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Easy Rider

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Easy Rider Kritik

Easy Rider Kritik

Easy Rider Kritik
0 Kommentare - 12.04.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Easy Rider" ist.
Easy Rider

Bewertung: 3.5 / 5

Wyatt (Peter Fonda) und Billy (Dennis Hopper) brechen nach New Orleans auf, um mit geschmuggelten Drogen Geld zu machen. Auf ihrem Weg treffen sie die unterschiedlichsten Gestalten. Unter ihnen auch der Anwalt George Hanson (Jack Nicholson), der ein Alkoholproblem hat. Das Aussehen der Motorradfahrer stößt auf Abneigung durch viele Menschen, denen sie begegnen.

Über ein halbes Jahrhundert nachdem Easy Rider erschienen war, schaut man natürlich retrospektiv das Werk, welches in Hollywood seiner Zeit für Furore sorgte. Wie bei so vielen Werken jener Zeit. Man denke da nur an Die Nacht der Lebenden Toten (1968) oder Bonnie und Clyde (1967) ist das, was einmal für entsetzte und entgeisterte Gesichtsmuskeln sorgte, natürlich etwas, worüber man heute nur noch bedingt einen Diskurs führen muss. Und man will das den Filmen nicht anlasten, daß sie eben ein Produkt ihrer Zeit sind, denn das sind Filme immer. Dabei geht es bei diesem Werk nicht mal so sehr darum, daß die Geschichte nicht in unsere Zeit passte, sondern viel eher darum, daß es die Inszenierung einfach nicht tut. Denn immer wieder gibt es da seltsame Entscheidungen der Regie, die bewusst auf ganz bestimmte, vermeintlich drastische Bilder draufhält, um eine gewisse Reaktion beim Zuschauer hervorzurufen. Das gelingt nicht wirklich, weil das, was da gezeigt wird, eben auch in seinem Exzess, in seiner Brutalität oder allem anderen, was so provokant am Film wirkte, heute nur noch ein müdes Lächeln hervorruft. Dabei würde man, sofern wir den wirklich in der sogenannten Postmoderne leben, nach heutigen Maßstäben wohl einen klaren Schock bekommen, wenn man Wyatt und Billy da auf ihren Motorrädern sieht. Sie sind einfach da und es ist so, daß der Film dies einfach voraussetzt. Irgendwie Segen und Fluch zugleich möchte man meinen, weil es ja durchaus ganz entspannend sein kann, wenn man nicht alles an einer Figur psychologisiert und den Zuschauer wie eine Mutter ihr Kind an die Hand nimmt. Doch wer diese Figuren sind, daß weiß der Zuschauer zu Beginn nicht und ist auch keinen Meter schlauer zum Ende.

Easy Rider ist ein Gefühlfilm. Klingt blöd, weil jeder Film ja Gefühle vermitteln soll. Jedes Kunstwerk soll das eigentlich. Doch dieses Werk ist so gut darin, einfach nur ein Gefühl einer ganzen Generation zu vermitteln, die irgendwie nach Freiheit strebt. Man hatte das wohl auch bitter nötig, nachdem die Jahre zuvor recht düster schienen und die Welt kurz vorm Abgrund stand. In Zeiten des Kalten Krieges, sich eine solche Botschaft zu erlauben ist gewagt. Dabei stellen diese Biker wohl auch die 68er-Bewegung dar. Und böse Zungen würden behaupten, daß einfach nur zu existieren, deren eigentliche Revolution darstellte. Kurz um, sie machen eigentlich nichts. Sie reisen über eine Strecke, haben kein wirkliches Ziel, außer vielleicht, ihren eigentlichen Gräueltaten zu entkommen. Sie haben Kokain erworben und nichts Besseres zu tun, als sich die Birne weg zukiffen. Das ist wohl das, was man die Freitagabend-Revolution nennt. Die Hilflosigkeit, mit welcher hier auf die Lüge des amerikanischen Traums reagiert wird, ist einerseits relativ subtil und auf der anderen Seite einfach nur gut. Es geht dabei ganz besonders um die Darstellung von Möglichkeiten. Was fängt man mit seinem Leben an? Dazu dienen Drogen ja immer wieder gerne, um den Umstand des versagenden Staates deutlich zu machen. Wenn also ein Individuum in einen Rausch gerät, dann sind symbolisch die Zustände in der Umwelt der Figur dafür verantwortlich. Der Umgang mit den Drogen als solchen bliebt aber eher zu blass, um ihn wirklich einordnen zu können. Doch das ist gut und gibt dem Werk letztlich Substanz, weil es zur Vieldeutigkeit anregt.

Das ist ein blutiger Weg und auch der Tod findet dort seinen Platz. Es ist erstaunlich, wie es Dennis Hopper und Peter Fonda gelingt, die Probleme einer ganzen Generation auf die Straße zu packen und zu verdeutlichen. Es hat gar etwas von einem Western, wenn diese einsamen Streiter durch die Welt ziehen und dabei auch von einigen Konformisten diskreditiert werden. Dabei schafft es der Film auch zu zeigen, daß ein Leben abseits der Norm zwangsläufig bestraft wird. Insofern gibt es kein Entkommen aus dem System. Besonders einprägsam ist hier zudem Jack Nicholson, der als Anwalt eigentlich die Seite des Gesetzes vertritt, sich dieses aber biegt, wie es ihm gerade passt. Gerade die Figur des George Hanson ist hier besonders interessant. Denn sie repräsentiert gleich mehrere gesellschaftliche Parameter. Zum einen ist sie Alkoholkrank und damit nicht gesellschaftstauglich. Etwas zu Trinken wird ja auch heute immer noch stark moralisiert. Besonders in den Staaten, aber auch in Europa, wenn man gerade wieder ein Feindbild braucht. Dann wiederum ist die Figur ziemlich anarchisch veranlagt und würde eigentlich gerne das System stürzen, an welches sie sich gebunden hat. Das erkennt man besonders daran, daß sie dann mit Wyatt und Billy mitreisen möchte. Und dennoch zeigt sich auch, daß hier ein Zwei-Klassen-System dafür sorgt, daß die Figur eben auch aus brenzeligen Situationen einfacher herauskommt. Dabei vereint er Establishment und Anti-Establishment in einem, wodurch es spannend wäre, zu sehen, wie sie sich im Laufe des Lebens wirklich entwickelt. Man erinnere sich nur mal an Horst Mahler.

Für New Hollywood typisch, ist das Werk dann zum Ende hin relativ tragisch ausgelegt. Mit der Erkenntnis, daß man wahre Freiheit nicht auf der Straße findet und auch Abseits der Norm kein Leben fristen kann, bleibt dem Individuum hier in diesem Fall nur noch ein Ausweg. Eine Erkenntnis, die leider relativ wahr ist. Sofern man denn keinen gesellschaftlichen Wandel herbeiführt. Dabei entlarvt der Film zudem die Lüge, daß einzelne viel bewirken können. Diese Hoffnung, die das naive Hollywood gerne bedient, funktioniert ja ohnehin ohne einen Komplex dahinter gar nicht. Und was verbleibt sie ein paar Flecken auf einer Landstraße, deren Schönheit ebenso anzuzweifeln ist, wie die Erfüllung, sich auf dieser zu befinden.

Mit Easy Rider kommt ein Film sicherlich nicht durch eine einfache Fahrt zum Ende. Der Film wirkt sehr experimentell und dadurch auch ein wenig in die Jahre gekommen. Teilweise leiden die Figuren auch unter diesem Problem. Und dennoch ist das Werk auf rein symbolischer Ebene sehr ausdrucksstark, weil es viel über den Zeitgeist vergangener Tage und auch einiges über den heutigen Zeitgeist verrät.

Easy Rider Bewertung
Bewertung des Films
710

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