Bewertung: 5 / 5
Gestern Abend habe ich mir Eternals im Kino angesehen. Seit dem ersten Trailer war meine Vorfreude und Erwartungshaltung extrem hoch. Der erste Trailer versprach gleichermaßen tolle und spannende Charaktere als auch ein episches Feeling, ohne zuviel zu spoilern. Die Musik hat ihr übriges getan, denn die war und ist grandios! Den zweiten Trailer habe ich mittendrin unterbrochen, weil er mir zuviel zeigte. Die zum Teil sehr negativen Pressestimmen konnte ich von Anfang an nicht nachvollziehen. Da wurden dem Film Dinge vorgeworfen, die man anderen Vertretern des MCU noch viel mehr vorwerfen konnte, und dennoch haben die anderen Filme bessere Wertungen bekommen. Das ist für mich schon absolut unglaubwürdig und hat an meiner hohen Erwartungshaltung nichts geändert, zumal ein paar Kritiken auch sehr positiv waren und deren Begründungen haben mir sehr zugesagt. Auch die Kritik von unserem User ZSSnake hat mir sehr gut gefallen. Spätestens da wusste ich anhand seiner Worte zum Film, dass Eternals auf jeden Fall meinen Geschmack treffen würde. Der Kinosaal war komplett voll (etwa 300 Zuschauer), doch das Publikum war ein äußerst angenehmes. Niemals ist jemand negativ aufgefallen, nur einmal ist jemand aufgestanden, der wohl zur Toilette musste und erleuchtete Handys habe ich nie wahrgenommen. Das Publikum war zudem sehr ruhig und aufmerksam und nur in witzigen Situation wurde mal gelacht. Ein toller Kinoabend!
Nun aber endlich zu Kritik…
Trailer zu Eternals
Schauspieler / Dialoge / Handlung / Logik
Hintergrund der Story und Teile der Film-Story (Achtung: SPOILER!)
Die Eternals wurden vor Millionen von Jahren von den Celestials erschaffen, um dabei zu helfen, im Universum den „Plan“ der Celestials umzusetzen. Celestials werden bei der Erschaffung von neuen Planeten quasi als Symbiont in den Planetenkern eingepflanzt. Die Eternals bekommen dann den Auftrag, das Leben auf den Planeten von den Deviants zu beschützen. Auch diese wurden von den Celestials erschaffen, waren aber ein „Fehlschlag“. Das Leben auf den Planeten muss gedeihen, und wenn das Leben seinen Höhepunkt erreicht hat, dann erwacht der Celestial und verschlingt das Leben bzw. den ganzen Planeten. Doch dieser neue Celestial erschafft wiederum neue Sonnen und Galaxien und ermöglicht so wieder die Entstehung neuen Lebens. Ein ewiger Kreislauf, der das Universum wachsen lässt und es am Leben hält. Soweit so „vernünftig“, wenn man es aus kosmischer Sicht betrachtet. Doch da die Geburt eines Celestials eben auch das Leben eines ganzen Planeten auslöscht, ist es aus Sicht des bereits bestehenden Lebens auch gleichermaßen moralisch fragwürdig, bestehendes Leben gegen mögliches Leben in der Zukunft einzutauschen. Die Eternals sind immer als Gruppe auf diesen Planeten. Nur die Anführer wissen über die Vernichtung Bescheid, alle anderen werden darüber im Dunkeln gelassen. Diese denken, das Leben des Planeten muss einfach nur vor den Deviants beschützt werden. Ist der Celestial geboren, kehren die Eternals zum obersten und ersten Celestial zurück. Dort werden ihre Erinnerungen zurückgesetzt und der Zyklus beginnt auf einem anderen Planeten erneut.
Dass man hier endlich einmal mehr über das Universum, den Kosmos und die Celestials und die Eternals erfährt, gefällt mir äußerst gut. Ich mag dieses Thema „Kosmos“ einfach total und finde das interessanter als immer nur die „kleinen“ Menschen auf der Erde. Schon Thor mit Asgard und der nordischen Mythologie hat mich damals sofort gefesselt, ebenso die Guardians of the Galaxy und Captain Marvel.
Die Eternals in diesem Film sind vor 7.000 Jahren auf der Erde angekommen, um eben auch auf der Erde einen solchen Celestial zu erwecken. Doch die Anführerin dieser Eternals, Ajak (Selma Hayek), bekommt moralische Gewissensbisse und liebt die Menschen so sehr, dass die die Geburt des Celestials eben verhindern will. Sie weiht Ikaris (Richard Madden) in ihren Plan und ihre Gewissensbisse ein. Doch dann erscheinen in der Gegenwart nach Jahrhunderten wieder Deviants, und diese scheinen gefährlicher und intelligenter geworden zu sein als jemals zuvor. Und so wird Ajak von einem Deviant getötet und Eternal Sersi (Gemma Chan) wird vom obersten Celestial als Nochfolgerin ernannt. Als sie von den Plänen über den Celestial und die Vernichtung der Erde erfährt, ist das für sie in größtem Maße erschreckend, da sie die Menschen über alles liebt. Und so kommen die Eternals auf der Erde, die sich vor Jahrhunderten getrennt haben, um unter den Menschen unerkannt zu leben, erneut zusammen, um zu beraten, was zu tun ist. Nicht alle sind einer Meinung und jeder Eternal hat zudem noch ganz eigene Probleme und Sorgen.
Die Handlung ist in sich eigentlich ziemlich logisch aufgebaut und größere Logikfehler sind mir keine aufgefallen. Die Geschichte spielt in der Gegenwart, aber es gibt immer wieder Rückblenden in die Zeit zwischen der Ankunft auf der Erde und der Gegenwart. Auf diese Weise erfahren die Zuschauer nach und nach immer mehr über die Eternals und ihre Eigenarten, ihre Kräfte und ihre Probleme und Sorgen. Das gefällt mir am Film richtig gut. Nicht jedem der zehn Eternals wird gleich viel Screentime gegeben. Der Fokus liegt klar auf Sersi (Gemma Chan) und Ikaris (Richard Madden), doch auch Sprite (Lia McHugh), Thena (Angeline Jolie), Kingo (Kumail Nanjiani), Phastos (Brian Tyree Henry), Druig (Barry Keoghan), Gilgamesh (Ma Dong-seok), Makkari (Lauren Ridloff) und Ajak (Salma Hayek) bekommen genügend Aufmerksamkeit, um als Zuschauer über alle genügend zu erfahren und sich emotional auf sie einlassen zu können. Die Charaktere sind für mich die erste große Stärke des Films, denn sie machen eine interessante und spannende Entwicklung durch. Jeder hat mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Klar wäre noch mehr drin gewesen, wenn der Film eine noch höhere Laufzeit spendiert bekommen hätte. Aber aus den knapp 150 Minuten Laufzeit (ohne Abspann) hat Chloé Zhao wirklich das Maximum herausgeholt. Emotional hat mich der Film aber voll und ganz mitgenommen.
Schauspielerisch sind alle Charaktere super besetzt und ich finde, dass sie alle ihre Rollen glaubwürdig und toll darstellen. Besonders Richard Madden (Ikaris) hat mir hier sehr gut gefallen. Auch das Zusammenspiel der Schauspieler bzw. Eternals als Team funktioniert wunderbar. Jeder Eternal hat seine Eigenarten, aber dennoch harmonieren sie als Team gut zusammen, wenn es auch so manche Differenzen untereinander gibt.
Die Dialoge im Film gefallen mir sehr gut, denn sie wirken nur selten aufgesetzt oder unpassend. Der Film nimmt sich selbst ernst (eher so ernst wie Captain Amercia: Winter Soldier oder Civil War) und verkommt zu keinem Zeitpunkt zu einer albernen Komödie wie Thor: Ragnarok, Ant-Man, Spider-Man oder die Guardians of the Galaxy. Ich las und hörte in einigen Kritiken, dass Eternals wie Thor: Ragnarok oftmals viel zu albern daherkommt und Gags in die unpassendsten Momente und Szenen gequetscht wurden. Dem ist definitiv NICHT so. Ich frage mich, ob wir denselben Film gesehen haben oder ob manche Kritiker vor sich hin gedaddelt haben. Der Film gehört insgesamt zu den ernsteren Vertretern des MCU. Der Humor ist dezent und meist sehr passend eingestreut worden. Der meiste Humor kommt von Kingo (Kumail Nanjiani) und seinem Butler Karun (Harish Patel), und der Humor lockert die Ernsthaftigkeit etwas auf, aber nie so aufdringlich wie beispielsweise in Thor: Ragnarok, wo selbst traurige Szenen durch unpassende und alberne Gags und Scherze zerstört wurden.
Noch ein paar Worte zu den Superkräften der Eternals: mich haben die Kräfte und die Eternals selbst am ehesten an die Mutanten des X-Universums erinnert. Jeder Eternal hat eine spezielle eigene Kraft oder mehrere Kräfte. Ikaris z. B. kann Laserstrahlen aus seinen Augen abfeuern und fliegen, während Ajak z. B. sich und andere schnell heilen kann.
Die Deviants als Feinde bleiben zwar relativ blass, aber die Grundidee, dass die Deviants ebenfalls eine Entwicklung durchgemacht haben und sich von den Celestials hintergangen fühlen, gefällt mir gut. Leider wird aus diesem Thema nicht genug herausgeholt, weswegen die Deviants auch nie über das übliche Marvel-Feindbild hinauskommen. Hier wurde leider etwas Potential verschenkt. Doch die Deviants sind ohnehin nicht das zentrale Hauptthema des Films, von daher ist das absolut verschmerzbar.
Auch hinterfragen könnte man, weshalb z. B. Doctor Strange niemals auf den Plan tritt und den Eternals hilft, ist er doch ebenfalls so mächtig wie diese selbst und beschützt die Erde vor kosmischen Kräften. Dass er von alldem nichts mitbekommt, was in der Gegenwart passiert, ist schon sehr fragwürdig. Gleiches gilt für Captain Marvel. Dass Thor nicht auftauchen kann, ist ja logisch, denn er ist ja mit den Guardians of the Galaxy losgeflogen.
Setting / Kostüme
Die Settings wechseln zwischen Orient, Urwald, europäischem Wald, Küsten, Weltall, Flachland und Städten und sind sehr abwechslungsreich. Auch zeittechnisch gibt es Szenen zwischen 5.000 v. Chr. Und heute.
Die Kostüme sind auch nicht schlecht. Jeder Eternal hat seinen eigenen Stil und das gefällt mir echt gut.
CGI-Animationen / Actionszenen
Die Actionszenen sind relativ rar gesät, haben es dann aber auch echt in sich. Die CGI-Qualität ist auf hohem Niveau und die Übersicht in den Actionszenen ist immer gegeben. Es gibt keine Wackelkamera und keine extrem schnellen Schnitte. Man behält als Zuschauer immer eine gute Übersicht über das Geschehen. Der Endkampf ist zum Glück auch überbordend lange und ausufernde CGI-Schlacht mit einem Overkill an Action-Feuerwerk, sondern sie ist kurz und knackig. So mag ich das, denn es gibt nichts ermüdenderes für mich als lang gezogene Actionsequenzen mit unendlich vielen und schnellen Schnitten. Hier sticht Eternals absolut positiv heraus.
Kamera / Szenenbilder / Schnitt
Die Kameraführung hat mir gut gefallen. Häufig bekommt der Zuschauer grandiose Total-Aufnahmen zu sehen, wodurch man auch immer einen guten Überblick über viele Szenen bekommt. Auch Landschaftsaufnahmen aus der Luft und tolle Panorama-Bilder gibt es viele zu sehen. Der Schnitt des Films ist mir nicht negativ aufgefallen, hier hat alles gut gepasst. Lange Szenen und ruhige Aufnahmen sind hier normale und das gefällt mir richtig gut.
Musik
Die Musik ist eher dezent und die Klänge haben mir eigentlich immer ganz gut gefallen, auch wenn hier jetzt auch nur wenig hängengeblieben ist. Epochale Musikstücke, die mir wie bei „Der Herr der Ringe“, „Fluch der Karibik“ oder „Interstellar“ hängenbleiben, sucht man hier auch vergebens. Aber richtig gut fand ich, dass die Musik des ersten Trailers („The End of the World“) auch im Film vorkam, wenn auch leider nur einmal. Das hat gleich eine Gänsehaut bei mir erzeugt. Tolle Überraschung!
Fazit
Eternals ist in meinen Augen einer der besten Filme des gesamten MCU bisher. Er bietet eine spannende Story und legt den Fokus endlich mal auf die Celestials und die Eternals und erklärt einiges über die kosmischen Kräfte des Universums. Der Fokus liegt dabei klar auf den zehn Eternals, deren Charakterentwicklung über 7.000 Jahre hinweg und den Dialogen. Fast jeder Charakter bekommt ausreichend Screentime und Raum zur Entfaltung. Eternals gehört zudem zu den ernsteren Vertretern des MCU und der Humor ist dezent und passend eingestreut und alberne Witze oder Sprüche kommen niemals zu einem unpassenden Zeitpunkt (böse Blicke zu Thor: Ragnarok werfend). Die Actionszenen sind kurz, aber knacklig inszeniert und die Schnitte und auch die Kameraaufnahmen sind wirklich klasse und sorgen für eine gute Übersicht des Geschehens. Zentrales Thema des Films sind viele moralische Themen über "Richtig" und "Falsch" und dass es eben nicht immer so einfach ist, eine klare Linie zwischen den Grenzen zu ziehen.
Auch die Laufzeit ist mit knapp 157 Minuten nicht zu lang geraten, denn der Film vergeht wie im Flug, vorausgesetzt, man kann sich auf die ruhigere Art des Films und den Fokus auf Dialogen und Charakterentwicklung einlassen und erwartet keine dauerhafte Action wie in manch anderen MCU-Filmen. Für mich jedenfalls gab es keinerlei zähe Längen und Langeweile kam bei mir nie auf. Eternals hat mich emotional total abgeholt und für 157 Minuten auf eine tolle Reise mitgenommen, aus der ich danach mit einem tollen Hochgefühl „erwacht“ bin. Selbst heute, einen Tag später, denke ich noch sehr viel über den Film nach, und zwar im positiven Sinne. Ich möchte mir den Film auf jeden Fall noch ein zweites Mal im Kino ansehen!
Ich habe heute lange darüber nachgedacht, welche Punktzahl ich dem Film am Ende vergeben würde. Trotz der kleineren Schwächen jedoch bin ich so unglaublich zufrieden mit dem Film, dass ich die höchste Punktzahl vergebe. Selten, dass Filme mich so extrem intensiv mitreißen, dass ich geistige Höhenflüge erlebe. Dune hat dies dank der kühlen Darstellung leider nicht ganz geschafft. Eternals finde ich in dieser Hinsicht stark überlegen.
10/10 Punkte – Hoher Wiederschauwert