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Hercules

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Hercules Kritik

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Hercules Kritik
0 Kommentare - 12.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Hercules" ist.
Hercules

Bewertung: 4 / 5

Hercules (Tate Donovan) ist der Sohn von Zeus (Rip Thorn) und Hera (Samantha Eggar) wird als Säugling von seinem Onkel Hades (James Woods) verschleppt. Nun wächst der junge ohne zu wissen, wer er ist, bei seinen Pflegeeltern auf der Erde auf. Als er von seiner wahren Herkunft erfährt, will er in den Olymp zurück. Damit das gelingen kann, muss er ein „wahrer Held“ werden. Mit seinem treuen Pferd Pegasus, begibt er sich auf die Suche nach einem Lehrer. Diesen findet er in deinem schwierigen Philoctetes (Danny DeVito). Doch während er sich auf das Heldendasein vorbereitet, verliebt er sich in die mysteriöse Megara (Susan Egan)

Auf rein handwerklicher Ebene gibt es wohl kaum etwas, was man an Hercules zu bemängeln hätte. Das Werk, dass in der Disney Renaissance wohl einen eher unbeachteten Platz einnimmt, gehört wohl auch inhaltlich, wie von der Figurenzeichnung nicht gerade zu den stärksten Werken jener Phase. Begründen lässt sich das vor allem an der flachen Figurenzeichnung. So ist Hercules einfach der Held. Zeus einfach der gute Vater. Hades einfach der böse und ohnehin sind damit alle Fronten geklärt. Wenngleich sich insgesamt schon so ein wenig Ambivalenzen auftun, wenn es um die ein oder andere Figur geht, weiß man doch von Anfang bis Ende Bescheid, woran man an den Figuren ist. Und das wird sich auch nicht mehr ändern. Das ist nicht das größte Problem und so muss man diesen Film auch ob seiner letztlichen Botschaft interpretieren. Man hat also den jungen Hercules, der nichts von seinem wichtigen Blut weiß und eher in bescheidenen Verhältnissen aufwächst. Doch durch Fleiß und harte Arbeit gelingt ihm dann letztlich der Durchbruch, beziehungsweise er erlangt die Anerkennung, noch der er sich seit jeher sieht. Diese Identitätskrise, die Hercules als Figur durchlebt, wird nur noch dadurch unterfüttert, daß er ja ohnehin des richtigen Blutes ist und so muss man den Film auf rein politischer Ebene als Legitimation des amerikanischen Traums verstehen. Gleichsam macht der Film aber auch überdeutlich und entlarvt sich damit ein Stück weit selber, daß es keineswegs egal ist, wo man herkommt, der richtige Name muss es eben auch sein. Und wenn man dem Film etwas Böses wollte, dann würde man ab hier abschalten und sich fragen, was das für eine Botschaft sein soll.

Daß Disneys Variante von Hercules sicherlich nicht die Darstellung der griechischen Mythologie ist, dürfte jedem klar sein. Viel zu komplex und untauglich sind doch die einzelnen Schicksale jener Figur. Doch man muss diesen Film trotzdem in gewisser Weise dafür loben, daß in diesem Film noch so etwas wie Sexualität stattfinden darf. Was damit gemeint ist? Nun es lässt sich eigentlich an den Figuren wiederum ganz gut erklären. Zum einen hätte man da den Heldentrainer und Satyr Philoctetes, der sich gleich zu Beginn aus heutiger Sicht sicherlich der Cancel-Culture unterwerfen müsste. Die erste Szene, in der man ihn betrachtet ist, eine, in der er irgendwelche Frauen ausspannt. Ist das witzig? Nein. Muss das im Film sein? Nein. Aber es zeigt auch auf, daß Hercules kein Film ist, der in dieser Form heute funktionieren würde und der somit auch gleich zu Beginn Charaktere aufweist, die streitbar sind. Nicht ob ihrer Persönlichkeit, ganz sicher aber, ob dessen, was dieses Wesen tut. Und das gehört sicherlich zu den Momenten, die ein wenig unangenehm sind, gleichsam muss man sagen, daß es hier zumindest eben noch eine sexuelle Entladung gibt, während Disney in heutigen Werken zumeist doch eher a-Sexuelle Tiere oder Menschen in Szene setzt. So war es in Baymax – Riesiges Robowabhohu (2014), so war es in Zoomania (2016), so war es in Encanto (2021) und so war es in Strange World (2022). Natürlich ist das immer perspektivisch, doch es zeigt sich auch, daß das Werte-Konservative Unternehmen Disney hier ganz klar Angst vor Sexualität hat, welche sicherlich eine gewisse Begründung in MeToo findet, aber auf eine erstaunlich prüde Zeit hinaussteuert.

Das Talent, Werke in ihrer Zeit zu betrachten, ist im aktuellen Vulgär-Diskurs ja ohnehin abhandengekommen. Doch seis drum. Man kann Hercules auch in anderen Punkten sicherlich seine Talente nicht absprechen und so erweist sich der Film zumindest von Beginn bis zum Ende als ziemlich unterhaltsam, sofern man denn auf dieser rein oberflächlichen Unterhaltungsebene bleibt. Charmant und ausdrucksstark bleibt vor allem Hades, dessen freie Schnauze unter den Schurken, die Disney so in den 1990er Jahren zu bieten hatte, sicherlich auch deshalb im Gedächtnis bleibt, weil er so Wortgewand und offenkundig ist. Er weiß, was er will. Sein Plan ist einfach und es gibt auch hier wiederum keine Pathologisierung einzelner Taten. Die braucht es auch nicht, wenn dann kämen nämlich alle nicht besonders gut dabei weg. Schließlich neigte auch Zeus dazu alles Mögliche zu Begatten, ohne einmal nachzufragen, ob das denn okay war. Warum sollte er auch? Er ist ein Gott. Stilistisch grenzt sich Hercules auch so ein wenig vom sonstigen Schaffen Disneys ab und beliebt zumindest in Sachen Zeichnung ein wenig cartooniger. Was vor allem bedeutet, daß der Film – ähnlich wie auch Ein Königreich für ein Lama (2000) – sehr auf teils groteske Bilder setzt. Das macht Spaß und ist insofern auch erfrischend, weil der Film zwar durchaus die üblichen Klischees bedient, dabei aber auch ein klein wenig derber daherkommt. Das ist in gewisser Weise aber vor allem sehr subtil zu spüren. Da merkt man eben auch das mit Gerald Scarfe ein Karikaturist die Figuren entwarf.

Interessant ist ebenso die Figur von Megara. In der Mythologie ist ihr und Hercules wohl kein so glückliches Ende vergönnt und hier vereint sie eine klassische Femme Fatale, deren großes Pech es ist, immer an die falschen Männer zu geraten. Nun lässt sich darüber streiten, ob sie denn wirklich feministisch, oder eben doch antifeministisch ist. Mit Sicherheit lässt sich mit dem Film aber vor allem sagen, daß man die Figur wohl heute nicht mehr so schreiben würde. Sie tut nämlich alles, was sie tut, weil sie von Hades, einem Mann, dazu genötigt wird und dann wird sie von Hercules gerettet. Das Interessante an der Figur und damit unterschreibt sich auch ihre Komplexität so ein wenig, ist das sie keineswegs Desillusioniert an die Dinge im Leben herangeht. Auch das, sicherlich ein klassisches Merkmal für eine Femme Fatale, doch das macht die Figur ebenso streitbar, wie etwa einen Philoctetes. Doch die Überpolitisierung jedweder Kunst, lässt eben dann auch vergessen, daß man eben jene Filme auch im Kontext ihrer Zeit betrachten muss. Und genau da macht Hercules zu weiten Teilen einfach Spaß. Er ist überdies auch durch seinen Einsatz von Gospel-Musik durchaus in der Vita von Disney sehr interessant. Auch da kam es erstaunlicherweise nicht zum White-Washing, insofern in dieser Hinsicht vielleicht auch progressiver, als man meinen sollte. Doch ob man darüber in ein paar Jahren noch so denkt, kann man nur spekulieren und das ist generell etwas, was dem Film schnell den Reiz nehmen könnte.

Eine adäquate Adaption mythologischer Stoffe braucht man hier sicher nicht zu erwarten. Hercules ist eben im Prinzip eine sehr moderne American Dream-Geschichte, die man durch eine deutliche Analyse in jedweder Hinsicht zerpflücken könnte. Doch durch seinen eigenwilligen Charme in Sachen Zeichnung und Musik und durch ebenso eigenwillige, wie prägnante Figuren, sticht der Film doch in gewissermaßen heraus und erweist sich für die kurze Zeit, als extrem unterhaltendes Werk, daß über das Mittelmaß weit hinausgeht.

Hercules Bewertung
Bewertung des Films
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