Bewertung: 5 / 5
Der erste Teil von Dune war ein Erfolg, aber kein Superhit. Trotzdem bekam Regisseur Denis Villeneuve beim Sequel offenbar Narrenfreiheit und konnte 200 Millionen für einen Film ausgeben in dem eine Frau Wurmsaft trinkt um die Erinnerungen einer anderen Frau zu absorbieren und anschließend mit ihrem ungeborenen Kind kommuniziert. Der Antagonist wird derweil von Schmerzen sexuell erregt während er sich einen Harem aus Kannibalinnen hält und der nominellen Held vergrätzt die Liebe seines Lebens aus politischen Gründen und startet zu Abschluss einen heiligen Krieg.
Für einen großen Blockbuster ist das ziemlich abgedreht und teilweise muss man sich Sorgen machen, dass die Fehler von David Lynchs Adaption wiederholt werden, in der die psychedelischen Aspekte der Geschichte zum Schaden aller anderen in den Vordergrund gestellt wurden. Doch dieser Film schafft es glücklicherweise, immer die Charaktere und ihre Transformation durch Pauls aufstiegt zum Messias im Fokus zu behalten – und es ist kein schöner Anblick. Die vermeintlich Guten werden, besessen von Rachegelüsten und Fanatismus, nach und nach ihren Gegnern immer ähnlicher, während die einst so stolzen und freien Fremen ihr Grundprinzip „Alles für die Gemeinschaft“ durch „Alles für unseren Propheten“ ersetzen: eine der ersten Szenen im Film zeigt, wie die Harkonnen Leichenberge verbrennen, eine der letzten wie die Fremen das Gleiche tun, was sie nicht lange davor für eine inakzeptable Wasserverschwendung gehalten hätten. Einzig Chani schafft es, einen klaren Kopf zu behalten und wird zum Dank von Paul abserviert. Während die anderen Fremen ins All reisen, um Heiliges Feuer auf das Universum regnen zu lassen, kehrt sie in die Wüste zurück. Die letzte Szene in einem Film voller gigantischer Aufnahmen ist ein intimer Blick auf ein wütendes Gesicht.
Trailer zu Dune - Teil 2
Dune hatte lange Zeit den Ruf, unverfilmbar zu sein, was nicht überraschend ist. Das Buch ist lang und voll mit politischen Ränkespielen, erfundenen Begriffen die einen mehrseitigen Anhang nötig machen und Hintergrunddetails die für den eigentlichen Plot mäßig relevant sind. Villeneuve und sein Drehbuchautor haben geschickter Weise den Kern der Geschichte aus den umgebenden Verstrickungen geschnitten und setzten eher auf das einfangen der Stimmung als das wiederholen aller Details, was hervorragend funktioniert. Die Dehumanisierung der Charaktere durch gezielte Menschenzucht, ein striktes Kastensystem und manipulierten Glauben wird perfekt eingefangen. In der Welt von Dune hat die Menschheit sich in eine Sackgasse manövriert und der von ihrer eigenen Hand erschaffene Heiland verhärtet das System, statt es zur zerstören.
Es ist eine bittere Pille, die hier verabreicht wird, versteckt hinter einem Reigen aus überwältigenden Bildern und grandioser Musik. Dune ist oft ein überlebensgroßes Spektakel, dass jedoch nie Sinn und Zweck aus dem Auge verliert. Ein Blockbuster-Triumph.