Bewertung: 3 / 5
Nach jahrelangem hoffen, bangen und Millionen von zusätzliche investierten Dollars ist es endlich soweit: Zack Snyders Version des Justice League-Films ist fertig. Ist es ein vor gewissenlosen Produzenten gerettetes Meisterwerk? Ist es ein selbstverliebter Totalausfall? Die Antwort ist (leider): Weder noch. Ein komplett durchschnittlicher Film wird hier lediglich in einen überdurchschnittlichen verwandelt.
Der Plot ändert sich in den hinzugefügten zwei Stunden nicht wirklich: Fiesling Steppenwolf sucht drei MacGuffins, mit deren Hilfe er die Erde transformieren kann, die sechs Helden müssen ihn aufhalten. Neu ist dabei, dass Steppenwolfs Anführer Darkseid – der in der Kinofassung nur einmal namentlich erwähnt wurde – in diesem Film tatsächlich auftritt, was unserem Bösewicht ein bisschen mehr Tiefe gibt. In erster Linie dient Darkseid jedoch als Sequelbait und darf am Ende eine erneute Invasion der Erde ankündigen, weil er einen anderen MacGuffin finden will .
Trailer zu Zack Snyder’s Justice League
Die zusätzliche Zeit wird vorgeblich dazu genutzt, die Charaktere auszuarbeiten. Batman darf mehr grummeln, Aquaman muss sich länger mit seiner Familiengeschichte herumschlagen, Flash darf seine Kräfte häufiger zur Schau stellen und Cyborg bekommt eine wesentlich detaillierte Hintergrundgeschichte, was eine deutliche Verbesserung darstellt, da er in der Kinoversion nur sehr grob ausgearbeitet war. Er ist nun tatsächlich interessant und hat einen ordentlichen Charakterbogen über die kaputte Beziehung mit seinem Vater nach dem Tod seiner Mutter . Dabei verzeiht man auch, dass der Film da nicht hundertprozentig konsistent ist: Er hackt Bankaccounts um einer armen Frau auszuhelfen, aber als Wonder Woman ihn dann um Hilfe bittet schaltet er in vollen Grummelmodus und erklärt „Fuck the world“.
Während die Charaktere deutlich besser davonkommen als in der Kinoversion, hapert es beim titelgebenden Team nach wie vor. Die Helden bilden kein Team weil sie es wollen, sondern weil sie es müssen – was Potential für interpersonelle Konflikte bietet, aber davon ist hier wenig zu sehen. Generell ist die Interaktion zwischen den Helden unterentwickelt: wenn Aquaman und Cyborg erst absagen und dann doch kommen , dann wirkt das weniger als wären sie von der Notwendigkeit des Teams überzeugt worden sondern eher so als hätten sie grad nix besseres zu tun gehabt. Gruppenszenen gibt es eigentlich nur bei Kämpfen oder wenn ein bisschen Exposition nötig ist. Das Geplänkel zwischen Mitgliedern fällt auch merkwürdig flach, so als hätte man mehrere Kurzfilme über einzelne Helden gedreht und den Team-Up nachträglich dazu geschrieben. Es ist weniger die Justice League und mehr die Justice Zweckgemeinschaft. Das hier wenig nachgebessert wurde ist enttäuschend.
Anders als zu befürchten ist dies glücklicherweise keine Edgelord-Version geworden. Im Vergleich zu Man of Steel und Batman v. Superman ist der Film immer noch deutlich weniger ernsthaft, die Helden dürfen weiterhin Witze reißen und sind wesentlich weniger auf Kämpfe mit maximalen Sach- und Personenschaden fokussiert. Das sorgt dann auch dafür, dass der Film sich trotz vier Stunden Laufzeit deutlich kürzer anfühlt als seine beiden Vorgänger. Finsterer als die Kinofassung wird er vor allem, wenn es um Superman geht: der darf hier den schwarzen Anzug tragen und wir bekommen direkt zwei Visionen, in denen er sich offenbar mit Darkseid verbündet.
Alles in allem sind dies sinnvolle Änderungen – der Epilog hingegen ist äußerst fragwürdig. Plötzlich bekommen wir einen Berg Cameos serviert, die nicht viel mehr machen als zukünftige Filme vorzubereiten. Lex Luthor trifft sich mit Deathstroke, Joker tritt in einer der Visionen auf und darf sich einen mäßig interessanten verbalen Schlagabtausch mit Batman liefern und die letzte Szene im Film führt Martian Manhunter, der vorher eine Mini-Auftritt hatte, proper als Charakter ein.
Technisch ist der Film ordentlich, aber nicht perfekt. Das 4:3-Bildformat funktioniert erstaunlich gut, die CGI ist jedoch teilweise ein bisschen schwach. Steppenwolfs neues stacheliges Design ist nicht wirklich besser und Darkseid ist...grau. Das geht auch interessanter. Größtes Problem ist jedoch die Slow Motion. Zack Snyder ist ein großer Fan davon, aber hier wird’s teilweise so exzessiv, dass man nur noch mit den Augen rollen kann. Der Soundtrack ist deutlich ruhiger und atmosphärischer, was generell eine gute Wahl war, aber mit Szenen in denen es keinen Ton außer der Musik gibt wird manchmal übertrieben.
Am Ende haben wir hier einen Film, der zwei Schritte vorwärts und einen zurück macht. Irgendwo zwischen Kinofassung, Snydercut und ein paar Drehbuch-Rewrites liegt eine echt gute Version, aber die wird nie existieren. Was wir hier bekommen haben ist ansehnlich. Aber ein bisschen mehr hätte man schon erwartet.