Bewertung: 4 / 5
Mir hat der Film sehr gefallen, ein gutes Drama über das Wesen der Liebe, komplexe Beziehungsverhältnisse, Verlust, Trauma, Schuldgefühle und Bewältigung. Ehefrau und Kind auf der einen Seite, Mutter auf der anderen Seite. Zudem auch noch ein schöner Film über den künstlerischen Schaffensprozess.
Der Theaterregisseur Yūsuke Kafuku (Hidetoshi Nishijima) arbeitet für ein Festival und von diesem wird ihm die Chauffeurin Misaki Watari (Tōko Miura) zur Seite gestellt, die ihn überall hinfährt und sich in genau dem Alter befindet, wie seine tote Tochter wäre. Problem für den Regisseur ist ansonsten, dass er in dem Theaterstück normalerweise selbst die Hauptrolle spielt, seit dem Tod seiner Ehefrau dazu aber nicht mehr in der Lage ist. Man erfährt auch noch einiges über die Ehefrau, da hängt viel miteinander zusammen, ich möchte an dieser Stelle aber auch nicht zu viel verraten.
Trailer zu Drive My Car
Das Auto Fahren wurde dabei sinnvoll zur Unterstützung des Inhalts verwendet. Zum einen (mehr offensichtlich) die Positionierung im Auto, zu Beginn sitzt der Regisseur noch auf Distanz hinten, später nach Annäherung dann vorne auf dem Beifahrer. Zum anderen folgt nach emotional aufwühlenden Momenten eine klaustrophobisch anmutende Fahrt durch einen Tunnel.
"Drive My Car" läuft auf Amazon zwar ohnehin nur als Original mit Untertiteln, aber das empfehle ich unabhängig davon ebenfalls, weil es im Film unter Anderem um Sprachbarrieren geht. Für das Theaterstück werden Schauspieler aus verschiedenen (süd)ostasiatischen Ländern gecastet, gesprochen wird Japanisch, Koreanisch, Englisch und Gebärdensprache. In der deutschen Synchro würde diesbezüglich, siehe als Vergleich zum Beispiel "Inglourious Basterds", wohleiniges verloren gehen.
Handlungsort des Films ist übrigens Hiroshima. Das erste Mal, dass ich die Stadt in einem Kontext erlebe, der nichts mit dem Atombombenabwurf zu tun hat.
Des weiteren sind wir nun in der Filmphase angelangt, in der das Tragen von Gesichtsmasken in Alltagsszenen (hier: Supermarkt bzw. Kaufhaus) zum normalen Erscheinungsbild gehört. Wobei Regisseur und Drehbuchautor Ryusuke Hamaguchi selbst dem noch eine inhaltliche Bedeutung bemisst, in der Schlusseinstellung kommt das Abziehen der Maske im Auto für die Chaufferin Misaki gemäß ihrer Charakterzeichnung und -entwicklung einem befreienden Moment gleich.
8 - 8,5 von 10 Punkten