Bewertung: 4 / 5
Mein lieber Herr (oder Frau) Gesangsverein!
Wieder einmal wurde für mich bewiesen, dass es von großem Vorteil sein kann, wenn man mit geringen Erwartungen ins Kino geht. Nach den So-La-La Erfahrungen in Tomb Raider und Pacific Rim 2, dachte ich, dass es eben noch ein paar Wochen dauert, bis mit Infinity War der erste cineastische Gipfel in diesem Jahr erstürmt wird.
Trailer zu Ready Player One
Die Kritiken erschienen im Vorfeld wenig euphorisch, die Idee über weite Teile einen Animationsfilm zu schauen, der aber kein Animationsfilm sein will... all das hatte dazu geführt, dass ich zwar als Kind der 80er natürlich meinem Wunderkind Steven S. auch in dieses Abenteuer folgen würde. Aber so richtige Vorfreude stellte sich nicht ein.
Und ich muss auch deutlich sagen, dass viele meiner Befürchtungen durch den Film nicht wirklich entkräftet wurden. Es gibt immer wieder große visuelle Brüche zwischen den realen Szenen, die mitunter lieblos und "billig" anmuten und den Passagen in der Oasis. Die dann aber mitunter auch nur wie aufwändig animierte Zwischensequenzen in einem NextGen-Konsolenspiel wirken.
Aber warum dann 4 Hüte?
Weil es einen Riesenspaß macht, dieser Hatz zu folgen. Bereits die erste Sequenz in der Oasis fetzt einen beinahe aus dem Sessel. Viel zu viel RammBamm um dem ganzen noch visuell folgen zu können. Aber der Bilder- und Geräusche-Overkill (ICH LIEBE DOLBY ATMOS) drückt einen in den Sessel und man vergisst zu atmen. Kann einen eine hanebüchene Geschichte besser packen als so?
Ich selbst kenne den Roman nicht und finde eigentlich auch das Konzept ein wenig unschlüssig, dass eine so stark von den 80ern geprägte virtuelle Welt so verführerisch sein soll, dass die ganze Welt sich eintuned. Insofern kann ich wenig über die Werktreue berichten. Aber für mich (Jahrgang 66) waren diese unzähligen Referenzen zur Popkultur einfach wie über Nacht im Candy Laden eingesperrt zu sein.
Neben mir saß ein Gamer, der die Querverweise ergänzen konnte, die mir - eher als Filmfreak - nicht so auffielen. Und ich meine es genau, wie ich es in der Überschrift sage. Wenn dieser Film in meinem Player liegt, werde ich in Einzelbildschaltung durch die Oasis streifen. Um möglichst alle Referenzen zu finden. Gerade dieses direkte Ansprechen der Nerds im Kinosessel hat so einen Riesenspaß gemacht...
Und der Film selbst erzählt mit einem Augenzwinkern und hohem Tempo vom Wettrennen um die Zukunft der Oasis. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten versuchen die Schauspieler/innen ihre skizzierten Charaktere mit Leben zu erfüllen. Doch im Prinzip verweilt der Zuschauer nie lange genug in der Realität um sich über diese überhaupt länger Gedanken zu machen.
Sollte die gesamte Handlung dann mal ein wenig ins Stolpern geraten, wird einfach eine Massenszene in der Oasis eingestreut, in der man als Zuschauer oder Zuschauerin nicht mehr weiß, wohin man zuerst schauen soll. und die Handlung verkommt zur Nebensache, weil man vor lauter Referenzsuche das Gefühl hat in ein bewegtes Wimmelbild einzutauchen.
ich wiederhole mich... ein Riesenspaß! Und ein Muss für Blockbuster-Fans Ü30!