Bewertung: 4 / 5
Als der Erfinder Rand Peltzer (Hoyt Axton) ein Weihnachtsgeschenk für seinen Sohn Billy (Zach Galligan) sucht, kauft er ihm einen sogenannten Mogway, welchen er in einem Geschäft in Chinatown findet. Für den Umgang mit dem Wesen gibt es nur drei Regeln: Nicht dem Licht aussetzen, nicht mit Wasser in Berührung kommen lassen und nicht nach Mitternacht füttern. Schnell passiert aber genau das, und das Tier, daß nun auf den Namen Gizmo hört, kommt mit Wasser in Kontakt und vermehrt sich. Doch diese sind nun so gar nicht mehr wie Gizmo, und nun bricht das Grauen über Kingston Falls herein.
Die 1980er Jahre werden popkulturell seit Jahren immer und immer wieder kommerziell ausgeschlachtet. Von Kino-Hommagen, über Remakes, Sequels, Reboots, aber auch modetechnisch, wie auch im Sinne der Musik. – Etwas an dieser besonderen Epoche ist auch im Kino nicht totzukriegen. Nun ist Gremlins – Kleine Monster ein Kind der frühen 1980er Jahre und somit könnte er eigentlich als Paradebeispiel für diese Art von Kino gelten: Effekttechnisch beeindruckend, simple Heldenskizzierung und irgendwie leicht wegzuschauen. Allerdings ist Gremlins – Kleine Monster nicht so. Der Film ist eigentlich das komplette Gegenteil, unzähliger "süßer" Außerirdischer wie in E.T. – Der Außerirdische (1982) oder auch Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung (1977), denn die Gremlins sind in weiten Teilen alles andere als handzahme Wesen, mit denen man Knuddeln wollte. Im Gegenteil: Nicht nur nehmen sie das eigene Haus komplett auseinander, auch zur Gewalt neigen sie in einer Form, die mitunter auch ganz schön drastisch sein kann. Das sorgt dann mitunter dafür, daß der Film sich ab einem gewissen Punkt in einen unterhaltsamen Splatter verwandelt, der nur darauf wartet vielleicht auch die ein oder andere Figur zu entbehren.
Seit seiner Veröffentlichung sieht sich der Film natürlich auch immer wieder einigen Skandalen ausgesetzt. So steht nicht nur die exzessive Gewalt zur Debatte im ewigen Diskurs, auch die Gremlins als solche werden als rassistische Allegorie auf Afroamerikanische Stereotypen gesehen, da sie einen Hang zum Hip-Hop haben, aber auch mit Händen essen. Auffällig ist der Umstand zwar alle Male und man kann zumindest zu Teilen nachvollziehen, woher dieser Gedanke kommt. Auf der anderen Seite liegt aber auch in Gremlins – Kleine Monster eine Kritik zu Grunde, die sich gegen das Konsumverhalten des Amerikas der 1980er Jahre richtet. So gehört Hip-Hop und damit auch ein gewisser Kleidungsstil eben auch zur modernen Kultur, beziehungsweise zu dem, was man als angesagt betrachten würde. Allgemein lässt sich eine übergeordnete Konsumkritik sehr gut in dem Werk finden. So macht das Kapital, aber auch das Verlangen nach Konsum die Ausbreitung der Gremlins überhaupt erst möglich. Dann wiederum übernehmen die Gremlins die Kontrolle, also herrscht das Produkt über den Menschen, der hier wehrlos einer übermächtigen Gruppe ausgesezt ist. Wenn man sich also den technischen Fortschritt der letzten vierzig Jahre vor Augen führt, und gerade auch das Aufkeimen von technischen Errungenschaften im Bereich der künstlichen Intelligenz betrachtet, ist der Kontrollverlust weit weniger utopisch und fernab der Realität, als man das vielleicht glauben mag.
Unterdessen baut der Film eine zuckersüße Liebesgeschichte zwischen der von Zacdh Galligan gespielten Hauptfigur Billy und der von Phoebe Cates gespielten Kate Beringer auf. Zwar bekommt die Geschichte der beiden nicht allzu viel Rahmen, aber sie ist indes ziemlich gut gespielt. Und da sich das gesamte Szenario zu Weihnachten abspielt, hätte man vermutlich keine bessere Möglichkeit finden können, einerseits eben eine Romanze zu etablieren, und dabei gleichzeitig eben auch das Konsumverhalten und das kitschige Gehabe zu dieser durchaus besonderen Zeit anzukreiden. Das wird dann idyllisch, wenn Amerikaner, aber auch andere christlich geprägte Länder ihr Verlangen nach Weihnachten, nach einem ruhigen Fest voller Freude Ausdruck verleihen.
Wahrscheinlich hätte man an der ein oder anderen Stelle auch etwas mehr den Konservatismus, der hinter dem Fest steht, anprangern können, auf der anderen Seite ist es bezeichnend und entlarvend, aber auch erschreckend aktuell, daß der Film sich die amerikanische Popkultur, aber auch den Drang nach Selbstoptimierung in Form von Fitness zur Schau stellt. Und etwas irritierend wird es außerdem dazu, wenn eine Figur ihre ganz eigene Geschichte mit dem Fest verbindet, die so ein wenig im Kontrast zum Rest steht, weil sie soviel Herzschmerz hervorrufen soll.
Davon abgesehen ist es natürlich ein großartiges Konzept, welchem der Film zugrunde liegt. Gleichzeitig ist auch diese Überspitzung, mit welcher der Film spielt, gut abgewägt, weil sie auf einem schmalen Grat zwischen herrloser Übertreibung und konsequenter Kritik stattfindet. So wirken die Szenen mitsamt ihrer Härte, aber auch den ruhigen Momenten besonders gut, weil sie dem Zuschauer Zeit geben in die Welt abzutauchen, aber auch die Spannung aufrechterhalten können.
Konzeptionell gehört der Feiertags-Genre-Mix mit zu den interessantesten Werken der 1980er Jahre. Zum einen, weil er mit Erwartungen spielen kann, zum anderen, weil er zudem noch etwas zu sagen hat, ist Gremlins – Kleine Monster, neben technischen Finessen, auch inhaltlich mehr als nur ein weiterer Film zu den Feiertagen. Was anmutet wie eine typische 1980er Geschichte, ist mitunter der kreativste Bruch seiner Zeit.