Bewertung: 4.5 / 5
Auf Dune hatte ich mich tatsächlich lange gefreut, da ich mehr oder weniger mit dem Franchise aufgewachsen bin.
Damit meine ich nicht das Buch, oder den Original-Film. Das war mir irgendwie zu trist in den jungen Jahren. Aber ich erinnere mich noch an das Strategie-Spiel (RTS), welches es für die Sega damals gab. Da war ich noch SO jung, dass ich eigentlich nichts wirklich verstanden habe. Außerdem hatte ich immer wahnsinnig Schiss vor den Sandwürmern, die letztlich nur in Form eines "Pickels" über die Karte gewandert sind.
Über die Zeit bin ich dann durchaus RTS-Fan geworden mit Age of Empires und Command & Conquer. Zwischen diesen bekannten Namen gab es allerdings eine Perle, über die kaum jemand spricht: Emperor: Battle for Dune.
Es war eines der ersten wirklich dreidimensionalen RTS-Spiele - noch knapp vor Empire Earth (Age of Empires) und im klassischen Command & Conquer Stil gab es zahlreiche Zwischen-Sequenzen, die eigentlich eher Trash sind, aber auf der anderen Seite schon eine ganz coole Story abgeliefert haben. Das Spannende an dem Spiel war vor allem, dass es auch kleinere Fraktionen gab, wie die Fremen, Sardaukar, Tleilaxu usw.
Zwischenzeitlich gab es dann noch ein paar mehrteilige TV-Adaptionen von Dune. Gerade weil das Spiel oben aber viel Actionreicher und fantasievoller war, fand ich diese Adaptionen super langweilig und habe mir etwas anderes erhofft.
Umso mehr hat es mich dann gefreut, dass sich nun endlich wieder Hollywood im großen Stil der Sache annimmt :D
Trotzdem hatte ich ein paar Befürchtungen, da Blade Runner 2049 überhaupt nicht meinen Nerv getroffen hat. Für mich hat Villeneuve größtenteils einen Selbstzweck für drückende Sounds und Settings geschaffen, aber über weite Strecken ist einfach "nichts" nennenswertes passiert (nur meine Meinung).
Hieraus hat er bei Dune gelernt. Der Film nimmt sich zwar durchaus viel Zeit und hat nicht das flotteste Erzähl-Tempo - aber das ist eher dem Inhalt der durchaus komplexen Thematik geschuldet. Villeneuve schafft es aber durchaus, immer wieder für kleinere Auflockerungen zu sorgen. Seien es Actionreichere Szenen, oder auch mal etwas Humor, der so ein klitzekleines bisschen Richtung Marvel geht. Wobei man bestimmt die eine oder andere Traum-Szene noch hätte weglassen können, weil irgendwann jeder verstanden haben sollte: Ok, Paul hat Visionen von nem Mädel.
Ein ganz besonderes Lob möchte ich aber auch noch für den Sapnnungs-Aufbau loswerden, der endlich mal wieder der alten Spielgberg-Schule entspricht!
In vielen Filmen ist es heute so, dass "die Gefahr" quasi direkt gezeigt wird. Spielberg hat das aber z.B. bei Jurassic Park sehr gut gemacht, indem man an einem T-Rex-Gehege entlang fährt und erstmal enttäuscht wird - nur eine Ziege, die unbeeindruckt rumsteht. Erst später bekommt man den eigentlichen Rex zu sehen. Aber auch dann wird er erst einmal durch sein Stampfen im Wasserglas angekündigt, oder durch das Ziegen-Bein, das aufs Autodach fällt.
Ähnlich macht es Villeneuve mit den Sandwürmern. Man sieht zunächst nur die Staubwolke in der Ferne und die Leute scheinen vergleichsweise unbeeindruckt. Selbst als Höhepunkt der ersten großen Sandwurm-Szene sieht man nur einen Bruchteil des eigentlichen Wurms, aber nicht direkt "das komplette Ding". Erst nach hinten hin wird ein kleines bisschen mehr gezeigt. Und selbst dann bleibt ein gewisses Mysterium erhalten.
Spannend finde ich auch, wie im Zusammenhang mit den Sandwürmern und den Fremen auf viele Details geachtet wurde. Sei es der vollkommen neu designte Schlot des Wurms, der mit seinen vielen Zähnen, der zum Sand filtern durchaus Sinn ergibt. Aber auch, dass durch die Vibrationen eine Art Treibsand entsteht. Oder aber, dass die Würmer selber eine Art Schlag-Geräusch von sich geben können, welches letztlich auch von den Plumpern/Klopfern der Fremen imitiert wird, mit denen sie die Würmer anlocken. Das ergibt alles einen Avatar-ähnlichen Einklang, der vermittelt, wie verbunden mit dem Planeten die Fremen leben.
Den Cast finde ich insgesamt auch sehr gelungen. Die Schauspieler:innen vermitteln jeweils von der ersten Sekunde an das, wofür sie auch stehen sollen. Allen voran vielleicht Oscar Isaac als Vaterfigur, vor der man einerseits Respekt hat, die aber andererseits menschlich bleibt. Aber auch Timothée Chalamet passt für mich gut in diesen Zwiespalt zwischen spießerhaft erzogener Adels-Junge, ein kleines bisschen Hitzkopf, aber eben auch jemand, dem das "Fear is the Mindkiller" eingehämmert wurde und der nun seine neue Rolle finden muss.
Abzüge in der B-Note würde ich dem Film geben für:
- Die wirklich guten Sachen sind oft leider im dunklen passiert. Klar hatte das auch im Kontext seinen Sinn. Ich hätte letztlich gerne mehr bei Tageslicht von der großen Schlacht sehen wollen - aber es wurde letztlich erklärt, dass es auf Arrakis bei Tageslicht eigentlich nicht auszuhalten ist. Und letztlich passt es wohl auch zur Niedertracht der Harkonnen.
- Ich glaube, ohne gewisses Vorwissen ist der Film ein noch härteres Brett. Ich wusste immerhin wer und was Fremen, Sardaukar, Bene Gesserit oder Raumfahrer-Gilde sind. Ohne dieses Verständnis denkt sich mancher vielleicht oft eher "...hä?".
- Das offene Ende. Das macht es letztlich schwer, den bisherigen Film schon zu bewerten, weil es alles ziemlich darauf ausgelegt ist, ein Gesamt-Werk zu sein.
- "Vielleicht" hätte man die Position von Haus Atreides auch noch ein kleines bisschen besser verdeutlichen können, also warum es eine Gefahr für den Imperator darstellt und es zur diesem ganzen Komplott kam.
Aber insgesamt freue ich mich einfach, dass es endlich mal wieder einen guten Blockbuster gab, der den Spagat schafft zwischen Unterhaltung und Herausforderung - und noch dazu astrein aussieht.
Ich hoffe einfach sehr, dass es zu Teil 2 kommen wird :D