Bewertung: 4.5 / 5
1985 war Stuart Gordon unter Horrorfans in aller Munde mit seinem kleinen, aber feinen Low-Budget-Horrormeisterstück Re-Animator. Jeffrey Combs als durchgeknallt-brillianter Wissenschaftler Dr. Herbert West, ein moderner Frankenstein wie er im Buche steht; Barbara Crampton als bildhübsche weibliche Hauptrolle - der Film ist ein geniales Stück 80er-Horrorkino und für mich auch heute noch ein gern eingelegter Film meiner Sammlung. Nur ein Jahr später machte sich Gordon daran eine weitere Geschichte von H. P. Lovecraft zu verfilmen. Die, doch recht freie, Interpretation der Lovecraft´schen Kurzgeschichte kam unter dem gleichen Namen - From Beyond - in die Kinos und hat seitdem eine unglaubliche Sogwirkung auf Fans in aller Welt entwickelt. Schauen wir uns an, ob dieser Kultstatus auch heute noch begründbar bleibt...
Inhalt:
Dr. Edward Pretorius und sein Assistent Dr. Crawford Tillinghast haben ein Gerät entwickelt, welches die Epiphyse im Gehirn stimuliert und es Menschen ermöglicht, über ihre normale Realität hinauszublicken. Doch das Experiment zum großen Durchbruch geht furchtbar schief und Pretorius verliert wortwörtlich den Kopf. Tillinghast bleibt schockiert zurück und wird für den Mord an seinem Kollegen festgenommen. Die junge, ausgesprochen ehrgeizige, Wissenschaftlerin Dr. Katherine McMichaels sieht in den Experimenten das Potenzial für einen Karrieresprung und bietet Tillinghast an, diese unter ihrer Aufsicht zu wiederholen, um seine Unschuld zu beweisen. Doch ist es klug die Wesen "from beyond" erneut auf sich aufmerksam zu machen?
Kritik:
Stuart Gordon hatte bereits mit seinem Geniestreich Re-Animator mein Horrorfan-Herz im Sturm erobert, so war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mich irgendwann an From Beyond setzen würde. Und soviel sei verraten: Der Mann versteht sein Handwerk nach wie vor ausgesprochen gut. Die Geschichte könnte dabei kaum abstruser sein und der Horror-Fantasy-Sci-Fi-Mix gelingt durch die frühe Aufstellung einer inneren Logik auch überraschend gut. Das Prinzip ist dabei so simpel wie effektiv: Das Gerät erweitert die Sinne, die Wahrnehmung wird geschärft, das Gefühl ist überwältigend - also will man es wieder erleben, wie einen Drogentrip. Obgleich es eben diese Gefahren aus anderen Dimensionen mit sich bringt, die jederzeit um uns herum existieren, die wir aber nicht sehen können. Wissenschaftlich gesehen und rein logisch macht die Geschichte dabei genau so viel Sinn, wie man benötigt, um interessiert zu bleiben, ohne mit den Augen zu rollen.
Eingefangen wird das alles nicht nur gekonnt durch Gordon und sein ausgesprochen talentiertes Team, nein es lebt auch und vor allem von den herrausragenden praktischen Effekten. John Carl Buechler und John Naulin, welche für die beeindruckenden Animatroniks und Kreatureneffekte verantwortlich waren, ließen ihrer Kreativität dabei freien Lauf. Gordon selbst verriet in einem Interview, dass viele der Ideen und Kreaturen dabei nicht zuletzt von Carpenters The Thing von 1982 inspiriert wurden. Wer Carpenters Film kennt, wird die Parallelen garantiert erkennen und sich wohlig an die Großtaten in Sachen Special Effects erinnern, die dort vollbracht wurden. Doch davor braucht sich From Beyond nicht zu verstecken und auch hier erwarten den Zuschauer mannigfaltige Grauensgestalten, die durch ekelerregende Detailverliebtheit begeistern.
Im Zentrum dieser Bestien steht nicht zuletzt der veränderte und von ihnen verdrehte, formwandelnde Dr. Pretorius, gespielt mit herrlicher Süffisanz von Ted Sorel. Die Figur selbst lernen wir in ihren Facetten im Grunde erst nach ihrem Tod kennen, doch Sorel verleiht dem genialen, jedoch mit seltsamen Vorlieben gesegneten, Wissenschaftler genug Profil, um als Antagonist klasse zu funktionieren. Ihm entgegen stellt sich das Trio aus Jeffrey Combs Dr. Tillinghast, Cramptons Dr. McMichaels und Ken Foree - vielen Horrorfans sicherlich noch bekannt aus Romeros Meisterwerk Dawn of the Dead - in der Rolle des Detective Bubba Brownlee, welcher sie im Interesse der Polizei begleitet.
Foree ist hierbei vor allem der Spiegel für die Zuschauer und stellt oftmals eben genau die Fragen, welche einem selbst beim Schauen durch den Kopf gehen. Seine unbedarfte Art und sein natürliches Charisma lassen einen die Figur sofort mögen und auch wenn er hinter den anderen Hauptfiguren eher in der zweiten Reihe steht, bleibt er doch positiv in Erinnerung. Combs stielt, mit großer Regelmäßigkeit und wie gewohnt, all seinen Kollegen die Show. Dieser Mann ist wandlungsfähig wie ein Chamäleon, kann in einem Augenaufschlag von psychotisch zu völlig normal und zurück wechseln und spielt hier quasi das Gegenteil seiner Rolle aus Re-Animator. Hier ist es seine Figur, die von einer ebenfalls auf den Kopf gestellten Rolle für ihre Zwecke missbraucht wird: eben von Cramptons McMichaels, die den Ruhm der Experimente für sich will.
Dabei ist es grade diese umgedrehte Dynamik der Figuren, die staunen lässt, wie talentiert beide Darsteller aufspielen und eben quasi das Bild aus Re-Animator umdrehen und völlig neu und doch gewohnt miteinander harmonieren. Crampton darf erneut ihre körperlichen Reize unter Beweis stellen und in einer extrem aufreizenden Szene sogar die Verführerin geben. Auf Darstellerebene gibt es hier wirklich nichts zu meckern und man fühlt sich wie bei einer verdrehten Re-Animator-Reunion.
Angenehm auch, dass der Film mit nur etwa 86 Minuten Laufzeit inklusive Abspann keinerlei Zeit für Längen oder gar Verschnaufpausen lässt. Von der Eröffnungsszene an wandert der Film von Highlight zu Highlight. Dabei bietet er einen Mix aus ausgesprochen gelungenem Bodyhorror, irrer Wissenschaft und verrückten Ideen beim Kreaturendesign. Und natürlich bei all dem, was er seiner Darstellerriege auf ihrem Weg ins Finale zumutet. Dass dabei vielleicht grade im letzten Drittel die Post so sehr abgeht, dass nicht mehr alles völlig logisch erscheint, lässt sich durch den sehr gelungenen Score von Richard Band jedoch gut verschmerzen, der den Film trotzdem hervorragend zusammenhält.
Fazit:
From Beyond ist nach Re-Animator Stuart Gordons zweiter großer Wurf im Horrorgenre und zweifellos zurecht ein Klassiker des Genres. Der leicht abgedrehte, jedoch trozdem angenehm logisch angelegte, Film trumpft mit einem tollen Darstellergespann, einem starken Score und einer starken Cinematografie auf. Gordons fokussierte Regie lassen den Film trotz kurzer Laufzeit nie gehetzt oder zu behäbig wirken und füllen jede Minute sinnvoll. Als einer der besten Vertreter seines Genres in den 80ern braucht sich From Beyond vor den Großen wie Carpenters The Thing oder Cronenbergs The Fly nicht zu verstecken und erarbeitete sich über die Jahre einen ähnlichen Stellenwert, jedoch auf einer dreckigeren, eher dem Low-Budget zugeneigten, Ebene. Wer den Film noch nicht kennt und vielleicht Re-Animator selbst mag, der sollte durchaus den Blick wagen. Und alle die auf guten, handgemachten, 80er-Jahre-Horror stehen, natürlich sowieso.
Von meiner Seite gibt es wohlverdiente
9/10 Punkte bzw. 4,5/5 Hüte
für einen Film, der mich gleich begeistern und packen konnte und der in seiner grausig-genialen Detailverliebtheit einfach unglaublich Spaß bringt.