Bewertung: 3.5 / 5
Ich muss gestehen, dass ich ganz erstaunt war, dass sich bisher noch keine Kritik auf Moviejones fand, die uns erwartungsfreudigen Weltuntergangs-Gaffern eine Orientierung geben könnte, was uns da in den Lichtspielhäusern unseres Vertrauens erwarten könnte. Nun, nachdem ich den Film gestern Abend gesehen habe, versuche ich mich am Schließen dieser Lücke.
Ich bemühe mich dabei möglichst spoilerfrei zu bleiben, bin mir aber sicher, dass die meisten auch nur leidlich Kinoerfahrenen Zuschauerinnen und Zuschauer sich den Plot und die jeweiligen Entwicklungen werden vorher ableiten können.
Trailer zu Geostorm
Klingt jetzt wahrscheinlich so, als ob ich hier gleich zu einer cineastischen Hinrichtung würde schreiten wollen - aber weit gefehlt. Ich muss gestehen: ICH HATTE SPASS! Und ehrlich bei einem Popcorn-Movie - und nichts anderes will dieser Film sein - ist das doch gar nicht so schlecht.
Beginnt der Film noch mit einer beinahe schon erschreckenden Nähe zu den Naturkatastrophen der letzten Wochen und Monate, verliert er danach jedoch schnell die Bodenhaftung zum Hier und Jetzt. Und Klimatologen mutieren vermutlich selbst zur Tiefdruckzone, wenn sie wissenschaftlich betrachten, was einem dieser Film als technologische Basis für die zukünftige Steuerung der Klimakatastrophen offeriert.
Aber dies fügt dem unbestreitbaren Unterhaltungswert dieses Films keinen Schaden zu. Ein nennenswerter Anteil des Budgets wurde in die verschiedensten Katastropheneffekte gesteckt, die zwar immer ein wenig Over The Top wirken, aber nichtsdestotrotz schwungvoll eingesetzt werden. Ein ähnliches Konzept hat ja auch schon "San Andreas" zu beachtlichem Erfolg verholfen.
Bei der Besetzung konnte ein hinreichend prominenter Cast gewonnen werden und auch wenn die Spielfreude der einzelnen Figuren nicht immer auf Oscar-Niveau rangiert, sind Akteure wie Gerard Butler, Ed Harris und Andy Garcia doch erfahren genug um als Stereotypen funktionieren zu können. Den Agenten von Alexandra Maria Lara darf gratuliert werden, dass sie in einem Big Budget Movie platziert werden konnte, aber ein wenig mehr Natürlichkeit und weniger (vermutlich vom Skript verordnete) teutonische Hüftsteife, hätten ihrem Charakter gut getan.
Das größte "Problem" dieses Films dürfte die unmittelbare Nähe zum erprobten Krawallkino eines Roland Emmerichs sein. Dies bekommt dann insofern einen negativen Beigeschmack, wenn man sich die bisherigen engen Verknüpfungen von Dean Devlin und Roland Emmerich anschaut. So verarbeitete Letzterer die Idee einer missbräuchlichen Klimaregulierung bereits in seinem Erstlings-Werk "Das Arche Noah Prinzip". Und natürlich - als Regieerstling von Dean Devlin - merkt man immer wieder, dass dieser seinem Roland früher intensiv über die Schulter geschaut hat.
Doch wenn man bisher das Weltuntergangs-Kino von Roland Emmerich mochte, sitzt man auch bei "Geostorm" am richtigen Platz. Ein B-Movie, dass nie vorgibt mehr zu sein, als es schlussendlich ist. Die Schauspielerinnen und Schauspieler überbrücken die Zeiträume zwischen den Katastrophenszenen. Ab und an wird das Flair des Raumfahrtfilms (a la Gravity und Apollo 13) bemüht und dann wird wieder am fleißigen Metropolen-Schreddern gearbeitet.
Wer so etwas mag und nicht immer im Kino intellektuell gefordert werden will, ist hier also gut aufgehoben! Ich mochte ihn!
PS Und während des Abspanns habe ich darüber nachgedacht, wie eine aktuelle Führungspersönlichkeit der USA ggf. in der Privatvorführung im Weißen Haus sitzt und seine restlichen Berater fragt: "Is this true? Is this possible?"