Bewertung: 3.5 / 5
Der Geschäftsmann David Mann (Dennis Weaver) ist auf dem Highway unterwegs. Plötzlich taucht ein LKW auf, der langsam aber sicher versucht Mann von der Straße zu drängen. Zunächst glaubt Mann noch, er könne den Wagen überholen. Doch der LKW scheint kein Interesse daran zu haben Mann fahren zu lassen. Es entbrennt ein Kampf auf Leben und Tod.
Unweigerlich verbindet die langandauernde Gegenwart das Kino vor allem mit einem Mann. Ein Mann, der es durch clevere Filme und durch eine gewisse Ideologie geschafft hat, mehr als einfach nur ein Regisseur zu sein. Dieser Mann ist Steven Spielberg, der selbst unwissenden im Filmbereich etwas sagen wird und dessen Werke man je nach Epoche auch sicherlich mit ihm ihn Verbindung bringen kann. Insofern hat man hier einen gestandenen Namen und es ist daher auch vor allem für Filmkenner interessant zu sehen, wo dieser Regisseur seinen Ursprung hat. Inspiriert von Werken wie Bonnie und Clyde (1967) aber auch Easy Rider (1969) findet man in Spielbergs Erstling einen rabiaten und minimalistischen Film vor, der mit Sicherheit seine Einflüsse auch aus Hitchcockfilmen ziehen kann. Und dann wiederum wären da noch Driver (1978) und Mad Max (1979), die mit Sicherheit auch ihren Teil vom Kuchen genommen haben. Alles in allem also schon auf dem Blatt ein wichtiger Film für die Filmgeschichte. Doch Lobhudelei und die Erkenntnis, daß ein Film einflussreich war, machen keine Kritik und so soll es das an der Stelle mit den Einflüssen auch fast wieder gewesen sein. Interessant ist, daß Duell auf dem Blatt nicht einmal interessant klingt: Ein Mann fährt von A nach B und wird von einem anderen Mann die ganze Zeit verfolgt. Fertig, mehr passiert da nicht und wenngleich das ein experimentelles Werk und ein frisches Werk jener Tage war, so kann man aus heutiger Sicht mit Sicherheit sagen, daß es das nicht mehr ist,
Duell stellt die Frage, die auf jeder Autobahn irgendwann mal gestellt wird. Zumindest, wenn man kein Tempolimit etabliert. Ein Mann will einem anderen Überholen und der andere, vielleicht auch weibliche Fahrer lässt das nicht zu. Was hier eigentlich zu Ende sein könnte, ist in Duell der gesamte Film und man spürt den gesamten Film über auch das minimalistischste Treiben, daß Spielberg vor allem in den 1970er Jahren propagierte. Dort, wie auch in Der weiße Hai (1974) und Unheimliche Begegnung der dritten Art (1977) erzählt der Film eigentlich nur eine einzige Sache und diese Sache ist ganz klassisches Menschsein, wenn man so will. Ursache und Wirkung werden hier auf einen brillanten Minimalismus runtergebrochen, sodass auch gar nicht die Frage überbleibt, warum dieses Werk denn nicht mehr ist, als seine bloße Prämisse. Ganz klar ist, daß Duell wenig Spielraum für irgendwelche Interpretationen lässt, weil es eben nicht viele Ebenen oder Nuancen gibt, die über den Film hinweg aufgemacht werden. Spielberg spielt hier ungewöhnlicherweise mit dem Thema Angst. Und es ist eine Angst, die kein Gesicht bekommt und damit unerklärt bleibt. Kein Antagonismus, keine Erklärung für die eigentliche Katastrophe, sondern nur der Mensch und wie er damit umzugehen gedenkt und versucht. Duell wirkt für einen 1970er-Jahre-Spielberg tatsächlich wie ein ganz gewöhnlicher Film, doch für einen modernen Spielberg könnte er nicht ferner sein.
Der Film verlässt sich dabei zu weiten Teilen stark auf das Individuum. Einzelne Gruppen oder gar ganze Massen werden hier weniger thematisiert. Man könnte also die Frage in den Raum werfen, ob dieser David Mann überhaupt ein zuverlässiger Erzähler ist. Gleichermaßen spielt Spielberg aber auch schon mit dem eher ideologischen Kino, weil natürlich die zwei handelnden Personen durchaus verschiedenen Klassen angehören müssen. Man hat da also diesen Handelsvertreter, der von A nach B will, um Geschäfte zu machen und dann hat man in dem Lastwagen einen weiteren Symbolismus. Denn ein Lastwagen wird in der Regel von einem klassischen Arbeiter gefahren. Das heißt also, man hat hier die ökonomische Oberschicht gegen die ökonomische Unterschicht ausgespielt. Natürlich wäre Duell ein wesentlich offenkundigerer Film, wenn zum Beispiel die Interaktion beider Klassen über Passivität und Ängste hinausginge. Doch das passiert hier nicht und tatsächlich muss es das auch nicht. Gerade jetzt, in der gegenwärtigen Filmwelt ist man ja dieser Themen schon etwas überdrüssig. Oder zumindest kann man sich Antagonisten und Protagonisten in der derzeitigen Hollywood-Logik recht schnell erklären, weil eben alles schon da gewesen ist. Und dann muss man aber auch zu keinem Augenblick irgendwelche Figuren erklären. Die erklären sich nämlich alle von selbst, sofern man systemisch denkt.
Viel interessanter wird Duell dann dadurch, daß er sich als Suspense-Thriller vor allem an den minimalen Möglichkeiten, die er nun mal hat, austobt. Es sind Spiele mit Kamera und Musik, die hier die Spannung aus dem Minimalismus versprechen. Und Spielberg weiß, daß er wenig erklären muss, um den Zuschauer zu fesseln. Das gelingt hier vollends und selbst, wenn die Figuren relativ klar und eindeutig bleiben, gewinnt der Film seinen Reiz vor allem dadurch, daß alles so schnell vor sich geht und keinerlei Erklärung braucht.
Zwar kein vielschichtiger und etwas experimenteller Film ist Duell geworden. Das reicht für das, was der Film über die kurze Zeit erzählen möchte und kann den vor allem durch die straffe und abwechslungsreiche Inszenierung punkten.


