Bewertung: 5 / 5
Gestern war es endlich soweit und ich habe mir Dune im Kino angeschaut. Das war fast schon surreal, daß der Film nun am Ende doch seinen Weg auf die Leinwand gefunden hat. Eine Inhaltsangabe erspare ich mir an der Stelle, da man diese entweder kennt oder an zig anderen Stellen nachlesen kann.
Da ich nicht auf die direkten Inhalte eingehe: SPOILERFREI
Trailer zu Dune
Was Villeneuve hier gezaubert hat, ist wahrhaftig eine Verbeugung vor dem Werk von Frank Herbert. War doch meine größte Sorge, daß man der literarischen Vorlage wieder nicht gerecht werden kann. Als zu sperrig und schwierig galt bisher der Roman "Dune". Auch die 80er Version von Lynch war durchaus unterhaltsam und hatte einen großen Schauwert für seine Zeit, aber am Ende des Tages war es dann doch nur ein grober Abriss bzw. Interpretation von Herberts Werk. Aber Villeneuve hat bereits mit "Blade Runner 2049" bewiesen was er aus dem Hut zaubern kann wenn man ihn denn lässt und siehe da... das war gerade mal das "Warm-up" für das, was uns nun mit Dune erwartet.
DUNE (Teil 1) ist ein bildgewaltiges Epos. Ein Werk das man fürwahr nicht alle Tage zu sehen bekommt. Ob es nun die Panoramabilder von Arrakis sind, die gewaltigen Designs der Raumschiffe und anderer Fluggeräte bzw. Landfahrzeuge, die Licht- und Farbspielungen, aber auch selbst die Szenen in denen der Hauptaugenmerk auf den Charakteren liegt. Alles hinterlässt den Eindruck von etwas ganz Besonderem. Das wird vor allem alles dahingehend perfekt inszeniert, weil Villeneuve keine hektischen Bilder erzeugt. Jede Sequenz lässt sich genügend Zeit die wahre Pracht würdig einzufangen. Somit kann man sagen das Kameraführung und Schnitt einer Perfektion gleichen.
Auch in punkto Setdesign und Kostüme hätte man es ebenfalls nicht besser hinbekommen können. Minimalistisch und löblich der Vorlage getreu, wurden hier selbst kleinste Details penibel grandios eingebaut. Man merkt förmlich wie wichtig Villeneuve dieses Werk ist, wenn mit soviel Liebe gearbeitet wird.
Was wäre Dune ohne die Sandwürmer !?! Diese kommen in Teil 1 noch nicht enorm oft vor, aber wenn diese Giganten auf der Leinwand erscheinen, dann wirken sie wie der Inbegriff von epischen Bombast. Definitiv noch eine Verbesserung zur alten Verfilmung.
Inhaltlich sind mir ebenfalls sehr viele kleine Details aufgefallen, an die ich mich noch aus der Buchvorlage erinnern kann und im Gegenzug fiel mir auch keine größere Szene auf, welche ich aus der Vorlage vermisst hätte. Für das Medium Film hätte man die Story soweit gesehen, nicht besser umsetzen können. Kleine Anekdote am Rande... was mir selbst im Buch nicht aufgefallen ist: der Dudelsackspieler bei der Landung in Arrakis und entsprechend die Ähnlichkeit von der Wasserwelt Caladan und dem lateinischen Caledonia (Schottland).
Die Darsteller sind durch die Bank überzeugend, wenn auch Chalamet als Paul Atreides und Ferguson als Lady Jessica etwas den zentralen Mittelpunkt darstellen und daher mehr glänzen können. Vor allem Timothée Chalamet stellt eine exzellente Wahl für Hauptrolle dar, wenn man die Figur Paul kennt und einen direkten Vergleich im Kopf hat. Einzig Momoa als Duncan Idaho war mir etwas zu sehr als „Buddy“ inszeniert. Das hatte ich so nicht mehr im Kopf, kann man aber als Interpretation so stehen lassen, da ich nicht das Gefühl hatte man würde dem „charakter arc“ untreu werden.
Der Ton war imposant wuchtig z.B. bei Explosionen und versetzt einen geradzu in den Mittelpunkt des Geschehens. In den ruhigen Momenten angenehm sanft wie der Wind der über die Dünen von Arrakis säuselt. Also alles einwandfrei im grünen Bereich. Leider kann man dies nicht gerade vom Score von Hans Zimmer behaupten. Dieser ist in den besten Momenten dezent unauffällig, aber neigt des öfteren dazu in bewegteren Szenen zu penetrant laut aufzutreten, so das es nur noch wie „Gedröhne“ wirkt. Hier kann man nicht mit der Klasse der Bilder mithalten, aber man hangelt sich in den meisten Momenten eigentlich recht passabel durch den Film. Wie prophezeit, bleibt der Filmscore aus dem Lynch Film, welcher von Toto ikonisch inszeniert wurde, unerreicht.
Da ich den Film in 3D gesehen habe, kann ich hierzu noch sagen das diese Effekte recht dezent gestreut sind. Hätte es meiner Meinung nicht unbedingt gebraucht und im Prinzip hätte ich auch lieber die 2D Version gesehen. (lief bei uns nicht) Würde ich also als neutral bewerten. Kein Mehrwert, aber auch nicht negativ.
Fazit:
Wie auch MJ selbst schon schrieb… auf diesen Film wäre Frank Herbert stolz. Villeneuve hat es geschafft das Werk „Dune“, trotz seiner „Sperrigkeit“, so kolossal und werksgetreu auf die Leinwand zu adaptieren wie es wohl möglich war. Der Film ist ein episches Meisterwerk, wie es im Kino für das SciFi Genre schon seit langer Zeit keines mehr zu sehen gab. Somit kann man bereits vom Film des Jahres sprechen, da keinerlei Konkurrenz in Sicht ist, welche auch nur annähernd an die Klasse von Dune heranreichen wird.
Der Film ist mit Sicherheit kein Mainstream, wie man ihn heutzutage kennt. Dazu ist der Film zu ruhig, zu langsam und besitzt zu wenig „Bumm Bumm“. Aber „Dune“ kommt als Story eben noch aus einer Zeit, in der SciFi Geschichten erzählt hat, welche auch unter der Oberfläche arbeiten und gerne philosophische Fragen aufwerfen.
Natürlich sprechen wir hier nur von Teil 1, aber in Hinblick auf die Klasse und Qualität dieses ersten Films, mache ich mir von seitens der Umsetzung keine Sorgen mehr.
Meine Bewertung: 10/10
