Bewertung: 3.5 / 5
Auch 40 Jahre später kann er es noch - eine saubere Schlussfolgerung für einen inzwischen über 60-jährigen Serienkiller. Regisseur David Gordon Green schuf gemeinsam mit Danny McBride und Jeff Fradley ein robustes Sequel, das sich fast nahtlos an die Ereignisse aus 1978 anschmiegt. An den überraschenden Horror des Originals kann der Film nicht heranreichen, aber das Wiedersehen mit Laurie Strode und andere Referenzen sind nicht zu unterschätzende Faktoren, die den Kinobesuch zu einem Muss für Fans machen.
Halloween Kritik
Michael Myers (James Jude Courtney, Nick Castle), der im Jahr 1978 ein Blutbad im kleinen Städtchen Haddonfield anrichtete, sitzt seit nunmehr 40 Jahren in einer psychiatrischen Anstalt. In dieser Zeit wurde versucht zu ergründen, was ihn antrieb, doch Michael bleibt mysteriös, wie ein stummer Schatten. Ein Erlass fordert nun die Verlegung in ein Hochsicherheitsgefängnis und auf dem Weg dorthin passiert, was Laurie Strode (Jamie Lee Curtis), die das Massaker an Halloween einst überlebte, seit all der Zeit befürchtete: Michael entkommt und steht seinen einstigen Taten schon auf seinem Weg nach Haddonfield in nichts nach. Erneut muss sich Laurie dem unaussprechlichen Grauen stellen und dieses Mal nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Familie schützen. Die hingegen zweifelt stark an ihrer Zurechnungsfähigkeit...
Trailer zu Halloween
1978. 2018. Nicht nur The Cure und Duran Duran feierten in diesem Jahr ihr vierzigjähriges Bestehen, auch einer der ikonischsten Slasher-Filme aller Zeiten stammt aus jenem Jahr, das vor Mauerfall, Internet und Tinder wie aus einem anderen Leben wirkt. Trotz der vergangenen Jahrzehnte gelingt es den Machern von Halloween auf lobenswerte Weise, die Fortsetzung im Jetzt zu verorten, aber viel Charme des Originals einzufangen. Licht, Szenerie und Darsteller sind stimmig, um den Zuschauer in das kleine US-amerikanische Haddonfield abzuholen, in dem der Horror von 1978 erneut Einzug hält.
Halloween setzt direkt nach John Carpenters Geniestreich an und negiert alle Fortsetzungen und Versuche, die es zwischenzeitlich gab. Dabei ist die Geschichte schnell erzählt: Michael Myers lebt, er entkommt und legt wieder los. Regisseur David Gordon Green und Co-Autor Danny McBride, deren Namen man eher nicht mit diesem Genre in Verbindung bringen würde, gelingt es trotzdem fast ehrerbietig, sich der Figur anzunähern und nicht so einen Müll abzuliefern, der so manchen Fan in den vergangen Kinojahren verschreckte. Wer kennt sie nicht, die unheimliche weiße Maske eines Michael Myers, die zu einem Must-have bei Halloween-Partys geworden ist und der Eingang in die Popkultur fand? Einen Killer, der trotz ruhigen Schrittes seine Opfer regelrecht "überholt", lautlos mordet und irgendwie immer überlebt? Wer hätte keine Angst vor so einer unzerstörbaren Kampfmaschine?
Teilweise gelingen den Machern abseits des Retrofeelings sehr gute Momente, die über die bloße Story hinausgehen und fast tiefgründig sind. Der unheimliche Einstand im Anstaltshof, wo Licht, Geometrie und Farben zu einem surrealen Grauen verschmelzen - eine der stärksten Filmszenen. Oder die Vater-Sohn-Szene im Auto, die geradezu Schranken durchbricht, ohne lächerlich zu wirken sowie die umhergeisternden Irren, die statuenhaft im Nebel auftauchen. Andererseits hält sich Halloween nicht zurück, wenn es ans Eingemachte geht und trotz bloßer Bewaffnung mit einem Messer steht der eine oder andere Michael-Moment The Walking Dead in nichts nach.
Und so hat Halloween seine Momente, besonders wenn Curtis als toughe Oma sich dem Grauen stellt und man sich gar nicht vorstellen möchte, was die vierzig Jahre ihr und ihrer Familie wirklich angetan haben. Doch wo Licht, da auch Schatten und irgendwann wirkt es etwas absurd, wenn das personifizierte Böse immer überlebt. Nein, versprochen, wir spoilern hier kein Ende, aber gerade Michaels Übermenschlichkeit, die einerseits viel von der Bedrohung ausmacht, schwächt auch den Effekt ab, gerade wenn man an dessen Alter denkt. Der Film wirkt sehr bodenständig und realistisch, was dann mit diesen Kniffen im Jahr 2018 teils lächerlich wirkt, ist man selbst kein totaler Fan, der so manche Ungereimtheit eher verzeiht.
Dennoch senkt diese Kritik nicht den Spaßfaktor, denn Halloween ist eine Fortsetzung geworden, deren Qualität viele andere Versuche vermissen ließen. Ein simples Drehbuch, schließlich entkommt Michael ein zweites Mal, füllt 106 Minuten mit vielen klassischen Momenten, Anspielungen und ausreichend Gore. Laurie Strode hat viel dazu gelernt und es ist eine Freude, Jamie Lee Curtis in ihrer kultigen Rolle wiederzusehen. In seinem Segment ein wirklich gelungener Film, der den Nostalgiefaktor gekonnt ausspielt.