast in Form von Dušan Mirković. Diese Figur steht eben sinnbildlich für jede Form von Dekadenz. Auch er kommt eher aus bescheideneren Verhältnissen. Und da ist es im Vorhinein schon spannend, sich nur mal diesen Charakter genau anzusehen, weil er die kapitalistische Regel vom Aufstieg und Erfolg, die eigentlich nur durch Zufall überhaupt zustande kommt, personifiziert. Er ist nicht besonders intellektuell und hat irgendwie doch dadurch, daß er in dieses Utopia übergeht, dann einen finanziellen Reichtum erwirtschaftet. Das spiegelt ja auch so ein wenig die aristokratischen Zustände in den Staaten wider. In denen wird ja auch gerne mit Reichtum geprahlt, der auf Kosten anderer erwirtschaftet wird und der durch minimalen bis gar keinen Einsatz dann zur Verfügung steht. Gleichsam zeigt sich, wie diese Sorte Mensch über die Mehrheitsbevölkerung waltet, ohne irgendeine Form von politischem Denken, oder auch Empathie zu haben. Es fehlt hier klar an Sachkompetenz und philanthropischem Lebensgeist.

Ja, Downsizing ist ein Tiefschlag in das Liberale und autokratisch gerichtete Amerika, der versteht, wie das eine, daß andere befeuert und wechselseitig beeinflusst. Hier wird sogar die Wahl von Matt Damon als Hauptdarsteller mal ganz wichtig. In seltenen Fällen stimmt dieses Gelaber, daß nur dieser oder jener Schauspieler oder auch eine Schauspielerin, diese oder jene Rolle verkörpern könnte. Doch Matt Damon ist vom Typus her ein recht normaler Mensch, wirkt zumindest rein optisch so und man kann sich mit ihm super identifizieren. Es wäre zum Beispiel eher unglaubwürdig, wenn ein Ryan Gosling hier diesen Ehemann verkörpern würde, weil er eben auch rein optisch nicht dem Normalo entspricht. Und Damon spielt das auch gut, was so ein wenig erfrischend ist, weil er in seinen großen Rollen in den 2000er Jahren durchaus eher, auch bedingt durch die Figurenzeichnungen, etwas farblos daherkommt. Der restliche Cast ist ganz nett, fällt aber auch nicht weiter auf.

Diese Welt, die trotz dessen, daß sie als Utopia und allerheiligstes verstanden werden soll, ist eigentlich ein recht schlichter Ort. Insgesamt ist auch alles in Downsizing sehr schlicht. Das Leben in der Kommune wird nicht durch Auffälligkeiten, wie bunte, blinkende Häuser oder irgendwelchen Science-Fiction-Klischees unterfüttert. Im Gegenteil, alles an diesem Ort wirkt sehr steril und fast schon erschreckend eintönig. Es erinnert in dieser Traumwelt fast schon so an eine Folge von SpongeBob Schwammkopf. Jünger der 1990/2000er Jahre werden sich erinnern, dass es dort eine Episode gab, in der Thaddäus Tentakel in ein vermeintliches Paradies unter seinesgleichen gezogen ist. Auch hier hätte der Film ein weiteres Science-Fiction-Konzept nach Orwell aufgreifen können. Doch Regisseur Payne reicht hier die Zurschaustellung von Banalitäten, um die heilige Welt zu entlarven.

Etwas schwermütig kommt Downsizing in Fahrt. Es ist ein Film, der sehr viel will und auch sehr viel gewinnt. Allerdings auch nicht alles und vor allem dann, wenn er seine Zeit mit uninteressantem, hier ausgedrückt durch Banalitäten verbringt. Trotzdem ist es ein sehr intelligenter, analytischer Film über Gesellschaftsstrukturen und dem Offenlegen solcher Tech-Leitfiguren, die sich viele immer herbeisehnen.

Downsizing Bewertung
Bewertung des Films
610

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